Projekt

H2GO – Nationaler Aktionsplan Brennstoffzellen-Produktion – Ergebnisse 2025

Im Projekt »H2GO – Nationaler Aktionsplan Brennstoffzellen-Produktion« führt das Fraunhofer ISI seit 2022 eine Innovationsanalyse zu Brennstoffzellen durch, deren erste Ergebnisse 2023 veröffentlicht wurden. Im Jahr 2025 wurde die finalen Ergebnisse veröffentlicht.

Monitoring: Brennstoffzellen

  • Brennstoffzellen-Technologien

    Unser Monitoring verfolgt die technologische Entwicklung von Brennstoffzellen. Aufgrund ihrer Vielschichtigkeit lassen sich zahlreiche Typen unterscheiden, die sich unter anderem in Prozessführung, Betriebsparametern und Materialwahl deutlich unterscheiden. Für unsere Analysen bündeln wir diese Vielfalt in drei übergeordneten Kategorien, die mehrere Technologien und Prozessvarianten abdecken.

    Grundprinzip jeder Brennstoffzelle ist die Umwandlung chemischer in elektrische Energie mittels einer Redoxreaktion. Konkret kommt typischerweise Wasserstoff zum Einsatz, welcher in einer exothermen Reaktion mit Sauerstoff Wasser bildet (Knallgasreaktion). Anstelle der direkten Verbrennung trennt die Brennstoffzelle die Redoxreaktion räumlich auf Halbzellen (jeweils für Reduktion und Oxidation) auf. Beide sind leitend über einen Stromkreis verbunden, über den die elektrische Energie entnommen und extern genutzt werden kann. Zudem ist eine Verbindung beider Halbzellen über eine Ionenbrücke essenziell, um einen vollständigen Ladungsausgleich zu gewährleisten. In Analogie zu Batterien werden individuelle Brennstoffzellen modular zu sogenannten Stacks zusammengesetzt, die in Kombination die gewünschten Spannungen und Stromstärken liefern. Abseits dieser grundlegenden Prinzipien unterscheiden sich Brennstoffzellen jedoch u. a. nach Arbeitstemperatur und elektrochemischem Aufbau der Zellen. Hier kommt unter anderem der Typ der wandernden Ionen und die Art der räumlichen Trennung (Membranen, poröse Matrizen) zum Tragen.

    Abbildung 1: Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle 60 bis 120 Grad Celsius
    © Fraunhofer ISI
    Abbildung 1: Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle 60 bis 120 Grad Celsius

    Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen

    Das H2GO-Konsortium befasst sich aufgrund deren besonderen Eignung für Anwendungen im Verkehr explizit mit der Skalierung der Produktion von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (eng.: Polymer Electrolyte Fuel Cell, PEFC), die oft auch als Protonenaustauschmembran-Brennstoffzelle (eng.: Proton Exchange Membrane Fuel Cell, PEMFC) bezeichnet wird. Sie werden in einem Temperaturbereich von 60 bis 120 Grad Celsius betrieben An der Anode wird Wasserstoff oxidiert; die dabei entstehenden Wasserstoff-Ionen (H+, auch Protonen genannt) wandern durch die Membran zur Kathode, wo sie mit Sauerstoff reagieren (Reduktion) und Wasser bilden.

    Heute werden PEM-Brennstoffzellen unter anderem häufig in (Schienen-)Fahrzeugen oder U-Booten verbaut. Die Skalierung der Produktion für mobile Anwendungen bietet eine Chance, auch den straßengebunden Schwerlastverkehr klimaneutral zu gestalten.

    In seltenen Fällen werden PEFCs auch als Anionenaustausch-Membran-Brennstoffzellen betrieben und mit Alkoholen gespeist. Solche Varianten ordnen wir den alternativen Brennstoffzelltypen zu.

    Abbildung 2: Hochtemperatur-Brennstoffzelle 500 bis 1000 Grad Celsius
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    Abbildung 2: Hochtemperatur-Brennstoffzelle 500 bis 1000 Grad Celsius

    Hochtemperatur-Brennstoffzellen

    Die Gruppe der Hochtemperatur-Brennstoffzellen umfasst vor allem Technologien, die eine Arbeitstemperatur von 500 bis 1000 Grad Celsius bedürfen und sich daher besonders für Kraft-Wärme-Kopplung (Combined-Heat-and-Power) eignen. Bei diesen Temperaturen kann zudem die Reformierung von Methan zu Kohlenstoffdioxid und Wasserstoff stattfinden. Also kann hier im Sinne einer Brückentechnologie ggf. auch Biogas/Erdgas o. ä. als Brennstoff eingesetzt werden. In die Kategorie der Hochtemperatur-Brennstoffzellen fallen besonders die Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle (eng.: Molten Carbonate Fuel Cell, MCFC) und die Festoxidbrennstoffzelle (eng.: Solid Oxide Fuel Cell, SOFC). Bei beiden Zelltypen findet man feste Elektrolyten (Li2CO3 oder ZrO2), die fähig sind Ionen (O2- oder CO32-) zu leiten, aber für Elektronen isolierend wirken. Im Unterschied zu den Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen werden bei den klassischen Hochtemperatur-Brennstoffzelltypen also Anionen durch den Elektrolyten geleitet.

    Wir zählen zu der Hochtemperatur-Kategorie zudem Brennstoffzellen, die in einem mittleren Temperaturbereich operieren, wie etwa die Phosphorsäurebrennstoffzelle. Sie verfügt über eine protonenleitende Polymermembran und wird etwa bei 160 bis 220 Grad Celsius betrieben. Damit ist sie weniger gut für mobile Anwendungen geeignet, zumal ein toxischer Elektrolyt zum Einsatz kommt. Ebenso nennenswert sind Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen (120 bis 200 Grad Celsius). Diese erfassen wir in den jüngsten Analysen in der Kategorie der Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen.

    Abbildung 3: Alternative Brennstoffzelle 60 bis 80 Grad Celsius
    © Fraunhofer ISI
    Abbildung 3: Alternative Brennstoffzelle 60 bis 80 Grad Celsius

    Alternative Brennstoffzellen

    In dieser Kategorie sind einige andere Brennstoffzell-Technologien zusammengetragen, die sich in Prozessführung und/oder Einsatzfeld deutlich von beiden vorangehenden unterscheiden – und derzeit keine vergleichbar große Rolle spielen. Darunter fallen insbesondere Alkalische Brennstoffzellen (eng.: Alkaline Fuel Cell, AFC) und Direktalkohol-Brennstoffzellen (eng.: Direct Alcohol Fuel Cell, DAFC). Letztere lassen sich nach Zielbrennstoff untergliedern, relativ große Bedeutung haben hier Direktmethanol- und die Direktethanol-Brennstoffzellen. 

    Alkalische Brennstoffzellen arbeiten bei niedrigen bis mittleren Temperaturen (abhängig von der technischen Ausgestaltung). Sie basieren auf der Leitung von Hydroxid-Ionen durch einen alkalischen Elektrolyten (meist Kalilauge). Zwischen den beiden Elektroden befindet sich eine poröse Matrix, durch die der Elektrolyt und darin Anionen fließen. Eine Besonderheit alkalischer Brennstoffzellen ist die Nutzbarkeit von Ammoniak und Hydrazin als Brennstoff. Daher ist ihre Nutzung in der Raumfahrt verbreitet, sie kommen aber auch bei mobilen Anwendungen zum Einsatz.

    Direktalkohol-Brennstoffzellen verfügen (ähnlich wie die PEMFC) über eine separierende Polymermembran, die die Diffusion der Wasserstoff-Ionen ermöglicht, und arbeiten bei Temperaturen von 60 bis 130 Grad Celsius. Vereinzelt finden sich Forschungsprojekte, in denen DAFCs mit Anionenaustausch-Membranen betrieben werden.

  • Forschungsnetzwerk Deutschland

    Öffentliche Forschungsförderung ist ein zentraler Treiber für die Entwicklung neuer Technologien, besonders in frühen Innovationsphasen, also bevor kommerzielle Anwendungen wettbewerbsfähig werden. Die Vergabe der Fördermittel erfolgt dabei projektgebunden an relevante Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft, meist in Form von Konsortien, die in Projektverbünden organisiert sind. Gebote zur Transparenz in Rechtsstaaten erlauben der Öffentlichkeit in der Regel ein gewisses Maß an Zugang zu Basisdaten zur Vergabe von Fördermitteln. Im Idealfall ist dieser Zugang über Datenbanken systematisiert, die einen Ausgangspunkt für unsere Analysen bieten. In Deutschland existiert u. a. der Förderkatalog der Bundesregierung; für den Bereich der Energieforschung steht zudem das Portal EnArgus zur Verfügung, das erweiterte Funktionalitäten bietet und hier von uns eingesetzt wird.

    Brennstoffzellforschung in Deutschland

    Konkret nutzen wir die Suche nach einschlägigen Stichworten (unter Berücksichtigung technischer und sprachlicher Varianten) und Förderplansystematiken zur Identifikation relevanter Datenbankeinträge (in EnArgus), die wir zur Weiterverarbeitung in unsere lokale Datenbank überführen. Letztere erlaubt uns u. a. die Systematisierung (insb. Zusammenführung von Verbundprojekten), die Klassifizierung (insb. Zuordnung zu Technologien) und die Bereinigung (insb. Entfernung irrelevanter Treffer) der Suchergebnisse. Unser Vorgehen basiert dabei vor allem auf spezifischen, laufend verfeinerten Suchstrategien, ergänzt durch eine manuelle Prüfung.

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    Abbildung 1: Darstellung der identifizierten Brennstoffzell-Projekte auf Bundesebene und deren Zuordnung nach Technologie-Kategorien (nach Fördervolumen).

    Abbildung 1 vermittelt einen Überblick über unsere Ergebnisse zu Brennstoffzell-Projekten in Deutschland mit direkter Förderung durch die Bundesregierung. Bis August 2025 wurden mit eindeutigem Bezug zu Brennstoffzellen 462 Einzelprojekte sowie 323 größere Verbundprojekte (mit 1.338 Teilprojekten), in denen mehrere Förderempfänger strukturiert zusammenarbeiten, erfasst. Diese Kooperationen bilden die Basis für unsere Netzwerkanalyse (siehe unten), werden in der EnArgus-Suche aber zunächst separat ausgewiesen.

    Natürlich zielen nicht alle diese Projekte unmittelbar auf die Weiterentwicklung einer bestimmten Brennstoffzell-Technologie ab. Teilweise liegt der Schwerpunkt auf anwendungsnaher Forschung, dem Einsatz im Verkehr oder dem Aufbau relevanter Infrastruktur. Dennoch lässt sich eine Vielzahl der Projekte eindeutig einer Technologie-Kategorie zuordnen. In den jüngsten Auswertungen haben wir den Grenzfall der Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle zur Kategorie der Polymer-Elektrolyt-Brennstoffzelle zugeordnet (siehe Abschnitt »Brennstoffzellen-Technologien«). Vereinzelte Mehrfachzuordnungen sind weiterhin möglich, spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle.

    Aggregierte Analysen der Fördermittelvergabe

    Zahlreiche Förderprojekte der Bundesregierung belegen das erhebliche staatliche Engagement zur Entwicklung und Kommerzialisierung von Brennstoffzellen. Viele Initiativen sind aktuell, andere reichen Jahre oder gar Jahrzehnte zurück. Die Vergabe der Fördermittel verteilt sich über verschiedene Ressorts und adressiert unterschiedliche Technologie-Varianten. Zu einem besseren Verständnis der dahinterliegenden Trends tragen aggregierte Analysen bei. Die einzelnen Projekte unterscheiden sich dabei deutlich in Art, Umfang, Dauer und Zielrichtung.

    Die folgenden Analysen berücksichtigen ausschließlich das nominelle Fördervolumen (unter der Annahme einer linearen Mittelvergabe über die jeweilige Projektlaufzeit). Die gezeigte Darstellung berücksichtigt also weder einen Inflationsausgleich noch eine Differenzierung nach Charakter der Förderprojekte (von Forschung und Entwicklung zu Markthochlauf und -anreizprogrammen). So zeigt Abbildung 2 die Verteilung von Fördermitteln der Bundesregierung für Brennstoffzell-Projekte über den gesamten Untersuchungszeitraum (beginnend mit der ersten in EnArgus erfassten Förderung im Jahr 1969).

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    Abbildung 2: Jährliche Fördermittelvergabe für die Brennstoffzell-Forschung durch Bundesministerien in Deutschland seit 1969 auf logarithmischer Skala.

    Da sich die Förderung über mehrere Dekaden erstreckt und dabei unterschiedliche Intensitäten erreicht, ist Abbildung 2 nur bei einer logarithmischen Skalierung über den gesamten Zeitraum lesbar. Langfristig erkennen wir einen deutlichen Trend zur Steigerung der jährlichen Fördermittel über mehrere Größenordnungen. Allerdings erfolgt der Anstieg mitnichten stetig, sondern verläuft in ausgeprägten Wellen, die sich meist über den Zeitraum von etwa einer Dekade erstrecken. Die erste erstreckte sich über die 1970er Jahre und erreichte Förderraten bis über 2 Mio. €/Jahr. In den 1980ern kam die Förderung zeitweilig zum Erliegen, stabilisierte sicher aber in den 1990er Jahren auf einem Niveau von etwa 7 Mio. €/Jahr. In drei weiteren, jeweils recht dynamisch verlaufenen Anstiegen erreichte die kumulierte jährliche Fördersumme neue Spitzenwerte von über 25 Mio. € (in 2002), über 70 Mio. € (in 2010) und über 180 Mio. € (in 2023). Zwischen diesen Wellen verharrte die Förderrate jeweils auf dem erhöhten (tendenziell leicht abfallenden) Plateau. Der detaillierte Verlauf seit der Jahrtausendwende ist ergänzend in Abbildung 3 auf linearer Skala dargestellt.

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    Abbildung 3: Nach Technologie-Kategorien differenzierte Darstellung der jährlichen Fördermittel der Bundesregierung für die Brennstoffzell-Forschung in Deutschland im Zeitraum 2000–2024 auf linearer Skala.

    Neben der absoluten Entwicklung differenziert Abbildung 3 die Fördermittel nach den von uns definierten Technologie-Kategorien. Deutlich zu erkennen ist der starke Anstieg der Förderung ohne direkte Zuordnung zu einer bestimmten Brennstoffzell-Technologie seit dem Jahr 2009. Häufig handelt es sich dabei um Markthochlauf- und Marktanreizprogramme, die beispielsweise in dezidierte Anwendungen (z. B. Verkehrsprojekte mit Brennstoffzell-Fahrzeugen) oder Infrastrukturaufbau (z. B. Tankstelleninfrastruktur) investieren.

    Die Ausweitung dieser Förderungen in der vergangenen Dekade spiegelt sowohl ein wachsendes Anwendungsinteresse in Politik und Gesellschaft als auch den gestiegenen Reifegrad der Technologie wider. Seit dem Jahr 2017 kann zudem eine stetige (und jüngst beschleunigte) Zunahme der Förderung speziell für die Polymerelektrolyt-Technologie beobachtet werden, während die Investitionen in Hochtemperatur-Brennstoffzellen über den gesamten Betrachtungszeitraum (unter gewissen Schwankungen) weitgehend konstant blieben.

    Seit 2023 ist die Förderung ohne Technologie-Zuordnung rückläufig – ein Hinweis auf bestehende perspektivische Unsicherheiten. Weitere Kontextinformationen liefert die Betrachtung der Ressortverteilung (vgl. Abbildung 4).

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    Abbildung 4: Nach Fördergebern (Ressorts der Bundesregierung) differenzierte Darstellung der jährlichen Fördermittel für die Brennstoffzell-Forschung in Deutschland im Zeitraum 2000–2024 auf linearer Skala.

    Abbildung 4 zeigt die jährlichen Investitionen des Bundes in Forschungsprojekte zum Thema Brennstoffzellen aufgeschlüsselt nach fördernden Ministerien seit dem Jahr 2000. Analog zu Abbildung 3 ist auch hier das Wachstum in drei Wellenbewegungen erkennbar. Zudem wird deutlich, dass die Dynamik der Förderung von Brennstoffzellen seit 2009 vor allem durch das Verkehrsministerium (BMV) bestimmt wird, das den Einsatz von Brennstoffzellen im Mobilitätssektor vorantreibt. Dagegen setzt sich das Wirtschaftsministerium (BMWE) für die Industrialisierung von Brennstoffzellen in der Breite ein, sowohl bei Fahrzeugherstellern als auch in anderen Branchen.

    Auf den ersten Blick kontraintuitiv wirkt die vergleichsweise kleine – erst in jüngster Zeit anwachsende – Rolle des Forschungsministeriums (BMFTR) in Bezug auf die Fördervolumina.Bei der Interpretation sind jedoch einige Faktoren zu berücksichtigen:

    • (a) Unterschiede im Mittelbedarf zwischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten und Markthochlauf- und Marktanreizprogrammen
    • (b) Vorlauf der Grundlagenforschung für Brennstoffzellen (vor der Jahrtausendwende, vgl. Abbildung 2)
    • (c) mit der anlaufenden Kommerzialisierung steigt nun auch wieder der Bedarf an Forschung und Entwicklung relevanter Materialien und Komponenten.

    Abschließend schlüsselt Abbildung 5 das Engagement der drei wichtigsten Fördergeber nach Technologie-Bereichen auf.

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    Abbildung 5: Aufschlüsselung der von den relevanten Ressorts vergebenen Fördermittel für Brennstoffzell-Projekte jeweils nach Technologie-Kategorien.

