MobilKULT – erste Ergebnisse der Panelstudie zu Mobilitätsgewohnheiten und -kultur

Von Josephine Tröger und Marvin Helferich /

MobilKULT untersucht die Zusammenhänge zwischen Infrastrukturen, Mobilitätsgewohnheiten, vorherrschender Mobilitätskultur und ausgewählten politischen Maßnahmen. Damit leistet die Studie einen Beitrag dazu, Chancen und Hürden einer Mobilitätswende zu verstehen. Die Daten erheben wir halbjährlich mittels Fragebogen in Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern. In diesem Beitrag berichten wir über Ergebnisse der ersten Befragungsrunde.

© Fraunhofer ISI
Projektübersicht MobilKULT

Mobilität dient der Befriedigung verschiedener Bedürfnisse, zudem ist sie Ausdruck unseres Lebensstils und unserer Kultur. An der Mobilität erhitzen sich aber auch die Gemüter: Wir wissen, dass ein großer Teil der aktuellen Mobilitätsgewohnheiten in Deutschland zu hohe CO2-Emissionen verursacht, insbesondere durch Autofahren und Fliegen.

In Bezug auf den Klimaschutz sind die Mobilitätsgewohnheiten in Deutschland nicht mehr zukunftsfähig. Gleichzeitig hängt unser heutiger Lebensstil von vielfältigen Mobilitätsmöglichkeiten ab.

Viele Menschen befinden sich in einem Dilemma: Zu viele Emissionen durch motorisierten Individualverkehr, aber gleichzeitig zu wenig attraktive und zugängliche Alternativen, um die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen auch ökologischer zu befriedigen.

Aber ist das wirklich so? Welche Personen würden gerne ihre Gewohnheiten verändern, und woran scheitert es aktuell? Wie sehen die aktuellen Mobilitätsgewohnheiten in verschiedenen Gruppen und in Regionen mit unterschiedlicher Infrastruktur aus? Wie stark prägt die heutige Automobilitätskultur die Veränderungsbereitschaft der Menschen in der Stadt und auf dem Land? Welche Politik ist aus Sicht der Menschen geeignet, Mobilität weiterzuentwickeln?

Diesen und weiteren Fragen geht MobilKULT auf den Grund.

Ein kurzer Überblick über die Panelstudie MobilKULT

In etwa halbjährlichen Abständen können etwa 2.500 repräsentativ ausgewählte Personen aus Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern in Fragebögen ihre Meinung zu vier Punkten mitteilen: Infrastrukturen, politische Maßnahmen, Automobilitätskultur und Gewohnheiten.

Dabei wollen wir vorrangig immer wieder dieselben Personen befragen, um Veränderungen in Bezug auf Gewohnheiten oder auch Einstellungen zu erfassen. Eine genauere Beschreibung der verschiedenen Themenfelder, Methoden und Ergebnisse gibt es auf der Projektwebsite.

Welche zentralen Erkenntnisse konnten wir bisher in MobilKULT gewinnen?

Das Auto ist und bleibt das beliebteste Verkehrsmittel – egal in welcher Region. In den Städten ist die Nutzung des Autos geringer, auch weil die Alltagsmobilität durch vielfältige andere Fortbewegungsmittel abgedeckt werden kann. Insbesondere Vielfahrende in den ländlichen Regionen wollen aber gern »umsteigen« – am liebsten mehr Rad fahren oder zu Fuß gehen.

Gleichzeitig – und das deckt sich mit vielen anderen Studien – ist der Zugang zu alternativen Angeboten wie dem ÖPNV in ländlichen Regionen eher schwierig und die wahrgenommene Abhängigkeit vom Auto ist groß. Ein bekanntes Dilemma, das es auch mit klugen politischen Maßnahmen aufzulösen gilt.

Eine weitere Rolle spielen verschiedene Bedeutungen, die Menschen (ihren eigenen) Autos zuschreiben. Interessanterweise nehmen Vielfahrende eine stärkere Abhängigkeit vom Auto wahr, haben aber gleichzeitig einen stärkeren Wunsch nach Wohnverhältnissen, die diese Abhängigkeit verstärken, zum Beispiel durch ein eigenes Haus auf dem Land. Sie verbinden mehr positive Gefühle mit dem Autofahren als Menschen, die weniger mit dem Auto unterwegs sind, und bewerten das Autofahren als angenehmer.

Diejenigen, die weniger mit dem Auto unterwegs sind, empfinden einen höheren sozialen Druck, alternative Verkehrsmittel zu nutzen, eine höhere Abneigung gegen das Autofahren sowie ein stärkeres Bewusstsein für die negativen Umweltauswirkungen des Autofahrens.

Diese Ergebnisse zeigen, dass das Verhältnis zum Auto an verschiedene Vorstellungen über Lebensstile und gesellschaftliche Diskussionen geknüpft ist.

Dass das Auto mehr als ein Transportmittel und mit Emotionen verbunden ist, gilt es politisch zu berücksichtigen, zumal die Meinungen zu politischen Maßnahmen eine gewisse Polarisierung spiegeln: Wenigfahrende unterstützen restriktivere Maßnahmen in Bezug auf Pkw mehr als Vielfahrende – zum Beispiel ein generelles Tempolimit oder auch autofreie Innenstädte.

Wie geht es weiter in MobilKULT?

Die Auswertung der zweiten Befragungsrunde findet derzeit statt. Wir sind gespannt, inwiefern sich Gewohnheiten, Einstellungen und Bewertungen gegenüber Politikmaßnahmen über die Zeit verändert haben.

Wenn wir die Ergebnisse auf unserer Projektwebsite veröffentlichen, werden wir im Blog und auf Social-Media-Kanälen berichten, denn wir möchten mit unserer Studie einen Beitrag zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten leisten.  

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