E-Mobilität: Wie sich der globale Elektro-Fahrzeugmarkt entwickelt hat – und wie es weitergehen könnte

von Tim Wicke /

Die weltweiten Absatzzahlen auf dem Markt der Elektroautos entwickeln sich deutlich in eine Richtung: nach oben. Eine Analyse der einzelnen Modelle und Länder zeigt individuelle Unterschiede. Zudem ist bereits eine Prognose für das Jahr 2022 möglich.

Die Verkaufszahlen von Elektrofahrzeugen erreichen Jahr für Jahr neue Rekordwerte. Dafür verantwortlich sind nicht zuletzt aktuelle politische Bestrebungen. In der jüngsten Vergangenheit haben vor allem finanzielle Begünstigungen die Anschaffung der Fahrzeuge attraktiver gemacht. Beispielhaft zu nennen wären Kaufprämien in Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Japan oder China. Andere Länder wie Norwegen oder die USA senkten als finanzielle Anreize die Steuern.

Zu Elektrofahrzeugen zählen rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge (BEV), Fahrzeuge mit hybriden Antriebskonzepten (HEV) bzw. Plug-in Hybride (PHEV) sowie Fahrzeuge mit Brennstoffzellen (FCEV). Zusammengefasst werden diese Fahrzeugtypen auch als xEV bezeichnet. Im mit Abstand größten Anteil dieser Fahrzeuge sind heutzutage Lithium-Ionen-Batterien verbaut.

Entwicklung globaler Verkaufszahlen von Elektroautos

In den Jahren 2010 bis 2021 haben sich die weltweiten xEV-Verkaufszahlen von ca. 838.000 auf über 9.345.000 mehr als verzehnfacht. Sorgten im Jahr 2010 noch primär HEV, allen voran der Toyota Prius, für den größten Marktanteil unter den xEV (99,6 Prozent), sind im Jahr 2021 BEV (47,4 Prozent) die gefragtesten Modelle. Meistverkauftes xEV-Modell im Jahr 2021 war der Tesla Model 3, gefolgt vom Wuling Hongguang Mini und dem Tesla Model Y.

2022 steigen die Zahlen weiter an. So könnten Ende des Jahres Verkaufszahlen um die 13,4 Millionen Fahrzeuge erreicht werden. Bei einer Betrachtung der Verkaufszahlen bis Ende des 3. Quartals zeichnen sich abermals die größten Verkaufszahlen bei den Tesla-Modellen Y und 3, sowie dem Wuling Hongguang Mini ab.

Entwicklung des globalen Absatzmarktes von Elektrofahrzeugen zwischen 2010 und 2022: Verkaufte Fahrzeuge (in Mio.) in China, den USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und dem Rest der Welt mit einer Prognose für 2022
© Fraunhofer ISI
Entwicklung des globalen Absatzmarktes von Elektrofahrzeugen zwischen 2010 und 2022

In Deutschland war der Anstieg der Verkaufszahlen gegenüber der globalen Entwicklung nochmal deutlich stärker. Wurden 2010 weniger als 6.000 Fahrzeuge verkauft, waren es im letzten Jahr mehr als 750.000. Nach China (3,67 Mio.) und den USA (1,49 Mio.) sowie Japan (903.000) ist Deutschland viertgrößter Fahrzeugmarkt, gemessen an den Verkaufszahlen.

Außerdem erkennbar in der zeitlichen Entwicklung der Verkaufszahlen ist die historische Dominanz von Japan und den dort produzierten sowie verkauften hybriden Modellen primär von Toyota. Diese Fahrzeuge wurden in großen Stückzahlen auch in den USA verkauft. Erst Mitte des vergangenen Jahrzehnts hat sich die Vormachtstellung des chinesischen Markts etabliert.

Warum die Batteriekapazität zunimmt

Aufgrund der größeren Batterie in BEV im Vergleich zu HEV bzw. PHEV, den fallenden Zellkosten sowie einer optimierten Zellchemie sowie Zellintegration stieg die mittlere, in den Fahrzeugen verbaute Batteriekapazität von ca. 1,4 kWh im Jahr 2010 auf ca. 30 kWh im Jahr 2021. Zeitgleich mit der zunehmenden Anzahl an Fahrzeugen stieg so der Bedarf an Batteriezellen für Pkw von ungefähr 1,2 GWh in 2010 auf knapp 300 GWh im Jahr 2021 überproportional an. Für das Jahr 2022 kann prognostiziert werden, dass der Zellbedarf bis auf 400-450 GWh weltweit ansteigen wird.

Die in Deutschland verkauften Fahrzeuge hatten zusammen eine ungefähre Zellkapazität von knapp 26 GWh. Der Batteriebedarf der Pkw verursacht somit den mit Abstand höchsten Zellbedarf in Deutschland.

Deutsche Automobilhersteller im internationalen Vergleich

Die Stärke der deutschen Automobilindustrie spiegelt sich zum einen in den globalen Verkaufszahlen der OEM im Jahr 2021, aber auch im benötigten Zellbedarf. Insgesamt wurden 2021 ca. 1.146.000 Fahrzeuge deutscher Hersteller verkauft, davon ca. 339.000 in Deutschland selbst.

Der größere Teil bedient den internationalen Markt. Wichtigster ausländischer Markt ist China (207.000 verkaufte Fahrzeuge 2021). Zusammengezählt benötigen die Fahrzeuge der deutschen OEM Batteriezellen mit einer Gesamtkapazität von ungefähr 50 GWh.

Der internationale Vergleich bestätigt die starke Marktposition einzelner deutscher Hersteller. Den höchsten deutschen Batteriebedarf hat VW. Die benötigte Kapazität lag 2021 bei ca. 18 GWh. Mehr Zellen als VW wurden nur von Tesla benötigt (64 GWh). Auf dem dritten Platz im internationalen Herstellervergleich um den größten Energiespeicherbedarf ist der Chinesische OEM BYD (18 GWh), gefolgt von BMW (knapp 12 GWh). Audi und Mercedes-Benz komplettieren die Top 10 der Unternehmen mit Bedarfen von 7,5 bzw. 7 GWh auf den Plätzen acht und zehn.

Angekündigte Emissionsziele sowohl von politischer Seite (z.B. »Verbrenneraus« 2035 in der EU) als auch Herstellerziele (70 Prozent elektrische Fahrzeuge von VW bis 2030) sprechen dafür, dass sich das Wachstum des Marktes weiter fortsetzt.

Anmerkung: Die verwendeten Verkaufszahlen stammen größtenteils vom Branchendienstleister MarkLines. Tendenziell sind diese Daten und somit auch die oben resultierenden Prognosen sehr konservativ. Dazu kommt, dass nicht für jedes einzelne verkaufte Modell eine Zellkapazität verfügbar ist. Die tatsächlichen Werte sowohl für die Verkaufszahlen als auch für die benötigten Zellkapazitäten liegen somit über den angegebenen Werten. Europäische Herstellermodelle bzw. auch Verkaufsmärkte haben eine bessere Datenverfügbarkeit als beispielsweise chinesische. Weitere Angaben z.B. zur Batteriegröße stammen aus unterschiedlichen Quellen wie beispielsweise der European Automobile Manufacturers Association, dem European Alternative Fuels Observatory, dem ADAC sowie weiteren Markt- und Technologiestudien, OEM-Webseiten bzw. weiteren Onlinequellen.

 

Die verwendeten Daten stammen aus dem Forschungsprojekt BEMA2020, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird (Förderkennzeichen 03XP0272B)

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