    Die in Abbildung 5 gezeigte Aufteilung der Fördermittel nach Technologie und Ressort liefert weitere Einblicke. Sowohl bei der Grundlagenforschung (BMFTR) als auch bei der industriellen Anwendungsforschung (BMWE) werden Polymerelektrolyt- und Hochtemperatur-Brennstoffzellen jeweils stark und in vergleichbarer Intensität gefördert. Alternative Technologien werden vor allem bei der Grundlagenforschung berücksichtigt.

    Eine deutlich andere Struktur zeigt sich bei den Projekten des Verkehrsministeriums (BMV). Es ist eine klare Präferenz für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen zu erkennen, was deren besondere Eignung für den Verkehrssektor widerspiegelt. Zudem liegt der Fokus hier stark auf Markthochlauf- und Marktanreizprogrammen, die vergleichsweise hohe Fördervolumina bedürfen und häufig weniger direkt an eine konkrete Brennstoffzelltechnologie gekoppelt sind.

    Akteure: Forschungsnetzwerk zu Brennstoffzellen in Deutschland 

    In einer Netzwerkanalyse können wir nun die Zusammenarbeit von Akteuren, die in der Brennstoffzellforschung aktiv sind (oder waren), systematisch untersuchen, indem wir deren Partizipation in den geförderten Forschungsprojekten nachvollziehen. So zeigt Abbildung 6 einen Auszug des Gesamtnetzwerks (also aller Brennstoffzellprojekte aus Abbildung 1). In dieser Netzwerkgrafik visualisieren wir sowohl Akteure (Fördergeber und -empfänger) als auch Projekte als Knoten wobei Projektbeteiligungen als Verbindungslinien (Kanten) zwischen diesen dargestellt sind.

     Im Detail stellen wir Projektknoten grau dar und drücken deren (optionale) Zuordnung zu Technologie-Kategorien durch Symbole aus:

    • Ⓟ für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen
    • Ⓣ für Hochtemperatur-Brennstoffzellen
    • Ⓐ für alternative Technologien
    • ⓜ für multiple Kategorien
    • ⓞ für Brennstoffzellenprojekte ohne spezifischen Technologie-Bezug

    Wissenschaftliche Akteure kennzeichnen wir in Blau und differenzieren dabei in der Form nach Universitäten und Hochschulen (Kreise), unabhängigen (außeruniversitären) Forschungseinrichtungen (Rauten). Industrielle Akteure erscheinen dagegen als farbige Kreise in Orange (Großunternehmen) und Gelb (Mittelstand). Andere Förderempfänger (Verbände, Vereine etc.) erscheinen ggf. in Weiß, während die Fördergeber (Bundesministerien) in Beige dargestellt sind.

    Die Größe der Akteurs-Knoten skaliert dabei jeweils mit der Anzahl der Projektbeteiligungen. Sie liefert somit eine grobe Indikation ihrer Relevanz im Brennstoffzellsektor, allerdings ohne Berücksichtigung des jeweiligen Fördervolumens oder der inhaltlichen Kompetenzen. Die Legende der Netzwerkgraphen vermerkt zudem jeweils den Datenstand (Zeitpunkt der Quellabfragen in EnArgus) sowie etwaige Einschränkungen der Darstellung zur Verbesserung der Übersichtlichkeit. 

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    Abbildung 6: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Projekte mit mindestens 4 Teilnehmern und Akteure mit mindestens 5 Projektbeteiligungen).

    In Abbildung 6 sind ausschließlich Akteure mit mindestens vier Projektbeteiligungen dargestellt und multiple Projekte in identischer Konstellation (gleicher Förderempfänger und -geber) konsolidiert dargestellt (und die entsprechenden Projektknoten mit Zahlen markiert). Ein vollständiger Graph des Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren) ist unter diesem Link abrufbar.

    Besonders sichtbar werden in Abbildung 6 die Bundesministerien für Wirtschaft (BMWE), für Verkehr (BMV) und für Forschung (BMFTR) als zentrale Fördergeber in der Brennstoffzellforschung. Aufgrund ihrer Größe und der aggregierten Darstellung treten die Helmholtz-Gemeinschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft im Forschungssektor klar hervor, aber auch die Bedeutung spezialisierter Forschungszentren wie dem ZBT in Nordrhein-Westfalen und dem ZSW in Baden-Württemberg sowie einiger Universitäten wird deutlich.

    Zudem zeigt sich ein breit gestreutes Engagement der Industrie, das von potenziellen Anwendern (v. a. im Automobilsektor, aber auch Energieversorger, Werften) über dezidierte Hersteller von Brennstoffzellen bis hin zu deren potenziellen Zulieferern (Komponenten, Materialien) ein breites Spektrum entlang künftiger Wertschöpfungsnetzwerke abdeckt.

    Für detaillierte Analysen differenzieren wir die Forschungsnetzwerke jedoch im Folgenden nach unseren Brennstoffzell-Kategorien (vgl. Abbildung 1).

    Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen

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    Abbildung 7: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens vier Projektbeteiligungen).

    Abbildung 7 zeigt einen Auszug des Forschungsnetzwerks zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Deutschland. In Analogie zu Abbildung 6 werden hier nur Akteure mit mindestens vier Projektbeteiligungen dargestellt. Ein vollständiger Graph des Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren) ist unter diesem Link abrufbar.

    Neben der besonders großen Anzahl der Projekte verdeutlicht auch die Verteilung der Fördergeber das große Anwendungsinteresse und den relativ hohen Reifegrad von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. Die Entwicklung wird mehrheitlich vom Wirtschaftsministerium (BMWE) und Verkehrsministerium (BMV) getragen, während eher grundlagenorientierte Projekte des Forschungsministeriums BMFTR in der Minderheit sind.

    Aufgrund der hohen Eignung der Technologie für mobile Anwendungen erscheinen u. a. einige Fahrzeugbauer und deren Zulieferer als zentrale Förderempfänger im Industriesektor, aber das Engagement der Industrie ist durchaus weit gestreut. Insbesondere zeigt das vollständige Netzwerk das besondere Engagement des BMWE, die Industrie in der Breite zu fördern.

    Hochtemperatur-Brennstoffzellen

     

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    Abbildung 8: Auszug aus dem Forschungsnetzwerk zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens zwei Projektbeteiligungen).

    Abbildung 8 zeigt einen Auszug des Forschungsnetzwerks zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen in Deutschland. Analog  zu Abbildungen 6 und 7 werden hier nur Akteure mit mindestens zwei Projektbeteiligungen berücksichtigt. . Ein vollständiger Graph des Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren) ist unter diesem Link abrufbar.

    Die Technologien aus dieser Kategorie eignen sich zumeist besonders für stationäre und großskalige Anwendungen in der Industrie. Wegen der hohen Arbeitstemperaturen sind sie besonders für die Nutzung der Abwärme (Kraft-Wärme-Kopplung) prädestiniert, was in Summe zu hohen Wirkungsgraden führt. Aufgrund dieses Profils dominiert hier das BMWE als Fördergeber. Einige Großkonzerne (insbesondere Siemens, BMW) fallen durch eine hohe Projektanzahl auf, während einige Spezialisten (wie SunFire, CeramTec, ElringKlinger) eine besonders breite Vernetzung aufweisen.

    Alternative Technologien

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    Abbildung 9: Forschungsnetzwerk zu alternativen Brennstoffzell-Technologien in Deutschland (gemäß Förderung auf Bundesebene; alle Akteure dargestellt).

    Zu alternativen Brennstoffzell-Technologien werden nur in begrenztem Umfang Projekte gefördert. Daher zeigt Abbildung 9 direkt das vollständige Netzwerk (alle Akteure). Konkret umfasst diese Kategorie vor allem Direktalkohol- und alkalische Brennstoffzellen. Die meisten Akteure sind nur sporadisch an Projekten beteiligt, mit Ausnahme des Unternehmens SFC Energy, welches sich auf mobilen Anwendungen von Direktmethanol-Brennstoffzellen (z. B. im Militär- und Campingbereich) fokussiert und an einigen Projekten beteiligt ist.

  • Forschungsnetzwerk Europa

    Brennstoffzellen in Europa

    Die Transformation verschiedener Sektoren hin zu klimaneutraleren Alternativen ist nicht nur in Deutschland, sondern auch international ein wichtiges Thema. Die EU fördert daher mehrere internationale Projekte mit Beteiligung vielfältiger Akteure aus unterschiedlichen Ländern. Diese Projekte wurden mithilfe von Einträgen in der öffentlich zugänglichen Datenbank CORDIS (CORDIS | Europäische Kommission) erfasst.

    Unsere stetig weiterentwickelte Suchstrategie ermöglicht dabei die Identifizierung relevanter Treffer, die von uns aufbereitet und anschließend, analog zu den nationalen Projekten, analysiert werden. Die Zuordnung der Projekte zu Brennstoffzell-Technologie-Kategorien erfolgt nach dem in Abschnitt »Brennstoffzellen-Technologien« beschriebenen Vorgehen.

    Abbildung 1 vermittelt einen Überblick über unsere Ergebnisse zu Brennstoffzell-Projekten in Europa mit direkter Förderung durch die EU. Bis Juli 2025 wurden insgesamt 731 Projektverbünde mit Bezug zu Brennstoffzellen erfasst.

    Die Darstellung schlüsselt nach Technologien auf. Ein großer Teil der Projekte (257) lässt sich keiner spezifischen Kategorie zuordnen. Hierbei handelt es sich häufig um groß angelegte, förderstarke Vorhaben, die meist Teil einer übergeordneten Wertschöpfungskette sind. Beispiele dafür sind die sogenannten »Hydrogen Valleys«, die in Pilotregionen eine vollständig auf Wasserstoff basierte Infrastruktur erproben.  

    Brennstoffzellen (gesamt):731 Polymerelektrolyt:155 Hochtemperatur:240 Alternativ:50 2 11 2 14

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    Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) der identifizierten Brennstoffzell-Projekte in Europa und deren Zuordnung nach Technologie-Kategorien.

    Bei der in Abbildung 1 dargestellten Mengenbetrachtung der Projekte mit spezifischen Technologie-Bezug in Europa stellen Hochtemperatur-Brennstoffzell-Projekte den größten Anteil dar, gefolgt von der Polymerelektrolyt-Technologie. Betrachtet man allerdings die Projekte anhand der zugeordneten Gesamtfördersumme, sind Hochtemperatur- und Brennstoffzell-Technologie mit etwa 400 Mio. € nahezu gleichauf.

    Projekte zur marktreiferen Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle sind oft große und kostenintensive Demonstrations- oder Pilotprojekte, während die Hochtemperatur-Brennstoffzelle überwiegend in kleineren Grundlagen- und Materialforschungsprojekten adressiert werden. Eine deutlich kleinere Anzahl an Projekten entfällt auf die Kategorie der alternativen Technologien.

    Die erkennbaren Schnittmengen sind von geringerer Bedeutung, da dieser Kategorie vor allem neue und technologisch nicht ausgereifte Brennstoffzellen zugeordnet sind, die bislang selten in größerem Maßstab Anwendung finden.

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    Abbildung 2: Jährliche Fördermittelvergabe für die Brennstoffzellforschung durch die EU in Europa seit dem Jahr 2000.

    In Abbildung 2 sind die jährlichen Fördersummen seit dem Jahr 2000 bis zum letzten vollständigen Jahr 2024 dargestellt. Da sich Projektlaufzeiten meist über mehrere Jahre erstrecken, wurde die jeweilige Projekt-Fördersumme für diese Auswertung gleichmäßig über die Projekt-Laufzeit verteilt.

    Im Allgemeinen ist eine deutliche Steigerung der Fördersummen über mehrere Größenordnungen seit der Jahrtausendwende erkennbar. Von anfangs knapp 5 Mio. €/a im Jahr 2000 stieg die Förderung für Brennstoffzell-Projekte zunächst stark auf über 45 Mio. €/a im Jahr 2008. Nach einem leichten Rückgang während der Finanzkrise Ende der 2000er Jahre stieg die Förderung in den folgenden Jahren weiter an und erreichte im Jahr 2019 erstmals die Marke von 100 Mio. €., verblieb aber in den folgenden fünf Jahren etwa auf diesem Niveau mit leicht steigender Tendenz. Ab Beginn der 2020er-Jahre ist erneut ein deutlicher Anstieg zu beobachten, der bis 2024 auf knapp 200 Mio. € pro Jahr führt. In den Jahren 2023 und 2024 liefen einige Projekte an, die zu einem starken Anstieg der Fördersummen in diesen Jahren geführt haben. Zu einem der Projekte mit großer EU-Förderung (29 Mio. €) zählt HEROPS (Hydrogen‐Electric Zero Emission Propulsion System), wobei einer MTU Entwicklung einer Brennstoffzelle für Regionalflugzeuge vorangetrieben wird.

    Abbildung 2 schlüsselt ebenso die vergebenen Fördermittel nach Technologie-Bereichen auf. Auch in dieser Darstellung wird deutlich, dass eine reine Analyse zur Anzahl der geförderten Projekte in den jeweiligen Technologie-Kategorien kein vollständiges Bild der technologischen Schwerpunkte vermittelt. Die Gesamtsumme der Förderung für die Hochtemperatur- und Polymerelektrolyt-Technologie über alle Jahre sind in etwa gleich groß. Seit 2013 jedoch liegen die Fördersummen der EU für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen über denen der Hochtemperatur-Brennstoffzelle, was mit einem verstärkten Fokus der EU auf Anwendungen im Mobilitätssektor zusammenhängt. Alternative Brennstoffzell-Technologien haben über den gesamten Zeitraum eine geringere Bedeutung. Ein Großteil der Förderung floss auch stets in Projekte ohne spezifischen Technologiebezug zum Beispiel in Brennstoffzell-Vorhaben zur angewandten Forschung, Demonstration und Industrialisierung sowie Aufbau von Infrastruktur.

    Ein prominentes Beispielprojekt für die Hochtemperatur-Technologie ist HELENUS (knapp 15 Mio. € Fördersumme). Hier werden SOFC-Brennstoffzellen mit einer Leistung von bis zu 20 MW für große Kreuzfahrtschiffe appliziert, welche sowohl unterstützend für den Antrieb (Hybrid) als auch für die Strom- und Wärmeversorgung des Schiffes eingesetzt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Kreuzfahrtschiffen kann dadurch eine Kraftstoffersparnis von etwa 23 Prozent ermöglicht werden.

    Für die Polymerelektrolyt-Technologie steht exemplarisch das Großprojekt BRAVA (Fördersumme: knapp 20 Mio. €). Hier werden Schlüsseltechnologien für ein 2,4 MW (8 x 300 kW) Brennstoffzellensystem zur Flugzeugantriebsversorgung entwickelt. Mehrere dieser Systeme sollen künftig Flugzeuge mit bis zu 100 Passagieren über 1800 km antreiben. 

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    Abbildung 3: Nationalität der Förderempfänger für Brennstoffzell-Projekte durch die EU nach Technologien.

    Abbildung 3 zeigt die nach Technologien differenzierte Verteilung der Fördermittel auf die Teilnehmer einzelner Länder. Dabei wurden nur die am stärksten beteiligten Nationen einzeln aufgetragen. Die Fördermittel der geringen Anzahl an Projekten, bei denen mehrere Technologien verortet werden können (siehe dazu Abb.1), wurden in dieser Darstellung der jeweils zuerst genannten Technologie zugeordnet.

    Deutsche Teilnehmer haben mit insgesamt etwa 380 Mio. € die meisten Fördermittel erhalten, gefolgt von Frankreich und Italien mit um die 200 Mio. €. Das Vereinigte Königreich ist ebenso ein wichtiger Forschungsstandort für Brennstoffzellen. Im Zuge des Brexits jedoch ist die Beteiligung stark zurückgegangen. Projektbeteiligungen aus Spanien hingegen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das Land verfolgt eine klare nationale Wasserstoff-Strategie und beteiligt sich an europäischen Konsortien. Als Beispiel hierfür sei das von der EU geförderte (10 Mio. €) Projekt FCH2Rail für die Entwicklung eines bi-modalen Zuges (Elektrisch / Hybrid aus Brennstoffzelle + Batterie) auf spanischen und portugiesischen Strecken genannt.

    Akteure: Forschungsnetzwerk zu Brennstoffzellen in Europa

    In einer Netzwerkanalyse können wir nun die Zusammenarbeit von Akteuren, die in der Brennstoffzellforschung aktiv sind (oder waren), systematisch untersuchen, indem wir deren Partizipation in den geförderten Forschungsprojekten nachvollziehen. In den folgenden Netzwerkgrafiken visualisieren wir Akteure (Fördergeber und -empfänger) ebenso wie Projekte als Knoten und bilden Projektbeteiligungen als Verbindungslinien (Kanten) zwischen ihnen ab.

    Im Detail stellen wir Projektknoten grau dar und drücken deren (optionale) Zuordnung zu Technologie-Kategorien durch Symbole aus:

    • ℗ für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen
    • Ⓣ für Hochtemperatur-Brennstoffzellen
    • Ⓐ für alternative Technologien
    • ⓜ für multiple Kategorien
    • ⓞ für Brennstoffzellenprojekte ohne spezifischen Technologie-Bezug

    Zur besseren Vergleichbarkeit mit den Darstellungen des Forschungsnetzwerks in Deutschland (siehe dazu Abschnitt »Forschungsnetzwerk Deutschland« haben wir die in Cordis hinterlegten und mit »activity type« (Klammer in der Legende) bezeichneten Kategorien für diese Netzwerkdiagramme in vergleichbare Kategorien übersetzt. Wissenschaftliche Akteure kennzeichnen wir in Blau, differenzieren dabei in der Form nach Universitäten und Hochschulen (Kreise) sowie unabhängigen (außeruniversitären) Forschungseinrichtungen (Rauten). Industrielle Akteure stellen wir dagegen als farbige Kreise in Orange und öffentliche Einrichtungen als farbige Quadrate in Grün. Andere Förderempfänger (Verbände, Vereine etc.) erscheinen ggf. in Weiß.

