Projekt

Digi & Green Economy

Wechselwirkungen zwischen dem Prozess der Digitalisierung und dem Übergang zu einer Green Economy

Green Economy ist das Leitbild einer umweltverträglichen Wirtschaft, die Ökologie und Ökonomie positiv miteinander verbindet und die gesellschaftliche Wohlfahrt steigert. Green Economy bedeutet, dass die Wirtschaft sich innerhalb ökologischer, durch Umweltziele unterlegter Leitplanken, entwickelt. Trotz einer bereits seit über zwei Jahrzehnten andauernden Debatte um das Leitbild einer Nachhaltigen Entwicklung sind dessen Prinzipien noch weit von einer breiten Umsetzung in Wirtschaft und Gesellschaft entfernt. Eine Transformation hin zu einer Green Economy geht dabei über technische Öko-Innovationen hinaus und bedeutet einen Wandel des Gefüges von Institutionen und Mechanismen auf mehreren Ebenen (betrieblich, sektoral, bei Konsumenten) und ist durch Pfadabhängigkeiten, Feedbacks und Brüche charakterisiert.

Gleichzeitig kommt es durch die zunehmende Verfügbarkeit digitaler Daten, durch Vernetzung, Automatisierung und neue Benutzerschnittstellen zur Transformation von Geschäftsmodellen und zur Neuausrichtung ganzer Branchen. Die Digitalisierung ändert grundsätzlich die Form unseres Wirtschaftens, Lebens und Arbeitens und ist dabei auf dem Weg, alle Wirtschafts- und Lebensbereiche zu durchdringen, gegenwärtig bereits so weit vorangeschritten, dass einstige Visionen wie Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things (IoT) oder digitale Plattformen tatsächlich realisiert werden.

Diese Entgrenzung der Einsatzgebiete und Anwendungsfelder von IKT erfolgt mit einer außergewöhnlich hohen Innovationsdynamik und Diffusionsgeschwindigkeit, so dass die Digitalisierung als ein wesentlicher Motor des technisch-sozialen Wandels in der jüngeren Moderne gelten kann. Viele zukünftige Ausprägungen der Digitalisierung im Hinblick auf eine Green Economy und Nachhaltigkeit sind derzeit jedoch noch unklar, allerdings grundsätzlich gestaltbar.

Für die Umwelt- und Klimapolitik bedarf es daher, angesichts der zunehmenden Entgrenzung der Digitalisierung, einer Beobachtung wesentlicher digitaler Trends, eines Verständnisses ihrer Wirkungen im Verbund und eines geeigneten Zuschnitts, um die Entwicklungen praxistauglich in Politikarenen einordnen zu können. Die beteiligten Akteure beginnen erst langsam die skizzierten Entwicklungen von Digitalisierung und Green Economy nicht länger getrennt zu betrachten, sondern vielmehr eine gemeinsame Untersuchung in den Fokus zu nehmen. Genau dies soll im Rahmen des Vorhabens, anhand von beispielhaft ausgewählten Themenfeldern, geschehen.

Im Rahmen des Vorhabens sollen Schnittpunkte zwischen der notwendigen Entwicklung Deutschlands hin zu einer Green Economy und der zunehmenden Digitalisierung aufgegriffen und analysiert werden. Anhand der Schnittpunkte werden dann Handlungsempfehlungen für umweltschutzbezogene Veränderungen von Rahmenbedingungen erarbeitet. Übergreifende Fragen des Umganges mit Daten betreffen hierbei alle Arbeitspakete gleichermaßen, da alle Anwendungsfälle durchgängig mit dem Datenschutz vereinbar sein müssen. Daten sollen dabei auch ein Stück weit als Steuerungsfunktion, sowohl für einzelne Personen, als auch Organisationen, verstanden werden. Dieser bewusste Einbezug der Datenthematik in die ökologische Nachhaltigkeitsdiskussion, ermöglicht die Verknüpfung der bis jetzt meist gedanklich getrennt durchgeführten Diskussionen und Untersuchungen zu »Digitalisierung für Nachhaltigkeit« auf der einen und »Nachhaltige digitalisierte Gesellschaften« auf der anderen Seite.

Im Vorhaben wird zusammengestellt werden, in welchen Bereichen Big Data und z. B. darauf basierende KI-Anwendungen bereits für den Umweltschutz genutzt werden, welche weiteren bisher nicht genutzten Anwendungsmöglichkeiten es gibt und welche Hemmnisse vorliegen, die einer Anwendung entgegenstehen. Auf dieser Grundlage sollen Regulierungsvorschläge, die Hemmnisse für Big Data Anwendungen im Umweltschutz abbauen, entwickelt werden. Dabei sollen auch bereits diskutierte Regulierungsvorschläge zum Dateneigentum und Datenschutz sowie Überlegungen zu wettbewerbsspezifischen oder rechtlichen Aspekten mit in die Vorschläge einfließen.

Weiterhin sollen im Vorhaben anhand von ausgewählten digitalen Technologien die Potenziale der Digitalisierung für die Green Economy veranschaulicht werden. Dazu soll insbesondere für Künstliche Intelligenz und digitale Plattformen untersucht werden, welche der Green Economy dienenden Anwendungen es bereits gibt. Weiterhin sollen auch hier die Hemmnisse für eine volle Potenzialausschöpfung ermittelt werden und einzelne Beispielanwendungen vertieft untersucht werden.

Im Vorhaben wird zudem ein besonderer Fokus auf die Digitalisierung der ländlichen Räume gelegt. Dazu werden in einem ersten Schritt wesentliche Schnittstellen zwischen den Handlungsempfehlungen der Kommission »Gleichwertige Lebensverhältnisse« und den Themenfeldern Digitalisierung und Umweltschutz identifiziert. Hieraus werden, u. a. basierend auf einer nationalen und internationalen Best Practice Analyse, erste Maßnahmen entwickelt. In einem zweiten Schritt werden diese Maßnahmen einer Hemmnis-Analyse unterzogen. In einem dritten Schritt werden abschließend Instrumentenvorschläge zur Stärkung des ländlichen Raumes und des Umweltschutzes, unter besonderer Berücksichtigung der Potenziale der Digitalisierung erarbeitet.

Laufzeit

01.06.2020 - 31.01.2023

Auftraggeber

  • Umweltbundesamt

Partner

  • Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE)
  • Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung IÖW