Fünf Jahrzehnte Evaluation von F&I-Politik

Deutsche und europäische Evaluationspraxis im Wandel der Jahrzehnte

Ziele, Konzepte und Methoden von Evaluationen haben im Feld der Forschungs- und Innovationspolitik (F&I-Politik) von ihren Anfängen bis heute eine deutliche Entwicklung durchgemacht. Diese Entwicklung der Evaluationsforschung und -praxis ist immer im Zusammenspiel mit den großen Linien der Forschungs- und Innovationspolitik zu denken, da die Evaluationskonzepte und -instrumente mit den jeweiligen »Moden« und Wellen in der F&I-Politik korrespondieren. Stichworte hier sind die Etablierung von Kompetenzzentren Ende der 1990er Jahre, die neue Missionsorientierung oder auch die Einführung von New Public Management-Ansätzen in öffentlichen Forschungsorganisationen.

Professionalisierung ab den 1960er Jahren

Der Beitrag im Sammelband konzentriert sich auf Evaluationen von Fördermaßnahmen, adressiert aber auch Fragen zur Evaluation von Forschungseinrichtungen. Er fokussiert vor allem auf die deutsche und europäische Evaluationspraxis, bezieht allerdings die anglo-amerikanische Literatur zur Theorie der Evaluation mit ein.

In den 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahren nahm die gezielte Evaluation öffentlicher Forschungs- und Innovationsaktivitäten und -politiken Gestalt an, deckte ein wachsendes Themenspektrum ab und professionalisierte sich allmählich.

In den 1990er Jahren wurden die zentralen Ansätze und Arbeiten der vorangegangenen Jahrzehnte aufgegriffen und weiterentwickelt, es gab aber auch wichtige neue Entwicklungen wie die Evaluation von Multi-Akteurs-, Multi-Maßnahmen-Programmen sowie die Stärkung einer nationalen und internationalen Evaluationsgemeinschaft.

Mehr Evaluierungen und mehr Selbstreflexion

Im Jahrzehnt von 2000-2010 gab es eine zunehmende Zahl von Evaluierungen, die versuchten, die Dynamik auf der Systemebene zu erfassen und die Rolle der Politik und der Politikportfolios für die Systementwicklung zu verstehen, verbunden mit verstärkten Bemühungen, die Politikgestaltung mit formativen Ansätzen zu unterstützen.

Auf der anderen Seite verlangte das System der Politikgestaltung weiterhin eine summative Bewertung, eine quantitative Zahl, um die Ausgaben für die FTI-Politik zu legitimieren. Die unterschiedlichen Ansprüche der STI-Evaluierung führten zu einer verstärkten Selbstreflexion in der Evaluation-Community mit wichtigen kollektiven Veranstaltungen, Bestandsaufnahmen und Analysen.

Die Jahre 2010 bis heute waren geprägt von der Diskussion darüber, wie die Wirkungen der Forschung gemessen werden können, wobei der Schwerpunkt auf den nichtakademischen Wirkungsdimensionen lag. Die Evaluierungs-Community erkundet nun zunehmend die Möglichkeiten der Big-Data-Analyse.

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