    Die Größe der Akteurs-Knoten skaliert dabei jeweils mit der Anzahl der Projektbeteiligungen. Sie liefert somit grobe Indikation bzgl. deren Relevanz im Brennstoffzellsektor, allerdings ohne Berücksichtigung des jeweiligen Fördervolumens oder der inhaltlichen Kompetenzen. Die Legende der Netzwerkgrafiken vermerkt zudem jeweils den Datenstand (Zeitpunkt der Quellabfragen in Cordis) sowie etwaige Einschränkungen der Darstellung zur Verbesserung der Übersichtlichkeit.

    Eine Darstellung des vollständigen Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren und Projekten sowie allen Brennstoffzell-Technologie-Kategorien) ist aufgrund der Übersichtlichkeit hier nicht gezeigt, sondern unter diesem Linkabrufbar.

    Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen

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    Abbildung 4: Netzwerkdiagramm für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Europa gemäß Förderung der EU, eingeschränkt auf Akteure mit mindestens fünf Projektbeteiligungen.

    Abbildung 4 zeigt einen Auszug des Forschungsnetzwerkes zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen in Europa. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit wurden hierbei nur Akteure mit mindestens fünf Projektbeteiligungen berücksichtigt. Ein vollständiger Graph des Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren und Projekten zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen) ist unter diesem Link abrufbar.

    Eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen nehmen die großen nationalen Forschungseinrichtungen aus Frankreich und Deutschland wie CEA (Frankreich), Helmholtz (Deutschland), CNRS (Frankreich) und Fraunhofer (Deutschland) ein. Diese sind sowohl bei forschungsorientierten Projekten als auch bei größeren Industrieprojekten, wie das bereits genannte BRAVA, welches sich mit der Applikation der Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle in Flugzeugen beschäftigt, aktiv.

    Neben diesen Forschungseinrichtungen sind ebenfalls große Industrieunternehmen wie Air Liquide und Solvay sowie kleinere spezialisierte Unternehmen wie PowerCell aus Schweden vertreten.

    Hochtemperatur-Brennstoffzellen

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    Abbildung 5: Netzwerkdiagramm für Hochtemperatur-Brennstoffzellen in Europa gemäß Förderung der EU; eingeschränkt auf Akteure mit mindestens fünf Projektbeteiligungen.

    Abbildung 5 zeigt das Netzwerkdiagramm für Hochtemperatur-Brennstoffzellen. In Analogie zu Abbildung 4 wurden hier ausschließlich Akteure mit mindestens fünf Projektbeteiligungen berücksichtigt. Ein vollständiger Graph des Forschungsnetzwerks (mit allen Akteuren und Projekten zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen) ist unter diesem Link abrufbar.

    Wie bereits bei den Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen spielen auch hier die großen Forschungseinrichtungen aus Deutschland und Frankreich eine zentrale Rolle und sind an einer Vielzahl von Projekten beteiligt. Bedeutende Industrieakteure bei Projekten zur Hochtemperatur-Brennstoffzelle sind beispielsweise SolydEra (Italien) und Sunfire (Deutschland). Beide Unternehmen sind spezialisiert auf Hochtemperaturanwendungen im Brennstoffzell- und Elektrolysebereich. Im Projekt ComSos arbeiteten diese Unternehmen gemeinsam mit weiteren Spezialisten wie Convion Oy (Finnland) und SOLIDpower (Deutschland) daran, den Markt für SOFC-Systeme zu stärken und Modelle im Leistungsbereich von 10–60 kW zu entwickeln.

    Alternative Technologien

     

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    Abbildung 6: Netzwerkdiagramm für alternative Brennstoffzell-Technologien in Europa gemäß Förderung der EU.

    In Abbildung 6 ist das Forschungsnetzwerk für alternative Brennstoffzell-Technologien dargestellt. Aufgrund der insgesamt geringeren Anzahl an Projekten in dieser Kategorie wurde hier das vollständige Netzwerkdiagramm dargestellt.

    Im Unterschied zu den Netzwerken in Abbildung 4 und Abbildung 5, in denen spezialisierte Unternehmen eine zentrale Rolle in der Forschung und Weiterentwicklung spielen, sind hier die meisten Unternehmen lediglich mit einzelnen Projektbeteiligungen vertreten. Große Forschungseinrichtungen aus Frankreich, Italien und Deutschland haben in diesem Bereich die meisten Projektbeteiligungen.

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    Abbildung 7: Brennstoffzellen-Projektvolumen nach Technologie und Förderschema.

    Abbildung 7 stellt die Fördermittel nach Technologien und den von der EU vergebenen Förderschemata dar, welche nach Art der Projekte vergeben werden. Über die Zeit erkennt man in den EU-Förderprogrammen verschiedenen Bezeichnungen für Förderinstrumente, die hier in den 4 Schemata zusammengefasst dargestellt sind.

    Das Förderinstrument RIA (»Research and Innovation Action«), zu dem Projekte ab dem Jahr 2015 bei Cordis eingetragen sind, finanziert Forschungs- und Innovationsprojekte in frühen Entwicklungsphasen, etwa bei Grundlagenforschung oder Konzeptvalidierung. Hierfür wurden bislang über 500 Mio. € an EU-Mitteln vergeben.

    IA (»Innovation Action«) zielt hingegen auf die späte Phase der Technologieentwicklung und fördert insbesondere Vorhaben zur Industrialisierung, etwa Pilotanlagen oder Prototypen.

    Während RIA und IA Einzelförderformate sind, bündelt eine JTI (Joint Technology Initiative) EU- und Industriegelder in einem speziellen »Joint Undertaking«, um über mehrere Jahre strategische Forschungs- und Innovationsprojekte in einem klar definierten Technologiefeld voranzutreiben. Bis ins Jahr 2014 sind zu diesem Format Projekte verzeichnet. Ab 2015 lassen sich solche Formate in der Datenbank bei den IA (Innovation Actions) wiederfinden. Dieses Schema umfasst inzwischen über 500 Mio. € an Fördermitteln.

    Auch für die Individualforschung zu Brennstoffzellen hat die EU mittlerweile fast 80 Mio. € Fördermittel bereitgestellt. Daher haben wir in der Kategorie »Individuals« die Förderprogramme MSCA (»Marie Skłodowska-Curie Actions«), in dem die Karriereentwicklung einzelner Personen unterstützt wird, sowie den ERC (European Research Council), der einzelne Forschende mit herausragenden Ideen fördert, zusammengefasst.

  • Publikationsanalyse

    In der Wissenschaft spielen Publikationen im Zusammenhang mit neuen Technologien eine zentrale Rolle. Durch wissenschaftliche Veröffentlichungen werden neue Forschungsergebnisse einer breiten Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht und somit Innovationen gefördert. Wir untersuchen die Publikationen zu Brennstoffzellen, um Hinweise auf technologische Forschungsschwerpunkte und internationale Fokussierungen sichtbar zu machen. Auch industrielle Beteiligungen durch Co-Autorenschaften werden betrachtet. Für Unternehmen dokumentieren diese Publikationen Innovationskraft und Forschungsaktivitäten.   

    Quantitativ analysieren wir wissenschaftliche Veröffentlichungen im Kontext von Brennstoffzellen mit stetig weiterentwickelten Suchstrategien auf Basis von Schlüsselwörtern, die auch Suchstrategien für Technologie-Kategorien enthalten, aus der frei zugänglichen bibliografischen Datenbank OpenAlex. Dabei treten verschiedene Herausforderungen auf, wie etwa unvollständige Datensätze oder inkonsistente Affiliationen. Wir begegnen diesen durch die Ergänzung um Metadaten aus dem Research Organisation Registry. Trotz der verschiedenen Limitierungen bietet der erweiterte Datensatz eine belastbare Basis, um Publikationsvolumina, -trends länderspezifisch sowie den Industrieanteil zu analysieren – und damit wesentliche Indikatoren für die Innovationsfähigkeit im Brennstoffzellenbereich bereitzustellen.

    Wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Brennstoffzellen

    Abbildung 1 zeigt eine Mengendarstellung (Venn-Diagramm) der Publikationen nach unseren Technologie-Kategorien (siehe Abschnitt »Brennstoffzellen-Technologien«). Die Größe der Kreise spiegelt den Anteil der jeweiligen Teilmenge an der Gesamtmenge wider. Man erkennt an den Überscheidungen der Kreise, dass ein Teil der Publikationen mehreren Technologien zugeordnet werden. 

    Brennstoffzellen (gesamt):150.391 Polymerelektrolyt:23.403 Hochtemperatur:31.157 Alternativ:14.449 4.025 4.058 6.492 9.607

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    Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) von Publikationen zu Brennstoffzellen und deren Zuordnung zu Technologie-Kategorien

    Insgesamt haben wir bis Juni 2024 150.391 Veröffentlichungen zu Brennstoffzellen identifiziert. Diese Zahl verdeutlicht das breite und anhaltende Interesse an der Technologie. Ein großer Teil der Publikationen beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung konkreter Brennstoffzellen-Technologien. Dabei zeigt sich ein deutlicher Schwerpunkt bei der Hochtemperatur-Technologie, die aufgrund des im Vergleich derzeit noch nicht so weit fortgeschrittenen Reifegrads erwartungsgemäß mehr im wissenschaftlichen Fokus steht. Auch für die Polymerelektrolyt-Technologie liegt eine beachtliche Anzahl an Publikationen vor. Zu alternativen Technologien finden wir etwa halb so viele Veröffentlichungen wie zur Hochtemperatur-Brennstoffzelle. Darüber hinaus sind zahlreiche sich thematisch überschneidende Arbeiten sind zu erkennen, die meisten zu Hochtemperatur- und Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen.

    In Abbildung 1 sind die absoluten Publikationszahlen sichtbar; um ein vollständiges Bild zu erhalten, lohn sich jedoch ein Blick auf die zeitliche Entwicklung der Publikationszahlen.

    Abbildung 2 zeigt daher den Verlauf der Publikationsaktivitäten von 1980 bis heute. Die Differenzierung nach den genannten Technologie-Kategorien bietet dabei zusätzlichen Aufschluss über die jeweiligen Dynamiken.

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    Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung von Publikationen zu Brennstoffzellen nach Technologie-Kategorie.

    In den ersten 20 Jahren lässt sich eine vergleichsweise geringe Publikationsaktivität erkennen. Ab der Jahrtausendwende steigen die Zahlen stark an, der Anstieg ist annähernd linear. Ab etwa 2015 sind die Zahlen weiter zunehmend, wenn auch mit geringerer Dynamik. Die Aktivitäten zur Hochtemperatur-Brennstoffzelle beginnen früher als die der beiden anderen Technologie-Kategorien, die Polymerelektrolyt-Technologie holte dann aber in den frühen 2000er Jahren wieder auf.

    Interessant ist nun der Vergleich mit den Zahlen zu Patentanmeldungen. Der zeitliche Verlauf von Patentanmeldungen ähnelt dem der Veröffentlichungen, der Anstieg findet etwa zeitgleich statt. Allerdings liegen die Patentzahlen für Polymerelektrolyt-Technologien deutlich über denen der Hochtemperatur-Technologien, während bei den Veröffentlichungen das umgekehrte Verhältnis zu beobachten ist. Diese Differenz lässt sich durch den unterschiedlichen Reifegrad der Technologien erklären. Für die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle besteht eine fortgeschrittenere Marktreife, und es gibt zahlreiche industrielle Anwendungen, für die ein unternehmerischer Wettbewerb besteht. Daher verlagert sich die Forschung stärker auf angewandte Entwicklungen und konkrete Produkte, was sich in der Zunahme von Patentanmeldungen widerspiegelt. Hochtemperatur-Brennstoffzellen sind dagegen noch weiter im Bereich der Grundlagenforschung angesiedelt, und somit ist die Kommerzialisierung weniger weit fortgeschritten, wodurch zwar viele wissenschaftliche Arbeiten, aber vergleichsweise weniger Patente entstehen.

    Internationale Forschungsschwerpunkte zu Brennstoffzellen

    Nach der Betrachtung der zeitlichen Entwicklung der Publikationszahlen sowie deren Differenzierung in Technologie-Kategorien untersuchen wir im Folgenden das weltweite Publikationsgeschehen zu Brennstoffzellen, um Innovationsdynamiken und nationale Schwerpunkte sichtbar zu machen. Dazu wurden die Veröffentlichungen nach nationaler Affiliation analysiert. Konkret nutzen wir die Korrespondenz- oder Arbeitsadresse der Autor:innen, um eine länderspezifische Zuordnung herzustellen.

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    Abbildung 3: Führende Nationen zu Brennstoffzell-Publikationen. Ranking nach Land und Technologie.

    Abbildung 3 zeigt die Publikationszahlen der 10 aktivsten Nationen anhand der Affiliationen der Autoren und schlüsselt zusätzlich nach Technologie auf. An den vorderen Plätzen stehen eindeutig China und die USA, Deutschland belegt Rang 5. Mit dem Vereinigten Königreich, Italien und Frankreich gehören drei weitere europäische Länder zu den führenden Nationen. Für die Hochtemperatur-Brennstoffzelle verzeichnen nahezu alle Nationen die meisten Publikationen.

    Im Vergleich zu transnationalen Patentierungen, deren technologischer Schwerpunkt bei der reiferen Polymerelektrolyt-Technologie zu finden ist, liegt die Hochtemperatur-Brennstoffzelle im Fokus der wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Während sich das intellektuelle Eigentum bei der Analyse transnationaler Patentente (siehe Abschnitt »Patent-Analyse«) auf die führenden Nationen konzentriert, sind wissenschaftliche Veröffentlichungen international deutlich breiter verteilt. Dennoch liegt der globale Schwerpunk in China und den USA. Dort wurde jeweils so viel Output generiert wie im »Rest der Welt«, zusammengesetzt aus den hier nicht gezeigten und nicht europäischen Ländern. Würde man jedoch alle europäischen Nationen zusammenfassen, ergäbe sich mit über 30.000 Publikationen in dieser Analyse die Spitzenposition. Dies unterstreicht die zentrale Rolle Europas in der Brennstoffzellen-Forschung.

    Die Publikationsaktivitäten zu Brennstoffzellen aller einzelnen Nationen zeigt die folgende Weltkarte.

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    Abbildung 4: Globale Verteilung aller Publikationen zu Brennstoffzellen anhand der nationalen Affiliation. Die Animation zeigt die Akkumulation der Patente in jeder Nation über die Zeit.

    Abbildung 4 zeigt die globale Verteilung aller Publikationen zu Brennstoffzellen anhand der nationalen Affiliation. Über die Färbung in der animierten Weltkarte ist die akkumulierte Zahl der Publikationen in den jeweiligen Nationen im Zeitverlauf dargestellt. Mit Hilfe des Sliders kann der Stand für das jeweils zu betrachtende Jahr eingestellt werden.

    Die Rangfolgen der Nationen nach Publikationszahlen in der Vergangenheit unterliegen verschiedenen Dynamiken. Abbildung 5 zeigt die Platzierungen der 10 aktivsten Nationen für die Jahre 2023 und 2024 sowie Vergleichszeiträume.

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    Abbildung 5: Rangfolge der führenden Nationen bei Publikationen zu Brennstoffzellen anhand der nationalen Affiliation für 2023/2024 und Vergleichszeiträume.

    In der Darstellung wurden unterschiedliche Zeiträume so zusammengefasst, dass etwa eine ähnliche Anzahl an Publikationen betrachtet wird (Höhe der grauen Säulen, etwa 10.000 bis 15.000 je Zeitraum). In den letzten 20 Jahren des vorherigen Jahrtausends wurde zu Brennstoffzellen wesentlich weniger publiziert. Daher sind die beiden ersten Zeitabschnitte größer gefasst. Jede dargestellte Nation wird durch eine eigene Linie dargestellt, die deren Platzierung im Zeitverlauf zeigt. Die Größe des farblichen Punktes gibt die Anzahl der Publikationen der Nation im jeweiligen Zeitraum wieder.

    Man erkennt, dass heute in kleineren Zeiträumen wesentlich mehr veröffentlicht wird. Ein starker Anstieg der Publikationszahlen ist erst seit wenigen Jahren zu verzeichnen (siehe dazu auch Abbildung 2). Nach jahrzehntelanger Spitzenposition der USA hat China um 2017 den ersten Platz übernommen. Obwohl die absoluten Publikationszahlen zu Brennstoffzellen in den USA in den letzten Jahren kontinuierlich sinken, bleibt die Nation weiterhin stark vertreten.

    Der frühe Aufstieg Chinas spiegelt das ausgeprägte Interesse der Nation an Brennstoffzellen-Technologien wider. Frühe politische Anschubprogramme verfolgten strategische Ziele wie die Verringerung der Importabhängigkeit bei fossilen Energien und die Verbesserung der urbanen Luftqualität. Die hohen Publikationszahlen sind aber auch von einem publikationsgetriebenen Karrieresystem des Landes geprägt. Auch ein Blick auf die Patentanalyse zu Brennstoffzellen ist interessant, denn der Aufstieg Chinas im Ranking der Erfindernationen erfolgt etwa 15 Jahre später (siehe Abbildung 5 im Abschnitt »Patent-Analyse«). Möglicherweise erkennt man hier die Umsetzung der Forschungsergebnisse der reiferen Technologie in industrielle Anwendungen.

