Kann Moral Licensing Rebound-Effekte erklären?

von Elisabeth Eberling und Elisabeth Dütschke /

Rebound-Effekte vermindern das Einsparpotential von Energieeffizienzsteigerungen. Daher ist es wichtig, die Mechanismen des Rebound-Effekts zu verstehen. Ein von Forscherinnen und Forschern diskutierter Einflussfaktor ist Moral Licensing. Das ist ein kognitiver Prozess, bei dem eine moralische Tat als Lizenz für eine nachfolgende weniger moralische Tat dient – beispielsweise zu einem energieeffizienteren Leuchtmittel zu wechseln und dafür eine hellere Variante zu nutzen.

Da dieser Bereich wenig erforscht ist, haben wir eine experimentelle Studie durchgeführt: Zunächst wurden die Probandinnen und Probanden an vergangenes Verhalten erinnert, indem ihnen eine Liste mit zehn Verhaltensweisen vorgelegt wurde. Dazu wurden die Testpersonen zufällig einer von drei Gruppen zugeordnet. Bei zwei Gruppen ging es um umweltfreundliche Verhaltensweisen, zudem gab es eine Kontrollgruppe.

  • Die erste Gruppe sollte nach dem Ausfüllen der Liste das Gefühl haben, sich sehr umweltfreundlich zu verhalten. Deswegen enthielt diese Liste sehr einfache Verhaltensweisen, zum Beispiel: »Ich habe meine Abfälle getrennt«.
  • Die zweite Gruppe sollte umgekehrt das Gefühl haben, sich nicht so umweltfreundlich zu verhalten. Deswegen enthielt ihre Liste schwere Verhaltensweisen, zum Beispiel: »Ich habe mich ausschließlich vegan ernährt«.
  • Die Kontrollgruppe wurde zu ihrem Freizeitverhalten befragt, zum Beispiel: »Ich war im Park spazieren«.

Anschließend wählten die insgesamt 491 Probandinnen und Probanden eine von drei unterschiedlich hellen LEDs aus, welche alle energieeffizienter waren als ihr derzeitiges Leuchtmittel. Bei der Wahl der LEDs zeigten sich Rebound-Effekte, indem Personen die hellste der angebotenen LEDs wählten. Die Gruppenzugehörigkeit hatte aber keinen Einfluss auf den Rebound-Effekt, das heißt: Er war nicht stärker in der Gruppe, die das Gefühl hatte, sich in der Vergangenheit sehr umweltfreundlich verhalten zu haben.

Erinnerung kann helfen, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen

Moral Licensing kann hier somit nicht die Erklärung sein, obwohl die Beeinflussung funktioniert hatte: Diejenigen Personen, die die einfachen Umweltverhaltensweisen gesehen hatten, fühlten sich besser und umweltfreundlicher als diejenigen, denen schwere Verhaltensweisen vorgelegt wurden. Tatsächlich zeigte am ehesten die Gruppe, die sich mit dem Freizeitverhalten beschäftigt hatte, Rebound. Dies gibt einen ersten Hinweis darauf, dass die Erinnerung an Umweltverhalten helfen könnte, dass Menschen umweltfreundliche Entscheidungen treffen.

Anfang September hat Elisabeth Eberling diese Ergebnisse auf der Internationalen Konferenz für Umweltpsychologie in Plymouth vorgestellt. Außerdem veröffentlichen Elisabeth Eberling, Elisabeth Dütschke, Katharina Eckartz und Johannes Schuler die im Rahmen des BMBF-Projekts LICENSE durchgeführte Studie im Working Paper »Moral Licensing and Rebound Effects in the residential lighting area – an experimental study«. Ein Kurzbeitrag auf Basis der Studie wurde von der Zeitschrift »Umweltpsychologie« zur Veröffentlichung angenommen und erscheint 2020.

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