MobileCity-Simulator von Fraunhofer, KIT und Takomat gewinnt Deutschen Mobilitätspreis

Das Forschungsprojekt MobileCityGame und die darin entwickelte MobileCity-App sind mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet worden. Unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI hatte ein rund 30-köpfiges Team einen einzigartigen Simulator für die Planung von nachhaltigen Mobilitätssystemen in Städten entwickelt. Die App macht die Verkehrswende, die zur Erreichung der Klimaziele nötig ist, spielerisch für jede und jeden verständlich und erlebbar.

Der Verkehrssektor trägt rund ein Fünftel zu den Treibhausgasemissionen Deutschlands bei und Maßnahmen zur Minderung sind bisher nicht ausreichend. Wie also sollen Städte und Gemeinden ihre lokalen Mobilitätssysteme anpassen? Mit der MobileCity-App hat ein Konsortium aus Fraunhofer ISI, Fraunhofer IOSB, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der takomat GmbH einen leistungsstarken Simulator für die Planung von nachhaltigen und finanziell tragfähigen Mobilitätssystemen entwickelt. Das Forschungsprojekt ist nun mit dem Deutschen Mobilitätspreis in der Rubrik »Digital Transformation & Data Driven Mobility« ausgezeichnet worden.

Der Preis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen im Bereich Digitales und Mobilität und wird jährlich vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr verliehen. Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing übergab den Mobilitätspreis am Donnerstagabend (30. November 2023) an Dr. Claus Doll vom Fraunhofer ISI, Michael König vom KIT und Nina Rösner von der takomat GmbH, die die App technisch umgesetzt hatte.

MobileCity-App spricht Profis und breites Publikum gleichermaßen an

»Mit der MobileCity-App wollen wir die Nutzung von Verkehrs- und Nachhaltigkeitsmodellen demokratisieren und für alle erfahrbar machen«, sagte Dr. Claus Doll, Projektleiter am Fraunhofer ISI, bei der Preisverleihung in Berlin. Die von den Forschenden entwickelte App für Smartphones und Tablets verbindet wissenschaftliche Simulationsmodelle mit einer leicht zu bedienenden Oberfläche. Damit kann die App einerseits als niedrigschwelliges Anschauungsobjekt für Mobilitätsmodelle genutzt werden, etwa in der Lehre oder für Beteiligungsprozesse: Der spielerische Ansatz macht komplexe Zusammenhänge in Verkehrssystemen verständlich.

Gleichzeitig ist ein professionelles Simulationstool entstanden, das in der Forschung und in der kommunalen Mobilitätsplanung zum Einsatz kommt. Die App basiert auf unterschiedlichen Simulations- und Analysemodellen, Expert:innenwissen und Daten der Stadt Karlsruhe. Sie ist die weltweit einzige App, bei der ein vollständiges Verkehrsmodell lokal auf digitalen Endgeräten läuft.

So funktioniert die MobileCity-App

Im Prototypen der MobileCityApp, die kostenlos für Android- und iOS-Geräte in den Stores von Apple und Google verfügbar ist, kann jeder und jede in die Rolle der Verwaltung schlüpfen und am Beispiel der Stadt Karlsruhe mittels verschiedenster Maßnahmen versuchen, Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Radschnellwege bauen, Parkgebühren setzen oder E-Ladestationen ausbauen: Die Handlungsoptionen sind vielfältig. Jede Entscheidung hat komplexe Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Bevölkerung, die Klimafolgen und den kommunalen Haushalt. Die leistungsstarke Game Engine des MobileCityGames berechnet während der rund fünfzehnminütigen Spieldauer fortwährend die Entwicklung der Stadt über die Simulationsdauer von 30 Jahren hinweg.

Dabei fließen zahlreiche Parameter in die Simulation ein: etwa Bevölkerungszuwächse, die Entwicklung von Fahrzeugflotten oder die Veränderung beim Strommix. Die Berechnung stützt sich auf mehrere dynamisch miteinander kombinierte Modelle und unterscheidet einzelne Stadtteile, Altersgruppen und Antriebssysteme. Dank Berücksichtigung von neuesten Erkenntnissen aus Psychologie und Verkehrsökonomie können mit der App realistische Szenarien für die Mobilität von morgen erstellt und erprobt werden.

MobileCity-App soll für zusätzliche Kommunen erweitert werden

In mehreren Workshops und auf internationalen Fachkonferenzen ist das MobileCityGame bereits zum Einsatz gekommen. Nun soll die App erweitert und auf andere Städte übertragen werden: »Mit dem Folgeprojekt CarGoNE-City nehmen wir die Erweiterung auf die urbane Logistik und den Übertrag auf drei europäische Städte in Angriff«, erläutert Claus Doll. Im Wintersemester 2023/24 wird die App in einem Seminar am KIT genutzt werden, weitere Projekte sind in Prüfung.

»Wir bedanken uns bei allen, die das MobileCityGame unterstützt und dazu beigetragen haben, dass wir heute den Deutschen Mobilitätspreis entgegennehmen durften«, so Claus Doll. »Aber: Softwareentwicklung hört nie auf. Wir arbeiten weiter daran, die MobileCity-App vollumfänglich einsatzfähig für Anwendungen in der Strategieentwicklung, zur Politikkommunikation und für die Lehre zu machen.«

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat in Berlin den Deutschen Mobilitätspreis an Nina Rösner von der takomat GmbH, Dr. Claus Doll vom Fraunhofer ISI und Michael König vom KIT (v.ln.r.) verliehen.
© M. Golejewski
Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat in Berlin den Deutschen Mobilitätspreis an Dr. Claus Doll vom Fraunhofer ISI, Nina Rösner von der takomat GmbH und Michael König vom KIT (v.ln.r.) verliehen.
© Michael König
Bundesverkehrsminister Volker Wissing übergab den Deutschen Mobilitätspreis 2023 bei einer feierlichen Preisverleihung in Berlin.
© Michael König
Das Projektteam des MobileCityGames konnte den entwickelten Mobilitätssimulator in Berlin einem interessierten Fachpublikum präsentieren.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

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