    Japans rückläufige Position könnte auf einen vermehrten industriellen Fokus für Brennstoffzellen hinweisen, denn auch ein Rückgang bei den Patentzahlen ist bisher nicht zu verzeichnen. Indiens Aufstieg unterstreicht den wachsenden Stellenwert von Brennstoffzellen in dieser Nation und basiert auf einer Kombination aus gezielten Förderprogrammen, wachsender Forscherbasis und institutionell verankertem Publikationsdruck.

    Aber auch Deutschland gehört zu den global führenden Nationen und ist innerhalb Europas an erster Stelle zu finden. Traditionell sind neben Deutschland das Vereinigte Königreich, Frankreich, Italien und Spanien stark vertreten. Wie in unserer Analyse zu Abbildung 3 beschrieben, nehmen wissenschaftliche Publikationen zu Brennstoffzellen aus europäischen Ländern eine führende Rolle ein.

    Publikationen sind der Kern der Wissenschaft und dienen dazu, Wissen zu verbreiten und Erkenntnisse offenzulegen, um zur Diskussion in der wissenschaftlichen Gemeinschaft beizutragen. In der Industrie dagegen besteht hierfür eher ein geringes Interesse. Jedoch lässt sich eine Beteiligung eines Unternehmens an Publikationen als klares Zeichen der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft interpretieren.

    Publikationsaktivitäten der Industrie

    Brennstoffzellen gelten als Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Für Industrieunternehmen eröffnen sie attraktive Märkte in Mobilität, stationärer Strom- und Wärmeversorgung sowie in der chemischen Grundstoffproduktion. Obwohl das Kerninteresse von Unternehmen nicht auf wissenschaftlichen Veröffentlichungen liegt, sondern auf dem Schutz ihres geistigen Eigentums, zeigt die Analyse der Publikationsdaten, dass zahlreiche Arbeiten Co-Autoren mit Industrieaffiliation aufweisen. Typische Motivatoren für solche Publikationen sind unter anderem die Steigerung von Sichtbarkeit und Reputation, die Gewinnung von Partnern für gemeinsame F&E-Vorhaben oder die Untermauerung von Patenten.

    Die Nachverfolgung industrieller Veröffentlichungen ist jedoch herausfordernd, da es kein eindeutiges System zur Abgrenzung zwischen industriellen und akademischen Einrichtungen gibt. In den Daten liegen unter anderem fehlende DOI-Angaben, Mehrfach- und Wechsel-Affiliationen oder historische Namensänderungen vor. Daher haben wir diese mit Metadaten aus dem Research Organisation Registry sowie manueller Bereinigung ergänzt. Der erweiterte Datensatz liefert dadurch eine belastbare Basis, um den Industrieanteil zu analysieren. 

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    Abbildung 6: Publikationen zu Brennstoffzellen mit Anteilen an industrieller Co-Autorenschaften über den gesamten erfassten Zeitraum (seit 1980).

    Abbildung 6 zeigt eine Analyse der Publikationsanteile mit industrieller Co-Autorenschaften für den Brennstoffzellenmarkt seit 1980. Die gestapelten Säulen bilden die Anzahl an Publikationen mit (hellblau) und ohne (grau) industrieller Co-Autorenschaften im jeweiligen Jahr ab. Aufgrund der logarithmischen Achse (rechts) ist hier für die Anteile der Publikationen mit industrieller Beteiligung an der Gesamtzahl keine Verhältnisbildung anhand der Säulenhöhe möglich. Der Anteil ist hier exklusiv kalkuliert, und der Verlauf ist auf linearer Achse (links) durch die dunkelblaue Linie dargestellt.

    Der Verlauf des Publikationsanteils mit industrieller Co-Autorenschaft ist in den frühen Jahren aufgrund der geringeren absoluten Anzahl hoch und stark schwankend. Im weiteren Verlauf und mit steigenden Publikationszahlen reduzieren sich die Schwankungen und die Höhe des Anteils. Die Betrachtung der letzten 15 Jahre ergibt einen Trendwert von etwa 6% für Publikationen mit industrieller Co-Autorenschaft. Dieser Wert ist auch bei der Einzelbetrachtung aller Technologien etwa gleich. Im direkten Vergleich mit Graphen – hier liegt der Wert bei etwa 4% (siehe: Graphene Roadmap Briefs (No. 3): meta-market analysis 2023) – liegt der Brennstoffzell-Wert etwas darüber. Eine mögliche Ursache dafür könnte in der unterschiedlichen Marktreife der beiden Technologien liegen.

    Interessant ist nun, welche Unternehmen hinter diesen genannten Publikationen mit industrieller Beteiligung stehen. Unter Berücksichtigung der genannten Limitierungen der Daten hinsichtlich Klassifikation und Vollständigkeit identifizieren wir auf Basis des bereinigten Datensatzes die wichtigsten Industrieakteure, die zu Brennstoffzellen veröffentlich haben.

    Top 10: Unternehmens-Affiliationen zu Brennstoffzell-Publikationen
    Rang Name
    (in der Datenbank)
    Nationalität Publikationen:
    Brennstoffzellen (gesamt)
    Publikationen:
    Polymerelektrolyt
    Publikationen:
    Hochtemperatur
    Publikationen:
    Alternative Technologien
    1 General Motors United States Vereinigte Staaten 214 117 35 37
    2 Nissan Japan Japan 172 87 60 28
    3 Toyota Group Japan Japan 114 54 33 22
    4 Ford Motor Company United States Vereinigte Staaten 100 46 22 19
    5 General Electric United States Vereinigte Staaten 95 12 47 16
    6 Johnson Matthey United Kingdom Vereinigtes Königreich 91 51 22 16
    7 Siemens Germany Deutschland 64 5 33 9
    8 Hitachi Japan Japan 61 14 20 24
    9 NTT Japan Japan 59 8 26 8
    10 Mitsubishi Group Japan Japan 54 8 28 1
    10 Robert Bosch Germany Deutschland 54 26 17 2
    12 Systems Dynamics United States Vereinigte Staaten 50 27 16 23
    15 Weichai Power China China 46 30 2 6
    17 Rolls-Royce United Kingdom Vereinigtes Königreich 43 7 29 1
    20 Ballard Power Systems Canada Kanada 40 33 23 17
    22 Giner United States Vereinigte Staaten 39 24 11 17
    23 W. L. Gore & Associates United States Vereinigte Staaten 36 25 6 0
    24 Hexis Switzerland Schweiz 35 1 36 1
    33 SOLIDpower Italy Italien 30 3 29 0
    33 FuelCell Energy United States Vereinigte Staaten 30 5 29 0

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    Abbildung 7: Unternehmens-Affiliationen zu Brennstoffzell-Publikationen nach Anzahl. Gezeigt werden sowohl die Top-10-Unternehmen nach Gesamt-Publikationen zu Brennstoffzellen als auch die Top-10 in den einzelnen Technologie-Kategorien.

    Abbildung 7 zeigt ein Ranking führender Unternehmen nach Anzahl der Publikationen mit industrieller Co-Autorenschaft. Die Darstellung zeigt die Top-10 Unternehmen nach Anzahl aller Publikationen zu Brennstoffzellen (gesamt). In drei weiteren Spalten sind die Publikationszahlen zu unseren Technologie-Kategorien aufgeführt. Auch hierzu ist ein Ranking berechnet und erweitert die Tabelle um die Unternehmen, die innerhalb der Technologie-Kategorien zu den Top-10 Unternehmen nach Publikationsanzahl gehören (erkennbar an den Technologien zugeordneten farblichen Hinterlegungen).

    Die vordersten vier Platzierungen in dieser Auswertung werden klar von großen Automobilherstellern eingenommen. Unter den ersten zehn gelisteten Unternehmen sind auch weitere große industrielle Player wie General Electric, Siemens und Hitachi zu finden.

    Auch bei dieser Auswertung zu Publikationen ist ein Vergleich mit unserer Patentanalyse zu Brennstoffzellen interessant. Einige der im Ranking der aktivsten Anmelder von transnationalen Brennstoffzell-Patenten (siehe Abbildung 6 im Abschnitt »Patent-Analyse«) unter den ersten zehn aufgeführten Unternehmen werden auch im Ranking zu Publikationen (Abbildung 7) auf den vorderen Plätzen identifiziert. Dazu gehören die japanischen Automobilhersteller wie Nissan und Toyota, hier an zweiter und dritter Stelle. Auch Daimler ist mit dem 12. Platz der Top-50 (unter diesem Link abrufbar) eines der führenden Unternehmen mit industrieller Beteiligung an Publikationen. Der in der Patentanalyse auf Platz zwei identifizierte Spezialanbieter zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen Fuel Cell Energy (USA) ist auch hier unter den TOP-10 Unternehmen mit Publikationen zu dieser Brennstoffzell-Technology wieder zu finden. Auch das im Bereich von Katalysatoren agierende Unternehmen Johnson Matthey (UK) mit ausgeprägtem IP-Portfolio im Bereich der Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle (in der Patentanalyse Platz 1 der Spezialanbieter in dieser Technology) liegt im Ranking der Brennstoffzell-Publikationen auf Platz 6.

    Die in der bereits genannten Studie Graphene Roadmap Briefs (No. 3): meta-market analysis 2023 veröffentlichten Methodik lässt sich somit auf diese Technologie übertragen. Eine Weiterentwicklung und Verfeinerung dieser sowie eine gezielte Betrachtung der Spezialanbieter, die sich aus dem Datensatz der industriellen Beteiligungen an Publikationen zu Brennstoffzellen ableiten lassen, können wertvolle Einblicke in das Innovationsgeschehen im Brennstoffzellenbereich liefern. 

  • Patent-Analysen

    Die Entwicklung neuartiger Technologien stellt für viele Unternehmen der Industrie einen zentralen Aspekt ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit dar – und soll langfristig deren Wettbewerbsfähigkeit und Existenz sichern. Daher kommt dem Schutz des daraus resultierenden geistigen Eigentums eine essentielle Bedeutung zu. Strukturierte Verfahren zur Patentanmeldung und -prüfung existieren primär auf nationaler Ebene.

    Trotz großer Parallelen können erforderlicher Aufwand sowie Anreize zur Patentierung von Land zu Land sehr unterschiedlich ausfallen. Allerdings kann der Schutz eines nationalen Patents nach etablierten Regeln auf weitere Rechtsräume ausgedehnt werden. Dann entstehen sogenannte Patentfamilien, die aus zahlreichen nationalen Patenten mit analogem technischen Inhalt bestehen. Natürlich steigen die Kosten und der Aufwand mit der Anzahl der abzudeckenden Märkte, was sekundäre Motivationen für die Patentierung (Prestige, Karriere, Forschungsfinanzierung usw.) abseits der kommerziellen Verwertung durch technische Anwendung deutlich einschränkt. 

    Eine fundierte Praxis bei der Patentanalyse erfordert daher die Berücksichtigung (ausschließlich) transnationaler Patente (welche mehrere nationale Märkte abdecken). In unserer Analyse betrachten wir Patentfamilien mit Anmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPO) oder PCT-Anmeldungen bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Solche Anmeldungen zielen per Definition auf Märkte in vielen Nationen und verursachen daher hohe Anmeldekosten. Somit stellt die Recherche nach transnationalen Patenten eine belastbare Basis zum Vergleich nationaler Innovationssysteme dar.

    Unsere Recherchen werden primär in der Datenbank World Patents Index (WPI) durchgeführt, da diese nach Patentfamilien gegliedert ist und eine sehr effektive Stichwortsuche ermöglicht. Letztere basiert vor allem auf einer zusätzlichen technischen Aufbereitung der Datensätze. Dazu fügen technischen Experten den Datensätzen zusätzliche Informationen– insbesondere  technologieorientierte Titel und Zusammenfassungen – bei. Ergänzend greifen wir auch auf die Datenbank PATSTAT des EPO zurück, die uns einen umfassenderen Datenzugriff erlaubt. Für die jüngsten Recherchen haben wir unsere Suchstrategie verfeinert und sie an die Kategorisierung der Brennstofftechnologien (siehe Abschnitt »Brennstoffzellen-Technologien«) angepasst.

    Transnationale Patente zu Brennstoffzellen

    Brennstoffzellen gelten als wichtiger Baustein einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft der Zukunft. Entsprechend wird ihre technologische Weiterentwicklung einen globalen Wettbewerb intensiv vorangetrieben.

    Brennstoffzellen (gesamt):32000 Polymerelektrolyt-membran:7381 Hochtemperatur:6160 Alternative:3383 376 811 340 820

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    Abbildung 1: Mengendarstellung (Venn-Diagramm) transnationaler Patentanmeldungen zu Brennstoffzellen und deren Zuordnung zu Technologie-Kategorien.

    Abbildung 1 bietet einen Überblick über den Umfang transnationaler Patentanmeldungen, die daraus resultieren. Zunächst dient uns eine einfache Suchstrategie nach einschlägigen Patentklassen (bei Bedarf mit Einschränkung auf relevante Stichworte, insbesondere »Fuel Cell«) zur Ermittlung einer Obermenge von 32.000 transnationalen Patentfamilien zu Brennstoffzellen.

    Viele dieser Erfindungen beziehen sich jedoch auf spezifische Anwendungsfelder (z. B. deren Einsatz in einem U-Boot) und sind nicht unmittelbar für eine technologiespezifische Analyse geeignet. Daher greifen wir auf verfeinerte Suchstrategien zurück, um Teilmengen zu isolieren, die den von uns definierten Technologiekategorien eindeutig zugeordnet werden können. Die Zuordnungen einer Erfindung zu mehreren Technologien hat in der Regel technische Gründe (z. B.  weil eine Komponente explizit zur Nutzung in mehreren Brennstoffzelltypen ausgelegt ist, oder sie explizit einen technischen Grenzbereich wie etwa Hochtemperatur-Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen abdeckt), wird aber auch durch den rechtlichen Charakter der Patenttexten, welcher den technischen Kern der Erfindungen potenziell verschleiert, begünstigt.

    Mit Hilfe des jeweiligen Prioritätsdatums können wir jeder Patentfamilie das Jahr der Erstanmeldung zuordnen und so die Entwicklung des globalen intellektuellen Eigentums im Brennstoffzellsektor über den Zeitverlauf auflösen (Abbildung 2) und dabei nach Technologie-Kategorien differenzieren.

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    Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung von Patentanmeldungen zu Brennstoffzellen nach Technologie-Kategorie.

    Abbildung 2 umfasst den Zeitraum vom Jahr 1980 bis zum Jahr 2022. Vor 1980 sind nur vereinzelte Patentanmeldungen zu verzeichnen, während nach 2022 aufgrund verzögerter Veröffentlichungen sowie nachträglicher Klassifizierungen nur unvollständige Daten vorliegen (erkennbar im Randbereich durch abfallende Tendenz der Anmeldungszahlen).

    Schon in Abbildung 1 ist ein dominanter Anteil der Polymerelektrolyt-Technologie zu erkennen, doch erst hier wird die ausgeprägte Dynamik ihrer Entwicklung deutlich. Die Patentierung dazu begann erst in den 1990ern und löste schnell eine erhebliche Begeisterung für die Technologie aus, die in einem exponentiellen Anstieg der Anmeldungen um die Jahrtausendwende herum resultierte. Ab 2002 begann die Aktivität dann zu stagnieren und verharrt seither auf einem nach wie vor hohen Plateau von etwa 300 transnationalen Patentanmeldungen pro Jahr.

    Auch zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen wurden in erheblichem Umfang Erfindungen patentiert, die Entwicklung begann hier jedoch schon in den 1980ern. Auch hier ist ein erheblicher Anstieg um die Jahrtausendwende deutlich erkennbar, seither werden jährlich meist über 200 transnationale Patente zu dieser Technologie angemeldet. Auch alternative Brennstoffzell-Technologien folgen einem ähnlichen Verlauf, jedoch erfuhren deren Anmeldungen seit ihrem Spitzenwert von knapp über 200 im Jahr 2006 einen langsamen Rückgang auf etwa 100 pro Jahr.

    Regionaler Ursprung des intellektuellen Eigentums

    Transnationale Patente gelten als international vergleichbares Maß für die Generierung intellektuellen Eigentums. Wir ordnen dabei jedem Patent ein Ursprungsland zu, in dem wir die Nationalität der Erfinder (auf Basis des Aufenthalts, nicht der Staatsangehörigkeit) ermitteln. (Ggf. ordnen wir Patente mit Erfindern in mehreren Ländern mehrfach zu.) Abbildung 3 zeigt für die fünf aktivsten Nationen jeweils die einschlägigen Patentzahlen je Technologie-Kategorie (sowie die Akkumulationen der verbleibenden transnationalen Patente für den Rest von Europa bzw. den Rest der Welt).

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    Abbildung 3: Top 5 – Nationaler Ursprung transnationaler Patente zu Brennstoffzellen nach Technologie.

    Demnach nimmt Deutschland im Brennstoffzellsektor eine sehr starke Stellung ein, folgt nach Japan und den USA im weltweiten Vergleich klar auf Platz drei (gemessen an einschlägigen transnationalen Patenten). Insgesamt ist eine große Konzentration des intellektuellen Eigentums auf die führenden Nationen erkennbar.

    So ist die Zahl der transnationalen Patente mit Ursprung in Europa (oder im verbleibenden Rest der Welt) abseits der Top-5 in Summe jeweils mit Deutschland allein vergleichbar. Ferner ist hervorzuheben, dass das kombinierte intellektuelle Eigentum in Europa im Vergleich der Weltregionen durchaus eine Spitzenposition einnimmt. 

    Abbildung 4 zeigt eine genauere Differenzierung des globalen geistigen Eigentums im Brennstoffzellen-Kontext (auf Basis aller transnationaler Patentanmeldungen) nach nationalem Ursprung gemäß den oben etablierten Prinzipien.

