Als Erweiterung von Grounded Theory und in Kombination mit ethnographischen Methoden der Datenerhebung bietet die Situational Analysis (Clarke 2005) Möglichkeiten, latente, übersehene und unbekannte Akteure, Diskurse und zahlreiche Elemente um einen Untersuchungsgegenstand aufzuspüren und einen Fokus für die weitere Datensammlung und Entwicklung von Fragestellungen zu finden. Das Erstellen von Karten (maps) ermöglicht eine erste Orientierung in Bezug auf mögliche soziotechnische und soziopolitische Bezüge, sowie Positionen von Akteuren.
Der Komplexität unserer Gesellschaft nähert man sich hierbei aus einer postmodernen Perspektive an. Die Pluralität von Lebenswelten und Sichtweisen wird hier als Chance für die Entwicklung von Fragen und vorläufigen Konzepten gesehen. Fragestellungen für Beiträge zu alternativen Zukünften liegen oft im Verborgenen. Sie liegen nicht in einer vermeintlichen Ordnung, sondern in einer unüberwindbaren Komplexität von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren, räumlichen und zeitlichen Bezügen, dazwischenliegenden Diskursen und Handlungen. Das ursprüngliche Anliegen ist dabei nur ein erster Orientierungspunkt für die Sammlung von Daten, und kann im explorativen Sinne, neue wichtigere Fragestellungen eröffnen. Für Organisationen kann dieses, gepaart mit einem tiefen Stakeholderverständnis und systemischen Blick, ein erster Baustein für die Entwicklung eines gemeinsamen Projektes sein, um entweder bestehende Herausforderungen mit den richtigen Fragen, Diagnosetools und Strategieinstrumenten zu verknüpfen oder bei der Erkennung von Entwicklungschancen zu helfen.