Projekt

Studie zum Wissens- und Technologietransfer im Freistaat Sachsen

Die sächsische Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft sind vor die Herausforderung dynamischer Transformationsprozesse gestellt. Dabei gilt es nicht nur, sich den verändernden Rahmenbedingungen anzupassen, um wirtschaftlichen Erfolg, Resilienz und Wohlstand für die Zukunft zu sichern, sondern auch im globalen Wettbewerb um zukunftsfähige, digitale und nachhaltige Lösungen und Ideen zu bestehen. Um diese Herausforderungen zu meistern, sind Unternehmen darauf angewiesen, ihr innovationsrelevantes Wissen stetig zu aktualisieren und zu erneuern. Die Praxis zeigt, dass im internationalen Vergleich noch zu wenige Forschungsergebnisse den Weg zu einer kommerziellen Nutzung finden.

Vor dem Hintergrund ungenutzter Potenziale im Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wird im Auftrag des Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) ein Gutachten erstellt, das systematisch die Akteure in Sachsens Transfergeschehen identifiziert, nach etablierten Modellen in institutionelle Kategorien ordnet, die jeweiligen Kategorien hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit bewertet und so brachliegendes Verwertungspotenzial ermittelt, um daraus spezifische Handlungsbedarfe abzuleiten.

Das Ziel der Studie besteht darin, Stärken und Schwächen des sächsischen Wissens- und Technologietransfer (WTT)-Systems zu analysieren. Im Ergebnis der Analyse werden Schlussfolgerungen gezogen, wie der Transfer noch effektiver und effizienter gestaltet werden kann. Dies schließt das Aufzeigen von Handlungsfeldern und Potenzialen ebenso mit ein, wie die Erarbeitung von konkreten Handlungsempfehlungen, um im Freistaat Sachsen den Wissens- und Technologietransfer zu stärken und nachhaltig weiterzuentwickeln. Dabei werden die Kleinteiligkeit der sächsischen Wirtschaft und die spezifischen Bedarfe von KMU berücksichtigt, sodass insbesondere die mittelständische Wirtschaft im Freistaat Sachsen von den Ergebnissen profitiert. Die Ergebnisse dieser Studie bilden die Grundlage der Transferstrategie des Bundeslandes Sachsen, die im Nachgang des Projekts erarbeitet werden soll.

  • Literatur- und Dokumentenrecherche: Ableitung von idealtypischen WTT-Systemen sowie eines Sachsen-spezifischen WTT-Modells
  • Online-Survey: Befragung von Unternehmen (1.500, Rücklaufquote >30%), Forschungseinrichtungen und Intermediären (jeweils Vollerhebung, Rücklaufquote >50%)
  • 28 qualitative Expert:inneninterviews: semistrukturiert und leitfadengestützt
  • Analyse von Förderdaten zur Einschätzung der Relevanz der Förderinstrumente A bis F der Richtlinie Landes-Technologieförderung im WTT-System Sachsen
  • Indikatorik: Analysen des Patent-, Publikations- und Gründungsgeschehens in Sachsen
  • Benchmarking: Vier internationale Fallstudien zum Transfergeschehen von Regionen zur Ableitung von Best-Practices

Die Ergebnisse der Analysen unterstreichen, dass Sachsen über eine etablierte und in den letzten Jahren gestärkte Kultur des Wissens- und Technologietransfers verfügt, die sich insbesondere in einer Vielfalt an genutzten Transferkanälen, transferaktiven und -unterstützenden Akteuren und einer prinzipiellen Offenheit für Transferaktivitäten in Wissenschaft, Wirtschaft und Förderadministration zeigt. Das sächsische WTT-System wird dabei maßgeblich durch einen starken wissenschaftlichen Output durch Hochschulen, außeruniversitäre sowie industrienahe Forschungseinrichtungen aus besonders transferrelevanten Disziplinen wie den Natur- und Ingenieurswissenschaften geprägt. Flankierend dazu hat sich eine vielfältige Intermediärslandschaft aus wissenschafts- und unternehmensnahen Organisationen herausgebildet, die transferaktive Akteure vor allem bei der Informationsbereitstellung, der Netzwerkbildung und der Anbahnung von Kontakten sowie zu Fragen der Finanzierung und Förderung beratend unterstützt.

Allerdings legen die Analysen auch dar, dass die vielfältigen Strukturen, Prozesse und Akteure des sächsischen WTT-Systems mit einer gewissen Fragmentierung einhergehen, die zu unzureichenden Informations- und Wissensflüssen und damit unausgeschöpften Transferpotenzialen führen. Dies geht auch stark auf eine kleinteilige Wirtschaftsstruktur mit einer Dominanz an kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zurück, die häufig nicht-innovative Tätigkeiten verfolgen und damit keinen Bedarf für eine Zusammenarbeit mit Wissenschaftseinrichtungen sehen. Dadurch ist die Absorptionsfähigkeit wissenschaftlich-technologischer Erkenntnisse insgesamt eingeschränkt, zumal wesentliche Hemmnisse auch in einer unzureichenden personellen und finanziellen Ausstattung gesehen werden.

Handlungsempfehlungen:

  • Stabile und ausreichend finanzielle sowie personelle Ausstattung in öffentlichen Transferstellen und -einrichtungen schaffen
  • Niedrigschwelligkeit der Förderung weiter gewährleisten
  • FuE-Verbundprojekte als bedeutendsten Transferkanal langfristig stärken
  • Mandate der transferunterstützenden Einrichtungen schärfen und Fragmentierung in den Strukturen entgegenwirken
  • Transfer in der Breite beibehalten und transferrelevante Zukunftsfelder systematisch erschließen
  • WTT als integrierte Aufgabe von Forschung und Lehre etablieren und Wissenschaftler:innen für Transfer sensibilisieren und qualifizieren
  • Transferunterstützende Einrichtungen für die konkreten Bedarfe der Unternehmen sensibilisieren
  • Überregionale Transferaktivitäten erleichtern
  • Abbau transferhemmender Regularien
  • Monitoring von Transferaktivitäten und -förderung aufbauen

Endbericht unter https://www.smwa.sachsen.de/blog/wp-content/uploads/2025/04/Studie_WTT.pdf

Laufzeit

6.2024-5.2025

Auftraggeber

Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz

Partner

  • ZEW
  • HZDR Innovation GmbH