    Wir nutzen eine Weltkarte zur Visualisierung aller Nationen. Deren Färbung reflektiert dabei jeweils die Gesamtzahl aller Brennstoffzellen-Patentanmeldungen – unberücksichtigt von kategorisierten Technologie-Betrachtungen – aus dem jeweiligen Land. Die Animation dokumentiert dabei die Akkumulation der Erfindungen im Zeitverlauf. Über einen Slider kann der Stand bis zu jedem Prioritätsjahr jeweils gezielt angesteuert werden.

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    Abbildung 4: Globale Verteilung aller transnationalen Patente zu Brennstoffzellen (basierend auf der Lokalisation der Erfinder). Die Animation zeigt die Akkumulation der Patente in jeder Nation über die Zeit.

    Einen deutlicheren Blick auf die Dynamiken in diesen Zeiträumen bietet Abbildung 5. Während die klassischen Automobilnationen Japan, USA und Deutschland über einen langen Zeitraum führende Nationen bei der globalen Verteilung transnationaler Patente waren, lässt sich deutlich erkennen, dass die Zahl transnationaler Patente mit Ursprung in China in den letzten 15 Jahren im Vergleich stark angewachsen ist.

    Wie bereits in Abbildung 3 abzulesen ist, gehört Deutschland zu den aktivsten Ursprungsnationen und belegt hier seither eine Platzierung unter den Top 3. Im jüngsten Zeitraum dieser Betrachtung nimmt Deutschland sogar eine führende Position in diesem Ranking ein. Dies dürfte zum einen darauf zurückzuführen sein, dass Toyota als dominierendes Unternehmen für Brennstoffzellenfahrzeuge (siehe Abbildung 6) seine Patentaktivität reduziert und Patente strategisch geöffnet haben könnte, um anderen Herstellern einen Markthochlauf zu ermöglichen. Zum anderen spiegeln sich hierin die starken Investitionen in Forschung und Entwicklung in Deutschland wider, insbesondere im industriellen Sektor, unterstützt durch staatliche Förderprogramme.

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    Abbildung 5: Rangfolge von Erfindernationen im Feld der Brennstoffzellen im zeitlichen Vergleich

    Akteure: Top-Anmelder von Brennstoffzell-Patenten

    In der Regel treten Institutionen als Anmelder von Patenten auf. Ein Grund dafür ist die Inanspruchnahme der Verwertung einer im Dienst aufgetretenen Erfindung durch den Arbeitgeber (typischerweise detailliert durch die nationale Gesetzgebung geregelt). Die Anmeldung und vor allem die Aufrechterhaltung des Patentenschutzes (gerade in transnationalen Fällen) sind mit erheblichen hohen Kosten verbunden und werden in der Regel von einem institutionalisierten Anmelder getragen. Aus diesem Grund eignen sich Patentdatenbanken gut zur statistischen Auswertung von Patentmengen (wie jene in Abbildung 1) nach anmeldenden Institutionen.

    Top-Patentanmelder für Brennstoffzellen nach Technologie
    Rang Name
    (in der Datenbank)
    Nationaler Ursprung Patente:
    Brennstoffzellen (gesamt)
    Patente:
    Polymerelektrolyt
    Patente:
    Hochtemperatur
    Patente:
    Alternative Technologien
    1 TOYOTA JIDOSHA CO LTD Japan Japan 1770 345 85 58
    2 MATSUSHITA ELECT IND CO LTD Japan Japan 1128 326 110 56
    2 ROBERT BOSCH GMBH Germany Deutschland 1128 276 102 18
    4 NISSAN MOTOR CO LTD Japan Japan 975 225 152 22
    5 HONDA MOTOR CO LTD Japan Japan 580 112 142 14
    6 CEA & AUX ENERGIES ALTERNATIVES France Frankreich 410 134 123 37
    7 UTC POWER CORP United States Vereinigte Staaten 384 97 49 5
    8 DAIMLER AG Germany Deutschland 357 76 12 0
    9 SIEMENS AG Germany Deutschland 349 82 91 45
    10 SAMSUNG ELECT CO LTD South Korea Südkorea 338 96 78 73
    11 CO LTD TOSHIBA Japan Japan 289 21 26 119
    13 LG CHEM LTD South Korea Südkorea 270 116 66 30
    14 KYOCERA CORP Japan Japan 238 8 122 2
    15 3M INNOVATIVE PROPERTIES CO United States Vereinigte Staaten 216 118 10 8
    16 NGK INSULATORS LTD Japan Japan 214 7 148 31
    17 INTELLIGENT ENERGY LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 213 63 12 17
    18 AUDI AG Germany Deutschland 210 86 15 1
    20 KOLON IND INC South Korea Südkorea 189 110 35 32
    21 BLOOM ENERGY CORP United States Vereinigte Staaten 181 16 149 1
    22 FORSCHUNGSZENTRUM JULICH GMBH Germany Deutschland 175 35 80 41
    23 CNRS France Frankreich 172 45 29 37
    26 FUELCELL ENERGY INC United States Vereinigte Staaten 156 9 108 5
    27 TORAY IND INC Japan Japan 155 101 13 9
    29 AVL LIST GMBH Austria Österreich 149 35 62 4
    30 BAYERISCHE MOTOREN WERKE AG Germany Deutschland 148 17 12 0
    42 CERES INTELLECTUAL PROPERTY CO LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 113 3 91 4
    60 NITTO DENKO CORP Japan Japan 76 28 5 31

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    Abbildung 6: Aktivste Anmelder von transnationalen Brennstoffzell-Patenten nach diversen Kriterien

    Konkret zeigt Abbildung 6 die aktivsten Anmelder von transnationalen Patenten im Brennstoffzellsektor. Die dargestellte Rangfolge wird dabei bestimmt nach Anzahl aller Patentanmeldungen der Institution im Brennstoffzell-Kontext. Für jeden gezeigten Anmelder wird zudem jeweils die Zahl der Patente ausgewiesen, die wir explizit einer Technologie-Kategorie zuordnen können.

    Explizit wurden in Abbildung 6 jeweils die Top-10 Anmelder nach Gesamtzahl, sowie innerhalb jeder Technologie Kategorie (Felder jeweils farblich hinterlegt). Zusätzlich sind alle europäischen Akteure unter den Top-30 durch eine blau hinterlegte Flagge markiert.

    Es ist klar zu erkennen, dass Automobilhersteller im Vergleich zur Betrachtung im Jahr 2023 weiterhin das Ranking dominieren. Japanische Anbieter treten dabei besonders hervor, was eine starke Präferenz für die Brennstoffzelle als automobile Antriebsoption des Landes unterstreicht. Dennoch sind für nahezu alle Automobilhersteller in dieser Liste kaum noch zusätzliche Patentanmeldungen zu verzeichnen, was auf einen schrittweisen Rückzug aus der Brennstoffzellen-Technologie im automobilen Bereich hindeutet.

    Einen deutlichen Zuwachs verzeichnet man bei Bosch im Bereich der Polymerelektrolyt-Technologie. Das Unternehmen investiert stark in die Entwicklung von Brennstoffzellen für unterschiedliche Anwendungen, unter anderem für Nutzfahrzeuge und stationäre Energieversorgung. Daneben haben einige große Forschungseinrichtungen (z. B. CEA, FZJ, CNRS) Eingang ins Ranking gefunden, sowie große Technologiekonzerne auch ohne expliziten Automobilbezug (z. B. Matsushita, Siemens, Samsung). All diese Akteure treten tendenziell als Generalisten auf, sowohl in Bezug auf die Art der Brennstoffzell-Technologie (durchweg hohe Werte) als auch im Aufbau umfangreicher Patentportfolios (siehe unten).

    Aber das Ranking enthält auch wenige Spezialanbieter, die sich augenscheinlich auf die Polymerelektrolyt- (LG, Kolon, 3M) bzw. Hochtemperatur-Technologie (Kyocera, NGK Insulators, Bloom Energy) konzentrieren. Dabei handelt sich teils um kleinere Firmen, die Brennstoffzellen besonders in ihrem Geschäftsmodell verankert haben, teils aber auch um Materialhersteller und Zulieferer, die spezifische Schlüsselkomponenten entwickeln.

    Akteure: Spezialanbieter

    Vermutlich leisten die oben genannten Spezialanbieter einen erheblichen Beitrag zur Innovation im Brennstoffzellsektor, allerdings werden solche Akteure in Abbildung 6 nur vereinzelt sichtbar. Bei einer rein mengenmäßigen Analyse der Patentdaten (wie in Abbildung 6 gezeigt) werden sie wahrscheinlich nicht auf vorderen Rängen landen.

    Dafür lassen sich zahlreiche Ursachen finden. Häufig handelt es sich um relativ junge Unternehmen (Start-Ups, Spin-Offs von Forschungseinrichtungen etc.), die dann zwar meist technologiegetrieben, aber eben auch noch relativ klein sind. Sie verfügen also tendenziell über eine geringe Zahl von Patenten, die aber potenziell zentrale technische Aspekte abdecken und somit als besonders relevant einzustufen wären.

    Im Gegensatz dazu sammeln große multinationale Unternehmen oft systematisch erhebliche Patent-Portfolios an, ohne dass im Einzelfall immer das unmittelbare Anwendungsinteresse zwingend direkt im Vordergrund steht. Eine genaue inhaltliche Prüfung und Bewertung aller potenziell relevanten Patente hinsichtlich ihrer spezifischen Relevanz ist jedoch höchst aufwändig und impraktikabel (tiefes Expertenwissen erforderlich, Verschleierung der technischen Inhalte durch rechtlichen Charakter der Patenttexte). 

    Als praktikable Alternative entwickelt das Fraunhofer ISI Strategien zur gezielten Identifikation von Spezialanbietern anhand von Patentdaten. Für jeden einschlägigen Anmelder können wir systematisch in Patentdatenbanken u. a. folgende Größen abfragen: 

    • ns: Anzahl spezifischer Patente, also z. B. zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle
    • nk: Anzahl der Patente im Kontext (von Brennstoffzellen allgemein) 
    • na: Anzahl aller Patentanmeldungen der Entität (ohne inhaltliche Filter) 

    Spezialanbietern unterstellen wir eine gewisse Fokussierung auf genau die untersuchte Technologie (im Beispiel als Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen), die wir als Verhältnis nna ausdrücken und berechnen können.

    Eine direkte Verwendung dieser Fokussierung als Auswahlkriterium für Spezialanbieter erweist sich allerdings nicht als zielführend. Bei einer solchen Statistik werden sporadische Anmelder mit einem einzigen einschlägigen Patent (oder ggf. sehr wenigen) überproportional hervorgehoben. Dabei handelt es sich dann oft um Privatpersonen, die sich eine Idee individuell schützen lassen, aber in der Regel nicht über die Mittel für deren Kommerzialisierung verfügen.

    Als Alternative entwickelt das Fraunhofer ISI ein Scoring-System, welches gezielt Patentprofile von Spezialanbietern, also kleinen Unternehmen mit nur wenigen, tendenziell aber besonders relevanten Patenten hervorhebt. Ziel ist dabei vor allem eine gewisse Balance zwischen Quantität und Fokussierung herzustellen. 

    Spezialisten: Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle

    Konkret berechnen wir unter Berücksichtigung der oben genannten Größen und bestimmten Schwellwerten für jeden relevanten Anmelder transnationaler Patente einen Scoring-Wert. Das Verfahren zur Berechnung (insb. die Auswahl zielführender Parameter) entwickeln wir laufend weiter. Die Höhe eines individuellen Scoring-Werts hat dabei keinerlei inhaltliche Aussagekraft. Er dient ausschließlich als ein Maß, das eine Rangfolge unter den Anmeldern herstellt, welches typische Spezialanbieter hervorhebt. Abbildung 7 zeigt das Ergebnis dieser Analyse für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. 

    Spezialanbieter für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen
    Spezialisierung Patentzahlen
    Rang Name
    (in der Datenbank)
    Nationaler Ursprung Score Anteil Polymerelektrolyt Brennstoffzellen (gesamt) Gesamt
    1 JOHNSON MATTHEY FUEL CELLS LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 23,285 74,1% 43 48 58
    2 INTELLIGENT ENERGY LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 19,189 27,8% 63 213 227
    3 UTC POWER CORP United States Vereinigte Staaten 18,048 18,9% 97 384 513
    4 BALLARD POWER SYSTEMS INC Canada Kanada 15,290 29,2% 64 172 219
    5 NUVERA FUEL CELLS LLC United States Vereinigte Staaten 10,927 50,9% 28 49 55
    6 HYDROGENICS CORP Canada Kanada 9,763 27,4% 34 114 124
    7 POLYFUEL INC United States Vereinigte Staaten 9,709 81,0% 17 20 21
    8 GREENERITY GMBH Germany Deutschland 9,366 78,3% 18 20 23
    9 BASF FUEL CELL GMBH Germany Deutschland 8,859 83,3% 15 18 18
    10 BLUE WORLD TECH HOLDING APS Denmark Dänemark 7,039 70,0% 14 20 20
    11 ACAL ENERGY LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 6,171 54,8% 17 26 31
    13 BASF FUEL CELL RESEARCH GMBH Germany Deutschland 4,787 68,8% 11 15 16
    14 PEMEAS GMBH Germany Deutschland 4,606 36,8% 21 39 57
    17 ADVENT TECH Greece Griechenland 3,556 88,9% 8 8 9
    19 AREVA STOCKAGE D ENERGIE France Frankreich 3,018 50,0% 9 17 18
    73 TOYOTA JIDOSHA CO LTD Japan Japan 0,665 1,5% 345 1770 22763
    223 ROBERT BOSCH GMBH Germany Deutschland 0,056 0,6% 276 1128 45748
    232 MATSUSHITA ELECT IND CO LTD Japan Japan 0,049 0,6% 326 1128 54707

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    Abbildung 7: Spezialanbieter im Kontext von Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen auf Basis transnationaler Patentanmeldungen. Gezeigt werden sowohl die Top-10 im globalen Vergleich als auch die Top-10 der Anmelder auch Europa je nach erreichten Scoring-Wert also auch die Top-3 gemäß Anzahl von Brennstoffzell-Patenten allgemein (als Vergleich).

    Im Detail weist Abbildung 7 die erzielten Scoring-Werte ausgewählter Anmelder von transnationalen Patenten zu Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen aus. Enthalten sind sowohl die zehn höchstplatzierten Anmelder im globalen Vergleich als auch die zehn höchstplatzierten Anmelder aus Europa (blau hinterlegte Flagge) sowie die Top-3 nach Anzahl allgemeiner Brennstoffzell-Patente (grün hinterlegt, vgl. Abbildung 6) als Vergleichsgröße.

    Zielgemäß rangieren Spezialisten aus Abbildung 6 (UTC Power, Intelligent Energy) auf den Spitzenpositionen, ebenso wie andere einschlägig bekannte Akteure (z. B. Ballard Power) mit vergleichbaren Patentprofilen. Großkonzerne treten indirekt auf, falls sie einschlägige Tochterfirmen gegründet haben (z. B. Johnson Matthey, BASF). Vor allem werden auch Anbieter mit kleinen, aber sehr spezifischem IP-Portfolio hervorgehoben (z. B. Advent Tech, Greenerity).

    Hier gilt zu berücksichtigen, dass die Zuordnung der Patente auf Basis der Daten bei Antragstellung basiert. Eigentumsverhältnisse (z. B. Mutter-/Tochterfirmen) und deren Änderung (Umbenennung, Übernahmen, Fusionen) können dabei nicht systematisch berücksichtigt werden. In Abbildung 7 finden sich z. B. zwei Einträge von BASF-Töchtern (auf Rang 9 und 13), die auf eine Namensänderung zurückzuführen ist, während das operative Geschäft von UTC Power (Rang 3) nach Übernahme und Insolvenz inzwischen längst in Doosan Fuel Cell America aufgegangen ist.

    Im Vergleich zu ausgewiesen Spezialanbietern erreichen Großkonzerne (wie Toyota, Bosch, Matsushita) aufgrund ihrer breiter gestreuten Patent-Pools in diesem Ranking weniger hohe Platzierungen. Natürlich schmälert dies keinesfalls deren Relevanz als Akteure am Markt für Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen. Das Scoring in Abbildung 7 stellt an sich keinerlei Wertung dar, sondern dient ausschließlich der schnellen Identifikation von Akteuren, die vermutlich mit dem Profil eines Spezialanbieters am Markt aktiv sind. Somit ist es als Ergänzung zu der in Abbildung 6 gezeigten absoluten Auswertung zu sehen.

    Spezialisten: Hochtemperaturbrennstoffzelle

    In Analogie zur Abbildung 7 verwenden wir das gleiche Scoring-Verfahren zur Identifikation potenzieller Spezialanbieter für Hochtemperatur-Brennstoffzellen. 

