»Into the great wide open?« Diskussion zu aktuellen Forschungsmethoden auf der internationalen Konferenz zu Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsindikatoren (STI) in Berlin
Heute ging die 28. Internationale Konferenz zu Wissenschafts-, Technologie- und Innovationsindikatoren 2024 in Berlin zu Ende. Über 350 Teilnehmende der Forschungscommunity diskutierten auf der dreitägigen Veranstaltung die komplexe Dynamik zwischen Konzepten der Offenheit und der Geschlossenheit von Wissenschaft, Technologie und Innovation und deren Auswirkungen auf Forschung, Politik und Praxis. Gastgeber waren das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI als Hauptorganisator, die Humboldt-Universität zu Berlin (Robert K. Merton Center for Science Studies) und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Zusammenarbeit mit dem European Network of Indicator Developers (ENID).
Was treibt unsere Forschung in immer unsichereren Zeiten an? Wie können wir hohe Forschungs- und Datenqualität sicherstellen? Was können die einzelnen Forschungsbereiche beitragen und wie können sie sich untereinander vernetzen? Welche Auswirkungen hat unsere Forschung auf die Gesellschaft? Diese und weiteren Fragen diskutierte die internationale Community in über 60 Sessions und Sonderveranstaltungen.
Die anspruchsvolle Besetzung der Konferenz zeigte sich bereits in der Begrüßung durch Prof. Jesper Schneider, ENID-Präsident, Christoph Schneider, Vizepräsident für Forschung der Humboldt-Universität zu Berlin und Prof. Dr. Peter van den Besselaar, Leiter der Abteilung Forschungssystem und Wissenschaftsdynamik des DZHW.
Wachsende Herausforderungen der Zukunft
Prof. Dr. Jakob Edler übernahm die Keynote zur Eröffnung. Der Leiter des Fraunhofer ISI widmete sich dem Verständnis historischer Entwicklungen auf dem Feld der System- und Innovationsforschung und skizzierte, wie diese zur Vorbereitung auf eine turbulente Zukunft helfen können. Dabei unterstrich er die enorme Bedeutung der Indikatorik als wesentliche Stütze der Innovationsforschung.
»Die Bedeutung von wissenschaftlich fundierten Indikatoren kann nicht überschätzt werden. Sie legt den Grundstein für viele Erkenntnisse, insbesondere auch der Nachbardisziplinen sowie in Politik und Strategieentwicklung. Evidenzbasiertheit ist in Anbetracht steigender Wissenschaftsskepsis und einem sich weiter ausbreitenden Populismus notwendiger denn je«, so Edler. In seiner Rede appellierte er daran, aus der Vergangenheit zu lernen, um sich den aktuellen wie künftigen Herausforderungen zu stellen, die sich durch kontextuelle Turbulenzen wie geopolitische Spannungen und einem dringenden Transformationsbedarf ergeben.
Edler warb für eine engere Vernetzung der Forschungsgemeinschaft, um auf die wachsenden Anforderungen an die Wissenschaft zu reagieren: »Immer kürzere Zyklen der politischen und gesellschaftlichen Anforderungen an die System- und Innovationsforschung fordern eine engere Vernetzung und übergreifende Zusammenarbeit der Wissenschaftsgemeinschaft«, so Edler.
Übergreifende Zusammenarbeit der Wissenschaftsgemeinschaft
Vernetzung auf allen Ebenen stand daher bei der gesamten Konferenz im Fokus, so auch in den Sondersessions. Im »Early Career Event« kamen junge Wissenschaftler:innen miteinander und mit erfahrenen Expert:innen ins Gespräch.
Die Session der Initiative »Women in Science Policy (WISP)«, die bereits zum dritten Mal in Folge angeboten wurde, verfolgte das Ziel, Frauen in der Wissenschaftspolitik zu verankern und ein Netzwerk für Forscherinnen aufzubauen. In diesem Jahr konzentrierten sich die Treffen auf die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgerinnen, die etwa über ihre Karriereerfahrungen in wissenschaftspolitisch relevanten Bereichen berichteten und potenzielle Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Forscherinnen mit Interesse an quantitativen und qualitativen Wissenschaftsstudien und Wissenschaftspolitik aufzeigten.
Weiterentwicklung der STI-Forschung
Die Konferenz machte deutlich, dass die kontextbezogene Auseinandersetzung mit Innovationen in ihren jeweiligen sektoralen Systemen stattfinden muss und die vielen verschiedenen Themenfelder hier intensiv ineinandergreifen müssen. Nicht zuletzt die Fragen und Anmerkungen, die am Ende der Konferenz im noch jungen Format der »Community Session« aufkamen, unterstrichen diesen Bedarf. Die aktuellen Entwicklungen in der STI-Community wurden auf der Konferenz intensiv diskutiert und die Notwendigkeit dieses Austausches umso deutlicher.
Dr. Rainer Frietsch, Leiter des Competence Centers Innovations- und Wissensökonomie am Fraunhofer ISI und einer der Hauptorganisatoren, resümiert: »Ziel der Konferenz war es, den internationalen Austausch der STI-Community nach den Entbehrungen der Pandemie wieder fortzuführen. Zusammen mit unseren Organisationspartnern und allen Teilnehmenden sind wir mit dem Ergebnis hoch zufrieden. Als eine der größten Veranstaltungen in dieser Serie mit Teilnehmenden aus 35 Ländern konnten neue Verbindungen geschaffen und bestehende erneuert werden. Die verschiedenen Kompetenzen und Erkenntnisse haben bei vielen bereits zu neuen Forschungsideen und Fragestellungen geführt.«
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Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.
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