    Spezialanbieter für Hochtemperatur-Brennstoffzellen
    Spezialisierung Patentzahlen
    Rang Name
    (in der Datenbank)
    Nationaler Ursprung Score Anteil Hochtemperatur Brennstoffzellen (gesamt) Gesamt
    1 BLOOM ENERGY CORP United States Vereinigte Staaten 99,716 76,8% 149 181 194
    2 FUELCELL ENERGY INC United States Vereinigte Staaten 67,500 68,8% 108 156 157
    3 CERES INTELLECTUAL PROPERTY CO LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 47,187 67,4% 91 113 135
    4 LG FUEL CELL SYSTEMS INC United States Vereinigte Staaten 34,074 91,5% 43 47 47
    5 CONVION LTD Finland Finnland 20,550 83,3% 30 36 36
    6 SULZER HEXIS AG Switzerland Schweiz 14,375 66,0% 31 39 47
    7 TOPSOE FUEL CELL AS Denmark Dänemark 14,348 83,3% 25 25 30
    8 MORIMURA SOFC TECH CO LTD Japan Japan 14,171 100,0% 19 19 19
    9 MTU ONSITE ENERGY GMBH Germany Deutschland 13,083 81,5% 22 25 27
    10 UTC POWER CORP United States Vereinigte Staaten 8,786 9,6% 49 384 513
    14 ELCOGEN LTD Finland Finnland 6,791 100,0% 11 11 11
    16 ANSALDO FUEL CELLS SPA Italy Italien 5,979 85,7% 12 12 14
    17 EZELLERON GMBH Germany Deutschland 5,916 91,7% 11 11 12
    19 PEMEAS GMBH Germany Deutschland 4,606 36,8% 21 39 57
    20 INTELLIGENT ENERGY LTD United Kingdom Vereinigtes Königreich 4,560 5,3% 12 213 227
    147 TOYOTA JIDOSHA CO LTD Japan Japan 0,250 0,4% 85 1770 22763
    249 ROBERT BOSCH GMBH Germany Deutschland 0,022 0,2% 102 1128 45748
    273 MATSUSHITA ELECT IND CO LTD Japan Japan 0,016 0,2% 110 1128 54707

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    Abbildung 8: Spezialanbieter im Kontext von Hochtemperatur-Brennstoffzellen auf Basis transnationaler Patentanmeldungen. Gezeigt werden sowohl die Top-10 im globalen Vergleich als auch die Top-10 der Anmelder auch Europa je nach erreichten Scoring-Wert?? also auch die Top-3 gemäß Anzahl von Brennstoffzell-Patenten allgemein (als Vergleich).

    Im Detail weist Abbildung 8 die erzielten Scoring-Werte ausgewählter Anmelder von transnationalen Patenten zu Hochtemperatur-Brennstoffzellen aus: Enthalten sind sowohl die zehn höchstplatzierten Anmelder im globalen Bereich als auch die zehn höchstplatzierten Anmelder aus Europa (blau hinterlegte Flagge), sowie die Top-3 nach Anzahl von Brennstoffzell-Patenten (grün hinterlegt, vgl. Abbildung 6) zum Vergleich.

    Auch hier nimmt das bereits in Abbildung 6 identifizierte Unternehmen Fuelcell Energy eine Spitzenposition ein, die in Abbildung 8 mit Bloom Energy nur von einem einzigen Unternehmen mit nahezu vergleichbarem Profil übertroffen wird. Letztere weist eine noch etwas größere Fokussierung auf Hochtemperatur-Brennstoffzellen auf. Dagegen erscheinen die Firmen Kyocera und NGK Insulators auf Basis des Scorings nicht unter den Top 10, da sie über vielfältige Patente abseits von Brennstoffzell-Technologie verfügen.

    Darüber hinaus zeigt Abbildung 8 noch zahlreiche weitere Spezialanbieter von Hochtemperatur-Brennstoffzellen (Ceres, Convion, Topsoe etc.). Natürlich können ggf. auch anders fokussierte Unternehmen relativ hohe Werte erzielen, wenn sie insgesamt ein entsprechendes Patent-Portfolio aufweisen (UTC Power, Intelligent Energy).

  • Meta-Markt-Analyse

    Der Themenkomplex Wasserstoff – insbesondere dessen Erzeugung und Nutzung – ist Gegenstand zahlreicher Marktstudien. Dabei liegt der Fokus auf der Brennstoffzelle, die als zentrale Schlüsseltechnologie innerhalb der aufkommenden Wasserstoffwirtschaft gilt und somit die Grundlage der nachfolgenden Meta-Markt-Analyse bildet. Der Zugang zu vollständigen kommerziellen Marktstudien ist jedoch meist mit hohen Kosten verbunden, was die Möglichkeiten für systematische und vergleichende Auswertungen deutlich einschränkt. Allerdings veröffentlichen viele Anbieter aus werblichen Gründen ausgewählte Inhalte, die öffentlich zugänglich sind. Diese umfassen in der Regel aggregierte Angaben zum Marktvolumen, Prognosen zur Marktentwicklung sowie exemplarische Nennungen relevanter Marktakteure. Für die vorliegende Meta-Markt-Analyse wurden relevante Prognosedaten aus insgesamt 45 Marktstudien aus den Jahren 2022 bis 2025 zum Brennstoffzellenmarkt ausgewertet (Stand: Mai 2025).

    Abbildung 1: Umsatzprognosen verschiedener Marktstudienanbieter für den globalen Brennstoffzellen-Markt. Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten unterschiedlicher Anbieter weichen stark voneinander ab.
    © Fraunhofer ISI
    Abbildung 1: Umsatzprognosen verschiedener Marktstudienanbieter für den globalen Brennstoffzellen-Markt. Die Umsatzzahlen und Wachstumsraten unterschiedlicher Anbieter weichen stark voneinander ab.
    Abbildung 2: Zusammenfassung der Umsatzprognosen für den globalen Brennstoffzell-Markt aus verschiedenen Marktstudien, die zu einem maximalen (Median aus den drei höchsten Prognosen), minimalen (Median aus den drei niedrigsten Prognosen), und durchschnittlichen (Median aller Prognosen) Szenario führen.
    © Fraunhofer ISI
    Abbildung 2: Zusammenfassung der Umsatzprognosen für den globalen Brennstoffzellenmarkt aus verschiedenen Marktstudien, die zu einem maximalen (Median aus den drei höchsten Prognosen), minimalen (Median aus den drei niedrigsten Prognosen) und durchschnittlichen (Median aller Prognosen) Szenario führen.
    Abbildung 3: Darstellung der Divergenz von Marktvolumenprognosen für 2027 im Zeitverlauf. Aufgetragen sind die Erscheinungsjahre und Marktvolumina für 2027 verschiedener Studienanbieter mit zwei oder mehr lancierten Berichten.
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    Abbildung 3: Darstellung der Divergenz von Marktvolumenprognosen für 2027 im Zeitverlauf. Aufgetragen sind die Erscheinungsjahre und Marktvolumina für 2027 verschiedener Studienanbieter mit zwei oder mehr lancierten Berichten.

    Die Vorhersagen für den globalen Brennstoffzellen-Markt weisen eine enorme Spannbreite auf (Abbildung 1). Jährliche Wachstumsraten (CAGR = compound annual growth rate) werden auf zwischen 9 und 41 Prozent prognostiziert, wobei knapp 70 Prozent aller Studien von einem mittleren Wachstum zwischen 15 und 30 Prozent ausgehen. Der jährliche globale Umsatz lag im Jahr 2024 laut Studien zwischen 494 Mio. US$ und 29 Mrd. US$ (Median aller Studien bei ca. 7,9 Mrd. US$). Diese enorme Spannweite an Schätzungen der Marktgröße spiegelt wider, dass es sich um einen neuaufkommenden Markt handelt, in dem große Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen Marktgröße bestehen. Während bei etablierten Märkten häufig genaue Zahlen vorliegen, sind neue Märkte dagegen deutlich intransparenter und Abschätzungen der Marktgröße hängen stark von der verwendeten Methodik ab. Diese scheint sich bei den verglichenen Marktstudienanbietern deutlich zu unterscheiden.

    Die Spannweite an prognostizierten Wachstumsraten, gekoppelt mit der großen Bandbreite von vergangenen und aktuellen globalen Umsatzzahlen, führt zu drastisch unterschiedlichen Szenarien für die zukünftige Entwicklung der Marktgröße. Für das Jahr 2030 werden Jahresumsätze zwischen knapp 2 Mrd. US$ und 117 Mrd. US$ prognostiziert (Median von 26,7 Mrd. US$, Abbildung 2). Wir führen die großen Unterschiede zwischen den Prognosen auf die bereits oben genannte Unausgereiftheit des Brennstoffzellenmarktes und die hohe Dynamik der Energiewende zurück. Wasserstoff wird im nachhaltigen Energiesystem der Zukunft sicher eine wichtige Rolle spielen, allerdings bestehen weiterhin große Unsicherheiten hinsichtlich (a) der Intensität künftiger Wasserstoffnutzung (im Vergleich zu anderen Energieträgern oder Speichertechnologien) und (b) der Geschwindigkeit der Transformation. Unserer Meinung nach wird die Marktentwicklung in naher Zukunft stark von öffentlichen Mitteln und großen Initiativen abhängen. Daher sind die Prognosen mit großen Unsicherheiten behaftet und bieten nur eine grobe Einschätzung der aufkommenden Marktentwicklungen.

    Abbildung 3 veranschaulicht die prognostizierten Marktvolumina für das Jahr 2027, basierend auf insgesamt 50 internationalen Marktstudien zum globalen Brennstoffzellenmarkt. Die Werte sind in Abhängigkeit vom Veröffentlichungsjahr der jeweiligen Studie dargestellt. Farblich hervorgehoben sind Studien von Herausgebern, die zwischen 2020 und 2025 mehrere Prognosen publiziert haben. Dabei fällt eine deutliche Streuung der prognostizierten Marktvolumina auf, die stark vom Zeitpunkt der Veröffentlichung beeinflusst ist. So wiesen einzelne Studien – etwa frühere Ausgaben von Fortune Business Insights – zunächst eher konservative Einschätzungen auf, die in späteren Versionen deutlich nach oben korrigiert wurden. Im Gegensatz dazu reduzierten Anbieter wie Research and Markets ihre ursprünglichen Prognosen in Folgepublikationen. Diese teils gegenläufigen Entwicklungen sowie die unregelmäßige Frequenz der Studienaktualisierungen lassen sich auf veränderte politische Rahmenbedingungen, Marktdynamiken, den Zugang zu neuen Datenquellen sowie divergierende Modellannahmen zurückführen. Insgesamt verdeutlicht dies die inhärente Unsicherheit und hohe Volatilität langfristiger Marktprognosen – insbesondere in einem sich rasch entwickelnden Technologiefeld wie der Wasserstoffwirtschaft.

    Wir gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren weitere Marktstudien zu dem Thema erscheinen werden, da das Interesse an Wasserstofftechnologien im Zuge der Energiewende weiter an Fahrt aufnehmen wird. Trotzdem werden Prognosen dieser Studien wahrscheinlich noch einige Jahre stark voneinander abweichen, da die Entwicklung des Marktes noch maßgeblich von externen Faktoren (wie z. B. öffentliche Förderung, CO2-Regularien, Strategien großer Unternehmen usw.) abhängen wird. Längerfristig, wenn sich der Markt zunehmend etabliert, erwarten wir, dass sich die Prognosen langsam annähern und extreme Einschätzungen der Marktgröße seltener werden.

     

    Brennstoffzellen-Technologien

    Häufig werden in Marktstudien die unterschiedlichen Arten von Brennstoffzellen-Technologien genannt: (a) Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen, (b) Hochtemperatur-Brennstoffzellen (in der Regel unterteilt in Schmelzkarbonat-Brennstoffzelle, Festoxid-Brennstoffzelle, Phosphorsäure-Brennstoffzelle) und (c) andere Brennstoffzellen-Technologien. Auch wenn nur wenige Marktstudien konkrete Zahlen nennen, stimmen die Marktstudien darin überein, dass Polymerelektrolyt-Brennstoffzellen mit einem Marktanteil von über 60 Prozent die dominierende Technologie sind. Gefolgt von Hochtemperatur-Brennstoffzellen mit einem Marktanteil zwischen 35 und 40 Prozent. Andere Brennstoffzellen-Technologien spielen nur eine untergeordnete Rolle.

    Abbildung 4: Unternehmen, die mindestens in zehn Markstudien genannt wurden, deren Herkunftsländer und die Anzahl der Nennungen in den Marktstudien.
    © Fraunhofer ISI
    Abbildung 4: Unternehmen, die mindestens in zehn Markstudien genannt wurden, deren Herkunftsländer und die Anzahl der Nennungen in den Marktstudien.
    Abbildung 5: Herkunft genannte Unternehmen verschiedener Marktstudienanbieter für den globalen Brennstoffzellen-Markt nach Länder (Unternehmen mit mind. 10 Nennungen).
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    Abbildung 5: Herkunft genannte Unternehmen verschiedener Marktstudienanbieter für den globalen Brennstoffzellen-Markt nach Länder (Unternehmen mit mind. 10 Nennungen).

    Industrielle Akteure

    Die meisten Marktstudienanbieter nennen in der Vorschau ihrer Studie Unternehmen, die auf dem Brennstoffzellen-Markt tätig sind. Die Analyse der in den 41 Studien genannten Unternehmen führt zu einer Rangfolge der genannten Firmennamen (Abbildung 4). Bei dieser Analyse handelt es sich nicht um eine Bewertung, welches Unternehmen führend oder in der Branche am aktivsten ist, sondern soll einen Eindruck vermitteln, welche Unternehmen von Marktanalysten als relevant angesehen und entsprechend in ihren Markstudien genannt werden.

    Im Unterschied zur Aktivität von Unternehmen bei der transnationalen Patentierung von Technologie, drückt Abbildung 4 die Wahrnehmung ihrer Aktivität am Markt für Brennstoffzellen aus. Überraschend ist dennoch, dass die Top-3-Patentanmelder Toyota, Matsushita und Robert Bosch in den Marktstudien kaum erwähnt werden (was nicht unbedingt für die Methodik der Marktstudienanbieter spricht). Dagegen sind die am häufigsten genannten Unternehmen börsenorientierte Unternehmen mit viel Medienpräsenz. Auch dies spricht dafür, dass diese Liste eher die Wahrnehmung, statt die eigentliche Aktivität darstellt.

    Analysiert man die Herkunft der häufig genannten Unternehmen, so stellt man fest (Abbildung 5), dass die meist genannten Unternehmen aus den USA (16) und Deutschland (12)  kommen, gefolgt von Japan (10), dem Vereinigten Königreich (8) und China (4). Darüber hinaus sind aber Unternehmen aus zahlreichen anderen Ländern vertreten, wie z. B. Südkorea (4), Frankreich (3), Kanada (2) und Schweden (2).

    Abbildung 6: Marktanteile der globalen Umsätze von Brennstoffzellen nach Anwendungsgebiet
    © Fraunhofer ISI
    Abbildung 6: Marktanteile der globalen Umsätze von Brennstoffzellen nach Anwendungsgebiet

    Anwendungsbereiche für Brennstoffzellen

    Über den Brennstoffzellen-Gesamtmarkt hinaus, gibt es auch zahlreiche Marktstudien, die sich mit Submärkten für Brennstoffzellen beschäftigen. Aus elf Marktstudien zum Thema stationärer Brennstoffzellen und sechzehn Marktstudien zum Thema Brennstoffzellenfahrzeuge aus den Jahren 2024 und 2025 konnten wir den Anwendungsbereichen »Stationär« und »Transport« Marktanteile zuordnen (Abbildung 3). Während der stationäre Markt aktuell dominiert, wird der Transportmarkt laut den Prognosen bis zum Jahr 2032 kontinuierlich zunehmen und schon 2027 über 50 Prozent erreichen (3 Jahre früher verglichen mit den Prognosedaten von 2023).

  • Produktionskapazitäten PEM-Brennstoffzellstacks

    Die industrielle Skalierung der Produktion ist ein kritischer Schritt hin zur breiten Diffusion neuer Technologien. Die Polymerelektrolyt-Brennstoffzelle gilt als eine nachhaltige Antriebsoption im Verkehrssektor, besonders für den straßengebundenen Schwerlastverkehr. Deshalb bringen sich weltweit viele Firmen in Position, um die erwartete Nachfrage bedienen zu können. Parallel zu intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit werden neue Produktionskapazitäten für Brennstoffzellen, -systeme und -komponenten aufgebaut bzw. bestehende Kapazitäten erweitert.

    Wir verfolgen die Dynamik industrieller Investitionen durch den Aufbau einer Datenbank, in der Ankündigungen zum Aufbau von Produktionskapazitäten in diesem Feld gesammelt werden. Als Quellen verwenden wir öffentlich zugänglich Informationen wie Pressemitteillungen und Nachrichtenbeiträge, kommerzielle Marktdatenbanken sowie Informationen aus Gesprächen mit Expert:innen, die entsprechende Einblicke in die Aktivitäten haben. 

    Die folgende Analyse diskutiert die antizipierten angekündigten Investitionen in Produktionskapazitäten für PEM-Brennstoffzellsysteme und leitet Szenarien für einen möglichen Produktionshochlauf ab.

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    Abbildung 1: Anzahl der Einträge in der Datenbank für Produktionskapazitäten von PEM-Brennstoffzellen/-stacks nach Klassifikation der Konkretheit der Ankündigung (x-Achse) und der notwendigen zusätzlich getroffenen Annahmen in Bezug auf die Produktionskapazität (y-Achse), aufgrund fehlender Angaben in der Quelle.

    Aufbau der Investitionsdatenbank

    Zu jeder angekündigten Investition erfassen wir nach Möglichkeit die geplante Produktionskapazität, den finanziellen Umfang der Investition, den angestrebten Fertigstellungszeitpunkt, den Produktionsstandort sowie die perspektivisch eingeplante Anzahl der Mitarbeitenden.

    Die heterogene Natur der Ausgangsdaten nach Skalierung (von Pilotlinien bis zur Massenfertigung), Spezifikation der Produktionskapazitäten (Stückzahlen von Brennstoffzellen, Stacks oder Brennstoffzellensysteme) und Vollständigkeit der Angaben (oft nur Investitionssumme oder nur Kapazität genannt) erschwert die Analyse der Daten zusätzlich. Dennoch haben auf Basis dieses eingeschränkten Datenzugangs mehr als 80 Einträge zur Produktion von PEM-Brennstoffzellstacks Eingang in die Datenbank gefunden.

    Im Sinne einer kohärenten Analyse berücksichtigen wir ausschließlich Ankündigungen aus denen Produktionskapazitäten zur Fertigung von Brennstoffzellstacks hervorgehen, da in dieser Kategorie aktuell die beste Datenlage vorliegt.

    Darauf basieren unsere nachfolgenden Analysen, die entsprechend folgenden Einschränkungen unterliegen: (a) Ankündigungen zur Produktion bis zur Zellebene bleiben unberücksichtigt, falls keine Aussagen zur Weiterverarbeitung in Stacks vorliegen (d. h. wir unterstellen eine Zulieferfunktion); (b) ebenso werden Systemintegratoren, die keine eigene Brennstoffzellstacks herstellen nicht berücksichtigt, um Doppelzählungen zu vermeiden; (c) um eine möglichst lückenlose Übersicht über potenzielle (aktuelle und künftige) Produktionskapazitäten für Brennstoffzellstacks zu erhalten, werden eigene Abschätzungen getroffen und die Datenqualität der Ankündigung nach in Abbildung 1 dargestellter zweidimensionaler Klassifizierung eingeordnet.

    Einerseits variiert der Konkretheitsgrad der Ankündigungen stark. Teilweise werden konkrete Randbedingungen für den geplanten Aufbau der Produktionskapazitäten genannt, wie Produktionsstandort, Zeitplan, geplante Abnehmer der Stacks oder Investitionsquelle. In anderen Fällen sind solche Informationen nur begrenzt vorhanden oder die Qualität der Quelle oder komplementärer Informationen aus anderen Quellen lassen vermuten, dass die angekündigten Kapazitäten nur mit geringer Wahrscheinlichkeit verwirklicht werden.

    Außerdem sind nicht in allen Quellen Zahlen zur angestrebten Produktionskapazität verfügbar, sodass diese aus komplementären Informationen (z. B. geplanter Invest) geschätzt werden muss.

    Diese unterschiedlichen Voraussetzungen münden in einer Klassifizierung nach Produktionskapazitäten mit denen zuversichtlich gerechnet werden kann (straight-forward), Kapazitäten, die erwartet werden, aber deren Umfang geschätzt wurde (derived), Kapazitäten, deren Umfang verkündet, aber deren Umsetzung nur mit geringer Konkretheit angekündigt wurde (intent) und schließlich solchen Kapazitäten, die einen geringen Konkretheitsgrad aufweisen und deren Umfang geschätzt werden musste (indistinct). Zusätzlich gibt es noch Projekte, die bereits fertig gestellt sind (finished), deren Umsetzung zweifelhaft erscheint (doubted) und solche, die beispielsweise durch Insolvenzen bereits fehlgeschlagen sind (failed).

    In Abbildung 1 ist eine Zuordnung der Ankündigungen aus der Datenbank nach diesen Kategorien präsentiert.

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    Abbildung 2: Übersicht über die angekündigten Kapazitäten in der Datenbank nach Klassifizierung (Indistinct, Derived, Intent, Straight-Forward) und deren Verwendung in den Szenarien für künftige Produktionskapazitäten (Min, Trend, Max).

    Erwarteter Produktionshochlauf

    In den vergangenen Jahren konnte die Datenqualität in Datenbank kontinuierlich verbessert werden, sodass diese aktuell als relativ belastbar eingeordnet wird. Um eine Einordnung der potenziellen zukünftigen Entwicklungen treffen zu können, ist dennoch eine Entwicklung unterschiedlicher Szenarien nötig, welche auf das entwickelte Klassifizierungsschema aufbaut.

    In Abbildung 2 sind die Annahmen aufgeführt, die zur Szenarienentwicklung genutzt wurden.

    Für das Minimal-Szenario wurden nur Produktionskapazitäten berücksichtigt, die konkret angekündigt wurden oder schon fertig gestellt sind. In den Fällen, in denen die Produktionskapazität auf Basis komplementärer Informationen geschätzt werden musste, wird im Minimalszenario von einer Überschätzung ausgegangen und daher nur die Hälfte der in der Datenbank vermuteten Kapazitäten berücksichtigt. Im Trend-Szenario wird angenommen, dass Ankündigungen mit geringem Konkretheitsgrad nur zur Hälfte realisiert werden. Im Maximal-Szenario werden alle Ankündigungen berücksichtigt, selbst solche, die als zweifelhaft eingeordnet wurden.

    Im Ergebnis steht ein kontinuierlicher Aufbau von Brennstoffzell-Produktionskapazitäten in der nächsten Dekade. Zu 2030 ist ein Sprung zu beobachten, da viele Projekte diese runde Jahreszahl als Zieldatum für den Produktionsstart angegeben haben. Aber auch nach 2030 gibt es noch vereinzelte Ankündigungen. Produktionskapazitäten, die keinen konkreten Zeitplan für die Realisierung kommuniziert haben, wurden in der nächsten Dekade mit wachsenden Anteilen berücksichtigt (2027: 10%, 2028: 25%, 2029: 50%, 2030: 75%, 2031: 80%, 2032: 85%, 2033: 90%, 2034: 95%, 2035: 100%).

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    Abbildung 3: Die Anzahl der PEM-Brennstoffzellstacks, die gemäß der entwickelten Szenarien jährlich produziert werden könnten (entsprechend der angekündigten Produktionskapazitäten.
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    Abbildung 4: Die mögliche tatsächliche Produktionskapazität nach Berücksichtigung von Verzögerung, Ausschuss und verringerter Auslastung im Vergleich zu der möglichen Nachfrageentwicklung aus zwei exemplarischen Marktstudien.

    Abbildung 3 gibt einen Einblick in den bevorstehenden Produktionshochlauf für Brennstoffzellstacks. Gemäß der o.g. Einschränkungen der Datenlage ist die Spannbreite zwischen den Szenarien sehr groß. So könnten 2035 Produktionskapazitäten zwischen 350.000 Stacks / Jahr und 1.5 Millionen Stacks / Jahr global entstehen. Im Trendszenario entstehen bis 2030 maximale Produktionskapazitäten für PEM-Brennstoffzellen von ca. 700.000 Stacks / Jahr.

    Diese Zahlen sind aufgrund der zugrundeliegenden Methodik mit bedeutenden Unsicherheiten behaftet.

    Einerseits könnten künftige Ankündigungen die Produktionskapazitäten weiter nach oben treiben, da natürlich nur bereits getätigte Ankündigungen berücksichtigt wurden. Derselbe Effekt könnte natürlich auch zu einer Reduktion der Produktionskapazitäten führen, wenn angekündigte Projekte verkleinert, verzögert oder gänzlich aufgegeben würden (z. B. durch eine Insolvenz des Produzenten).

    Andererseits geben die Hersteller oft maximale Produktionskapazitäten an, die keinen Produktionsausschuss oder Stillstände, beispielsweise für Wartungsarbeiten oder durch Störungen, berücksichtigen und möglicherweise von einem nicht vorgesehenen Dreischichtbetrieb ausgehen.

    In Abbildung 4 wurden daher verschiedene Faktoren berücksichtigt, die für eine tatsächliche Produktionsmenge eine Rolle spielen werden: Verzögerungen des Produktionsstarts, Ausschuss und eine verringerte Auslastung. Da aktuell wenig Erfahrung mit typischen Auslastungen und Ausschussmengen bestehen, wurden Abschätzungen auf Basis der Erfahrung vergleichbarer Industriezweige (z. B. Hochlauf der Hochenergie-Batteriezellproduktion) getroffen.

    Ebenfalls gezeigt sind in Abbildung 4 die Ergebnisse zweier Marktstudien für die mögliche Nachfrage nach Brennstoffzellen in den nächsten Jahren. Marktstudie 1 beruht dabei auf einer fast vollständigen Verdrängung bestehender Technologien für den Schwerlastverkehr durch Brennstoffzellen, während Marktstudie 2 auf Basis verschiedener Abschätzungen versucht ein realistischeres Bild der künftigen Nachfrage aus der Mobilität zu zeichnen.

    Beide Marktstudien haben aber nur eine äußerst begrenzte Belastbarkeit und dienen nur zur Demonstration einer exemplarischen GAP-Analyse, die mit unserem Marktmodell zur Produktionskapazität getroffen werden kann. In diesem Beispiel kann das Minimal-Szenario die Nachfrage künftig nicht mehr decken, während das Trend-Szenario zumindest für eine Marktstudie bedeutende Überkapazitäten ergeben würde. Für eine belastbarere Analyse sind aber weitere Nachfragebetrachtungen notwendig.

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    Abbildung 5: Relative Verteilung der potenziell bis 2035 entstehenden maximalen Produktionskapazitäten für PEM-Brennstoffzellstacks nach Regionen. Im inneren Ring ist das Trend-Szenario gezeigt. Die beiden schmalen Ringe außen (Maximal-Szenario) und innen (Minimal-Szenario) zeigen, wie sehr die Wahl des Szenarios diese Verteilung beeinflusst.

    Regionale Verteilung der Produktionskapazitäten

    Abbildung 5 zeigt die die Verteilung der Produktionskapazität nach Regionen und Ländern. Es wurden die Kapazitäten in China, Europa, Nordamerika (NAM) und Asien (exklusive China – RoAsien) aggregiert. Ungefähr 20% der insgesamt ankündigten Produktionskapazitäten (Maximal-Szenario) kann aktuell noch nicht verortet werden (tbd).

    In Europa werden in allen drei Szenarien mindestens ein Viertel der angekündigten Produktionskapazitäten verortet. Nur China kommt mit ca. einem Drittel der angekündigten Kapazitäten in diesem Vergleich auf einen noch größeren Wert. Zwischen den Szenarien ergeben sich nur kleinere Unterschiede, die dem generellen Trend der regionalen Verteilung nicht widersprechen. 

  • Technischer Aufbau und Kostenstruktur

    Aufbau einer PEM-Brennstoffzelle

    Der Stack eines PEM-Brennstoffzellensystems (PEMFC) setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Zu den zentralen, sich in jeder Zelle wiederholenden Bauteilen zählen die Bipolarplatten (BPP), die Membran-Elektroden-Einheit (MEA) (inklusive der Gasdiffusionslage, GDL) und die Dichtungen. Insbesondere die MEA und die BPP sind hochkomplexe Komponenten, die präzise aufeinander abgestimmt sein müssen. 

    Zur umfassenden Einordnung werden im Folgenden basierend auf einer breiten Literaturrecherche und Experteninterviews die Funktionsprinzipien der wesentlichen Komponenten und verschiedene Ansätze hinsichtlich der Materialwahl sowie Kostentreiber- und Entwicklungspotentiale dargestellt.

    Gas Diffusion Layer der Anode und Kathode

    Gasdiffusionslagen (GDLs) erfüllen in Brennstoffzellen (Fuel Cells, FCs) eine zentrale Funktion bei der homogenen Verteilung der Reaktionsgase, dem Wasser- und Wärmemanagement, der elektrischen Leitfähigkeit sowie der mechanischen Stabilität des Stacks [5]. Sie bestehen in der Regel aus zwei Schichten: einer grobporigen Substratschicht (Basis Layer, BL) und einer darauf aufgebrachten mikroporösen Schicht (Microporous Layer, MPL).

    Die GDL bildet dabei die strukturelle und funktionale Übergangszone zwischen der Bipolarplatte und der Katalysatorschicht [5]. Als etabliertes Material für die Substratschicht gilt nach wie vor kohlenstoffbasiertes Papier mit Faserstruktur, das aufgrund seiner elektrischen Leitfähigkeit, mechanischen Stabilität, chemischen Beständigkeit sowie vergleichsweise niedrigen Kosten weit verbreitet ist [4] [5] [6] [12]. Die mikroporöse Schicht besteht üblicherweise aus einer feinen Struktur gesinterter Kohlenstoffpartikel (z. B. Carbon Black), die auf die Substratschicht aufgebracht wird [7].

    Beide Schichten sind mit einem hydrophoben Bindemittel – meistens Polytetrafluorethylen (PTFE) oder Polyvinylidendifluorid (PVDF) – imprägniert wodurch der Austrag des bei der Reaktion entstehenden Wassers erleichtert wird [21]. Typische Gesamtstärken liegen bei etwa 0,1–0,4 mm für die Substratschicht und 0,04–0,05 mm für die MPL [4] [7] [21].

    Neben klassischen kohlenstoffbasierten Materialien wie Kohlenstoffgewebe (Carbon Cloth), Kohlenstofffilz (Carbon Felt), Kohlenstoff-Nanofasern [8], werden in der Literatur auch alternative metallische Werkstoffe diskutiert. Hierzu zählen unter anderem Edelstahl (z. B. SS Fiber Felt oder karbonisierter Edelstahl), Titan (z. B. Ti-Filz, Ti-Schaumstoff, Ti-Netz), Kupfer sowie Nickel [8]. Perspektivisch werden zudem laserperforierte Strukturen und definierte Porengrößenverläufe als mögliche Optimierungen für verbessertes Wasser- und Stoffmanagement betrachtet [5].

    Langfristig sehen Fachleute weiterhin modifiziertes Kohlenstoffpapier mit gezielter Faserstruktur sowie poröse Materialien, die direkt in die BPP integriert werden, als besonders vielversprechende Lösungen an [5]. Zwischen den GDLs auf Anoden- und Kathodenseite bestehen in der Regel keine grundlegenden Unterschiede in der Materialwahl oder im Aufbau der MPL. Unterschiede ergeben sich vorrangig durch die gezielte Anpassung der Porenstruktur und Porositätsverteilung, um den spezifischen Anforderungen an Wassertransport und Gasdurchlässigkeit gerecht zu werden.

    Membran und Katalysatorschichten

    In einer Zelle trennt die protonenleitende Membran Anode und Kathode und lässt ausschließlich Protonen (H+) passieren, während Elektronen über einen externen Stromkreis geleitet werden und als elektrischer Strom in der Anwendung genutzt werden können. An der Anode spaltet die Katalysatorschicht Wasserstoff in Protonen und Elektronen. Die Protonen wandern durch die Membran zur Kathode, wo sie zusammen mit den Elektronen und Sauerstoff zu Wasser reagieren. Die Katalysatoren – meist auf Platinbasis – beschleunigen dabei die elektrochemischen Reaktionen.

    Die Kombination aus Membran (Proton Exchange Membrane, PEM) und katalytischer Schichten (Catalytic Layer, CL) wird 3-schichtige MEA (MEA3L) genannt. Werden zusätzlich die Dichtungsrahmen und die GDL (jeweils auf der Anoden- und Kathodenseite) aufgebracht, spricht man von einer 7-schichtigen MEA (MEA7L) [21].

    Sowohl an der Anode als auch Kathode werden in der Regel kohlenstoffhaltige Trägermaterialien wie Kohlenstoffpartikel (z. B. Carbon Black) eingesetzt, auf die katalytisch aktive Partikel abgeschieden werden. Während anodenseitig vor allem Platin zum Einsatz kommt, werden an der Kathode zunehmend Platinlegierungen (z. B. Pt-Ru, Pt-Ni, Pt-Co) genutzt, um den Edelmetallbedarf zu senken [3] [23].

    Die derzeitige Platinbeladung in Relation zur Leistung liegt typischerweise zwischen 0,1 und 0,2 g/kW. Zukünftig wird angestrebt, diesen Wert auf unter 0,1 g/kW zu reduzieren [5]. Neben dem Edelmetall stellt das Ionomer – in der Regel ein Perfluorsulfonsäurepolymer (PFSA) – den zweitteuersten Bestandteil der Katalysatorschicht dar. Durch die Beimischung dieses Ionomers soll eine möglichst gute ionische Leitung ermöglicht werden [21]. Es ist für den Protonentransport zwischen den Katalysatorpartikeln essenziell [5].

    Die Dicke der Kathodenkatalysatorschicht (CL) liegt in einem breit-en Bereich von 0,005 bis 0,1 mm [21]. Die Anode ist deutlich dünner, mindestens um den Faktor 4, sodass in der Literatur auch Werte bis zu 10⁻⁴ mm genannt werden [4]. Im Fokus der aktuellen Forschung stehen innovative Materialkonzepte wie nanostrukturierte Dünnfilme, ausgerichtete Kohlenstoffnanoröhrchen oder Stickstoffdotierungen, welche die Wechselwirkungen zwischen Katalysator und Ionomer verbessern sollen [1] [5]. 

    Parallel dazu werden platinfreie Katalysatoren auf Basis von Eisen, Stickstoff und Kohlenstoff entwickelt. Diese zeigen zwar vielversprechende Ansätze, weisen jedoch bislang Einschränkungen hinsichtlich Aktivität und Stabilität auf [1]. Als möglicher Kompromiss gelten hybride Katalysatorsysteme, die Platin-Gruppen-Metall (PGM)-haltige und PGM-freie Materialien kombinieren [2].

    Die verwendeten Membranen bestehen derzeit überwiegend aus synthetischen Polyelektrolyten wie Perfluorsulfonsäure (PFSA)-basierten Polymeren (z. B. NafionTM), die durch ihre hohe Protonenleitfähigkeit und chemische Beständigkeit überzeugen.  Zur Verstärkung wird häufig expandiertes Polyetrafluorethylen (ePTFE) als Strukturmaterial verwendet. [21].

    Zur Steigerung der Leistungsdichte wird eine Verringerung der Membrandicke angestrebt, die derzeit typischerweise im Bereich von 0,01–0,05 mm liegt [21]. Frühere Studien berichten hingegen noch von Membrandicken von bis zu 0,1 mm [4][5]. Sulfonierte Kohlenwasserstoffpolymere (z. B. SPEEK, SPES) werden als mögliche Ersatzmaterialien untersucht, sind jedoch aufgrund ihrer eingeschränkten Leitfähigkeit unter trockenen Bedingungen nur begrenzt geeignet. Neue Ansätze wie nanorissgestützte, selbstbefeuchtende Membranen könnten zukünftig eine verbesserte Wasserretention und Leistungsfähigkeit ermöglichen [5]. 

    Die Gesamtstärke der Katalysator-beschichteten Membran (Catalytic Coated Membrane, CCM) wird in der Literatur mit ca. 0,2 mm angegeben [7], die der MEA (inklusive der GDL) mit 0,2–0,4 mm [21]. Ein PEMFC-Stack für mobile Anwendungen besteht aus ca. 200 bis 500 Einzelzellen. Die Stapelung der einzelnen Komponenten (BPP, MEA, GDL, Dichtungen) führt zu einer Dicke von 0,8 bis 1,6 mm [21].

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    Abbildung 1: Exemplarische Darstellung der mit katalytischer Tinte beschichteten Protonenaustauschmembran (links), der in einen Dichtungsrahmen eingeklebten und mit katalytischer Tinte beschichteten Protonenaustauschmembran (mitte), sowie der in einen Dichtungsrahmen eingeklebten und mit katalytischer Tinte beschichteten Protonenaustauschmembran mit aufgebrachtem Gasdiffusionslayer (rechts).

    Bipolarplatten

    Die BPP übernimmt in einer PEM-Brennstoffzelle eine Vielzahl essenzieller Aufgaben: Sie stellt die elektrische Verbindung zwischen den Zellen her (Stromweiterleitung), unterstützt die Ableitung von Wärme (Wärmemanagement), verteilt die Reaktionsgase gleichmäßig über die Elektrodenoberfläche (Gasverteilung) und trägt zu einem effizienten Wassermanagement bei [5].  Über die Kanäle erzeugt die BPP das Strömungsfeld, in dem sich das Gas über der Membran-Elektroden-Einheit verteilt. Zusätzlich wird durch die innen liegende Kanalstruktur der BPP Reaktionswärme mittels Kältemittel abgeführt [21].

    Aktuell kommen für die Herstellung vor allem kohlenstoffbasierte Materialien (z. B. Grafit) mit einer Dicke von etwa 0,5–1 mm sowie metallische Materialien mit etwa 0,05–0,6 mm Dicke zum Einsatz. Die integrierten Rippen- und Kanalstrukturen, die für die Gasführung sorgen, haben typischerweise Breiten zwischen 0,5 und 0,8 mm.

    Aufgrund steigender Anforderungen hinsichtlich der Gewichtsreduktion und der Verkleinerung der geometrischen Abmessungen des Brennstoffzellenstacks zielen zukünftige Entwicklungen auf den verstärkten Einsatz metallischer BPP mit reduzierter Dicke unter 0,5 mm und verbesserten, konvektionsunterstützenden Strukturen im Bereich von 0,1 bis 0,5 mm [5] [21]. Andere Quellen geben Materialstärken der BPP zwischen 0,3 und 2 mm [4] bzw. bis zu 4 mm [7] an.

    In der Forschung und Entwicklung konkurrieren derzeit drei Haupttypen von BPPs miteinander: grafitische, metallische und sogenannte Kompositplatten.

    Grafitplatten bieten eine hohe elektrische Leitfähigkeit und chemische Beständigkeit, stellen jedoch aufgrund ihrer Sprödigkeit und Porosität eine Herausforderung für die massentaugliche Verarbeitung dar.

    Metallische BPPs, meist aus Edelstahl oder Aluminium, bieten hohe Festigkeit und sind gut formbar, benötigen jedoch Korrosionsschutzbeschichtungen (z. B. Titan- oder Chromnitrid), um unter den Betriebsbedingungen langlebig zu bleiben [4] [21] [22]. Titanmaterialien sind vorteilhaft in Bezug auf die geringe Dichte, bringen aber größere Herausforderungen in der Umformung und hohen Kosten mit sich [21].

    Kompositplatten (Grafit Polymer Verbundwerkstoffe) stellen eine vielversprechende Alternative dar, da sie Polymere (wie Duroplaste z. B. Phenol- oder Epoxidharze, oder Thermoplaste) mit leitfähigen Füllstoffen wie Grafit, Kohlenstofffasern oder Ruß kombinieren. Diese Bauweise erlaubt eine bessere Balance zwischen elektrischer Leitfähigkeit, chemischer Stabilität und mechanischer Verarbeitbarkeit und somit höherer Lebensdauer [3].

    Für den Einsatz im Pkw werden vor allem BPPs aus Titan oder Edelstahl genutzt. In Nutzfahrzeugen oder stationären Anwendungen, in denen hohe Anforderungen an die Lebensdauer gestellt werden und die Leistungsdichte weniger relevant ist, werden zumeist BPPs aus Grafitverbundwerkstoffen eingesetzt [21].

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    Abbilung 2: Schematischer Aufbau einer PEM-Brennstoffzelle mit Darstellung der Schichtstruktur und typischer Schichtdicken der einzelnen Komponenten. Dargestellt ist die Anodenseite.

    Endplatten

    Die Endplatte bildet den Abschluss des Brennstoffzellenstacks auf beiden Seiten und wird nur zweimal pro Stack benötigt. Die Endplatte übernimmt in der PEM-Brennstoffzelle eine wichtige Funktion und sorgt für eine gleichmäßige Druckverteilung über die einzelnen Zellkomponenten, reduziert den Kontaktwiderstand und gewährleistet die Dichtheit des gesamten Stacks [9].

    Für ihre Herstellung kommen verschiedene metallische Werkstoffe zum Einsatz. In der Literatur werden insbesondere Edelstahl (z. B. SS316), Aluminiumlegierungen (wie AlSi10Mg) sowie Titanlegierungen (z. B. Ti-6Al-4V) als geeignete Materialien genannt [10][11][12][13]. Aluminium wird zum Teil auch in Kombination mit Teflon verwendet, etwa für die Ausgestaltung von Einlass- und Auslasspassagen [9].

    Die Wandstärken der Endplatten variieren je nach Design und Anwendungsfall; sie liegen typischerweise im Bereich von 8–12 mm [10], können aber in bestimmten Ausführungen auch bis zu 35 mm betragen [9]. Zur Verbesserung der mechanischen Stabilität und zur Sicherstellung einer konstanten Kontaktpressung über den gesamten Zellstapel hinweg werden mitunter Klemmgurte eingesetzt. Diese verringern die Deflektion – also die Durchbiegung oder Verformung der Endplatte – und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Betriebssicherheit [11].

    Stromabnehmer (Current Collectors, CC)

    Die Stromabnehmer oder Stromkollektoren sind ebenfalls keine Wiederholeinheit wie die vorher beschriebenen Komponenten. Es handelt sich hierbei um hochleitfähige metallische Platten, die sich an den äußeren Enden zwischen den Endplatten und den Bipolarplatten positioniert sind [21]. Ihre Hauptfunktion besteht darin, den elektrischen Strom effizient abzuleiten (durch Kontakt zum äußeren Stromkreis) und gleichzeitig für eine gleichmäßige Wärmeverteilung innerhalb des Stacks zu sorgen [15].

    Das Design der Stromabnehmer orientiert sich dabei eng an der Geometrie und den Abmessungen angrenzender Komponenten, insbesondere der Bipolar- und Endplatten [14]. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, kommen verschiedene Materialien und Materialkombinationen zum Einsatz. Im Vordergrund stehen dabei eine hohe elektrische Leitfähigkeit, gute mechanische Stabilität sowie ein zuverlässiger Korrosionsschutz.

    Besonders häufig wird Kupfer verwendet, das sich durch exzellente elektrische und thermische Leitfähigkeit auszeichnet und daher als Standardmaterial für Stromabnehmer gilt [12][15][17]. In der Literatur werden daneben auch weitere Metalle wie Messing, Aluminium und Edelstahl untersucht, die jeweils spezifische Vorteile hinsichtlich Festigkeit, Gewicht oder Korrosionsbeständigkeit bieten [15].

    Die Dicke der Kollektoren variiert in Abhängigkeit von der Auslegung der Brennstoffzelle und den mechanischen Belastungen im Betrieb. In der Literatur finden sich Angaben von 0,5 mm [14] über 2 mm [16] bis hin zu mindestens 3 mm, um eine ausreichende strukturelle Stabilität innerhalb des Stacks sicherzustellen [15].

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    Abbildung 3: Darstellung der maßgeblichen Kostenbestandteile eines PEM-Brennstoffzellen-Stacks nach den spezifischen Kosten der Bauteile und der Lebensdauer. Große Kreise stehen für eine hohe Komplexität in der Fertigung.

    Kostenverteilung

    Der Stack ist die zentrale Komponente eines PEM-Brennstoffzellensystems und macht etwa 50 % der Gesamtkosten aus. Die genaue Kostenverteilung variiert jedoch stark in Abhängigkeit von der Produktionsmenge und dem spezifischen Systemdesign [21].

    Unabhängig vom zugrunde liegenden Funktionsprinzip enthalten Brennstoffzellenstacks zahlreiche Bauteile, die in großer Stückzahl – teilweise mehrere Hundert pro Stack – verbaut werden. Diese große Anzahl macht solche Komponenten zu maßgeblichen Kostentreibern, selbst wenn einzelne Bauteile, wie etwa Endplatten, in der Herstellung teurer erscheinen. So übersteigen beispielsweise die kumulierten Kosten aller verbauten Membran-Elektroden-Einheiten (MEAs) deutlich jene der Endplatten, obwohl letztere pro Stück deutlich kostenintensiver sind [21].

    Nach übereinstimmender Einschätzung zahlreicher Studien zählen insbesondere die MEA und die BPP zu den kostenintensivsten Komponenten im Stack. Gemeinsam können sie bis zu 90 % der Stack-Kosten ausmachen [19]. Die Ursachen dafür liegen zum einen in den hohen Materialkosten, insbesondere bei der MEA, da hier edelmetallhaltige Katalysatoren verwendet werden [19], und zum anderen in den bislang noch aufwendigen, wenig standardisierten Fertigungsprozessen. Diese müssen modular, skalierbar und flexibel gestaltet sein, um bei Bedarf rasch auf Produktanpassungen reagieren zu können [20].

    Die Materialkosten variieren zudem erheblich in Abhängigkeit von Bauteiltyp und Produktionsvolumen. Bei metallischen BPPs liegen die Materialkosten bei geringen Stückzahlen von 1.000 bis 10.000 Stack Einheiten pro Jahr lediglich bei 7 bis 34 % in mobilen Anwendungen (LKW und PKW) [21]. Bei geringer Produktionsmenge überwiegen die Kosten für Umformprozesse, Werkzeuge, Beschichtungen und Dichtheitsprüfungen.

    Wird die Produktion auf 100.000 Stacks pro Jahr skaliert, können die Gesamtkosten durch Prozessoptimierung um 70 bis 80 % reduziert werden. Gleichzeitig steigt jedoch der relative Materialkostenanteil auf etwa 42 % [21]. Im Kontext stationärer Systeme werden in der Regel grafitische BPP eingesetzt, wobei der relative Anteil der Materialkosten bei verschiedenen Produktionsvolumina nahezu konstant bleibt.

    Anders verhält es sich bei der MEA: Hier machen die Materialkosten bereits bei kleinen Produktionsmengen (1.000-20.000 Einheiten pro Jahr) einen Großteil der Gesamtkosten aus – in mobilen Anwendungen zwischen 59 und 84 % [21]. Hauptkostentreiber ist der Einsatz teurer Katalysatormaterialien. Bei einer Produktionsmenge von 100.000 Stacks pro Jahr steigt der Materialkostenanteil weiter auf etwa 90 %, obwohl die Gesamtkosten für Material, Fertigung und Werkzeuge gleichzeitig um bis zu 67-82 % gesenkt werden können [21]. Die Materialkosten der MEA bei stationären Systemen macht ebenfalls mit Abstand den größten Anteil aus, kann bei jährlichen Produktionsmengen ab 100.000 auf 84% reduziert werden.

    Grundsätzlich gilt: Mit wachsender Produktionsmenge und Skalierung der Produktionstechnologie kann eine deutliche Reduzierung der Herstellkosten erreicht werden. Besonders hohe Kosten entstehen bei Kleinstserien.

    Der Anwendungsbereich hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Kostenstruktur. Stacks für PKW sind im Allgemeinen günstiger als solche für LKW, da Letztere höhere Anforderungen an Robustheit und Lebensdauer erfüllen müssen. Stationäre Brennstoffzellensysteme sollen hingegen die höchsten Herstellungskosten aufweisen, was auf die besonders hohen Anforderungen an Lebensdauer und Energiedichte zurückzuführen sei [21].

    Ein Sonderfall sind Komponenten wie Gasdiffusionslagen (GDL) und nichtmetallische BPPs. Ihre Materialkosten bleiben selbst bei stark steigender Produktionsmenge relativ konstant. Der Grund liegt in der Nutzung weit verbreiteter Grundmaterialien wie kohlenstoffbasierte Werkstoffe, die bereits in anderen Industriezweigen kosteneffizient in großen Mengen verarbeitet werden. In diesen Fällen sind Skaleneffekte daher nur begrenzt realisierbar [21].

    Quellen

    [1] Advancing next-generation proton-exchange membrane fuel cell development in multi-physics transfer, Guobin Zhang et al. (2024), https://doi.org/10.1016/j.joule.2023.11.015

    [2] Advancements in cathode catalyst and cathode layer design for proton exchange membrane fuel cells, Yanyan Sun et al. (2021), https://doi.org/10.1038/s41467-021-25911-x

    [3] Materials for electrocatalysts in proton exchange membrane fuel cell: A brief review, A.S. Alabi et al. (2023), https://doi.org/10.3389/fenrg.2023.1091105

    [4] Materials, technological status, and fundamentals of PEM fuel cells – A review Yun Wang et al. (2020), https://doi.org/10.1016/j.mattod.2019.06.005

    [5] Designing the next generation of proton-exchange membrane fuel cells, Kui Jiao et al (2021), https://doi.org/10.1038/s41586-021-03482-7

    [6] Recent Advances on PEM Fuel Cells: From Key Materials to Membrane Electrode Assembly, Shanyun Mo et al. (2023), https://link.springer.com/article/10.1007/s41918-023-00190-w

    [7] Gas diffusion layers for PEM fuel cells: Materials, properties and manufacturing – A review, Grigoria Athanasaki et al. (2023),  https://doi.org/10.1016/j.ijhydene.2022.10.058

    [9] Design and manufacturing of end plates of a 5 kW PEM fuel cell, S. Asghari et al. (2010), https://doi.org/10.1016/j.ijhydene.2010.02.135

    [10] Optimization of proton exchange membrane fuel cell’s end plates, Mostafa Habibnia et al. (2020), https://doi.org/10.1007/s42452-020-3177-2

    [11] An equivalent mechanical model investigating endplates deflection for PEM fuel cell stack, Zhiming Zhang et al. (2021), https://doi.org/10.1177/16878140211030039

    [12] Study of PEM Fuel Cell End Plate Design by Structural Analysis Based on Contact Pressure, Tapobrata Dey et al. (2018), https://doi.org/10.1155/2019/3821082

    [13] Optimization and design for additive manufacturing of a fuel cell end plate, Dirk Herzog et al. (2022), https://doi.org/10.2351/7.0000789

    [14] Planar current collector design and fabrication for proton exchange membrane fuel cell, Yean-Der Kuan et al. (2018), https://doi.org/10.1016/j.ijhydene.2018.12.178

    [15] Development and Analysis of Current Collectors for Proton Exchange Membrane Fuel Cells, Aneesh Jose et al. (2024), http://dx.doi.org/10.12913/22998624/192333

    [16] Experimental Investigation on the Adverse Efect of Corrosion in the Current Collectors on the Performance of PEM Fuel Cells, N. Allwyn Blessing Johnson et al. (2022), https://doi.org/10.1007/s41403-022-00352-0

    [17] Analysis and optimization of current collecting systems in PEM fuel cells, Peiwen Li et al. (2012), https://doi.org/10.1186/2251-6832-3-2

    [18] Manufacturing Cost Analysis of Fuel Cells for Material Handling Applications, Vince Contini et al. (2023), https://www.energy.gov/eere/fuelcells/articles/automotive-and-mhe-fuel-cell-system-cost-analysis

    [19] Fuel cell system production cost modeling and analysis, Achim Kampker et al. (2022), https://doi.org/10.1016/j.egyr.2022.10.364

    [20] Wie Brennstoffzellen wirtschaftlich produziert werden können, Thomas Siebel (2022), https://www.springerprofessional.de/brennstoffzelle/wasserstoff/wie-brennstoffzellen-wirtschaftlich-produziert-werden-koennen/20352222

    [21] Wertschöpfungskette Brennstoffzelle, NOW GmbH (2022), https://www.now-gmbh.de/wp-content/uploads/2022/08/NOW_Wertschoepfungskette-Brennstoffzelle.pdf

    [22] Technologischer Deep-Dive | Die Bipolarplatte der PEM-Brennstoffzelle, NOW GmbH, Fraunhofer IPT, RWTH Aachen (2022), https://www.now-gmbh.de/wp-content/uploads/2022/10/Deep-Dive_Bipolarplatte.pdf

    [23] FUEL CELL CATALYST MATERIALS - NON-PRECIOUS METAL CATALYST, Ballard Power Systems Inc.,  https://www.ballard.com/wp-content/uploads/2024/10/fuel-cell-catalyst-materials.pdf