Projekt

TRAMIGO - Transformationspfade für eine nachhaltige Gestaltung regionaler Mobilitätsverflechtungen in der Regiopole Mittlerer Oberrhein

TRAMIGO zielt auf Angebotsverbesserungen für die Alltagsmobilität der Menschen. Im Fokus stehen persönliche Beziehungen und daraus resultierende Mobilitätsverflechtungen.

Kommunen stehen vor der Herausforderung, die Mobilität und Lebensqualität für alle Menschen zu verbessern, den Verkehr nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig mit den gegebenen rechtlichen, finanziellen und personellen Rahmenbedingungen umzugehen. Doch Städte und Gemeinden stehen nicht isoliert da, sondern sind eng mit ihrem Umland durch Wohn-, Arbeits- und Freizeitverflechtungen verbunden.

Um vor diesem Hintergrund eine erfolgreiche Transformation hin zu mehr aktiver und multimodaler Mobilität und weniger Belastung durch den motorisierten Individualverkehr zu gestalten, müssen die Ursachen und Randbedingungen regionaler Verkehrsverflechtungen als Teil der Lebenswirklichkeit der Menschen im Detail analysiert und in konkrete Maßnahmen übersetzt werden. Hier setzt das Projekt TRAMIGO an. Es untersucht die Hintergründe und Treiber dieser Mobilitätsverflechtungen. Im Fokus steht dabei – exemplarisch für andere Regiopole – die klimafreundlichere Gestaltung des Quell- und Zielverkehrs zwischen den Städten und Gemeinden der Region Mittlerer Oberrhein mit der Stadt Karlsruhe im Zentrum. Für ausgewählte Kommunen in der Region entwickelt das Projektteam ein Leitbild und eine Toolbox für neue Wege, um die regionale Mobilität zum Wohl der Menschen, der beteiligten Akteure und der Umwelt zu gestalten. Experimentelle Lösungen werden in Reallaboren erprobt und wissenschaftlich begleitet.
 

Das Projekt TRAMIGO möchte die Möglichkeiten und Potenziale neuer Wege für eine bessere und nachhaltigere Mobilität in der Region Mittlerer Oberrhein aufzeigen und ausprobieren. Über einen breiten Ansatz aus regionalen und internationalen Analysen, neuen Bewertungsinstrumenten, breiten Dialogveranstaltungen und Reallaboren sollen Forschung und Praxis zusammengebracht werden. Hieraus vertieft und verknüpft TRAMIGO drei zentrale Wissensbausteine zu den Erfolgsbedingungen einer nachhaltigen Transformation regionaler Mobilitätsverflechtungen.

1. Systemwissen über den aktuellen Zustand des regionalen Verkehrssystems und seine Wechselwirkungen
TRAMIGO zeigt auf, wie sich Siedlungs- und Regionalstrukturen, soziale Netzwerke von Menschen und Unternehmen oder politische Prozesse und Rahmenbedingungen auf die Verkehrsverflechtungen in der Region auswirken. Mit diesen Grundlagen entwickelt TRAMIGO die Analysetools mobiTopp des KIT-IFV und Mobile-City von Fraunhofer ISI, takomat und KIT für datengestützte Dialogformate und Wirkungsanalysen weiter.

2. Orientierungswissen über die unterschiedlichen Sichtweisen und Bedürfnisse gesellschaftlicher Gruppen
Zusammen mit regionalen Akteuren erstellt TRAMIGO ein Leitbild für eine Mobilitäts- und Innovationsregion Mittlerer Oberrhein. Im Zentrum stehen zeitlich begrenzte Feldversuche oder Reallabore. Diese sind in der Regel unkompliziert umsetzbar, liefern aber wertvolle Informationen über Machbarkeit, Akzeptanz und Wirkungen dauerhafter Mobilitätsangebote und verkehrlicher Maßnahmen. Beispiele für Reallabore sind verbesserte ÖPNV- oder Sharing-Angebote, Gebühren und Tarife, Parkraummanagement, Zufahrts- oder Geschwindigkeitsregulierungen, Anreize, Informationskampagnen oder betriebliches Mobilitätsmanagement. Zentrale Maßnahmen des Leitbilds sollen mithilfe realer Praxisbeispiele detailliert aufbereitet und den regionalen Akteuren als Informationssammlung oder Toolbox mit Hinweisen für die praktische Umsetzung und erwartbare Wirkungen zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus stellt TRAMIGO aus internationalen Erfahrungen Modelle und Strukturen für eine effizientere und wirkungsvollere Koordination – oder Governance – regionaler Prozesse und Reallabore zusammen.

3. Transformationswissen über mögliche Umsetzungswege für verkehrspolitische Maßnahmen und Konzepte
Die abschließenden Projektziele gruppieren sich auf die Umsetzung und Evaluierung ausgewählter Verkehrsexperimente. Zusammen mit regionalen Akteuren zielt TRAMIGO darauf ab, ausgewählte Reallabore der Toolbox umzusetzen und durch die Forschungspartner zu begleiten. Die Realexperimente dienen dazu, ein tieferes Verständnis für die Implementierbarkeit der Maßnahmen im Stadt-Umland-Kontext zu gewinnen. Eine breite und systemdynamische Wirkungsanalyse bewertet die Balance zwischen Effektivität und Umsetzbarkeit der Maßnahmen und zeigt Lösungswege für Herausforderungen auf. Darüber hinaus untersucht das Projekt die Skalierbarkeit und Übertragbarkeit der Erkenntnisse aus den Experimenten auf andere Raumkontexte und Modellwerkzeuge. Ziel ist es, langfristig tragfähige Strategien für eine nachhaltige Mobilität zu entwickeln, die sowohl regional als auch überregional anwendbar sind.
 

Das Forschungsprojekt TRAMIGO ist in die Projektphasen Vorbereitung/Analyse, Roadmapping und Transformation gegliedert. Das Fraunhofer ISI ist in allen Projektphasen mit zentralen Rollen aktiv.

1. Erweiterung der MobileCity-App für regionale Analysen
Transformationsmodellierung: In diesem Arbeitspaket werden individuelle und gesellschaftliche Transformationsprozesse mithilfe verschiedener Simulationstools erfasst. Das Fraunhofer ISI konzentriert sich dabei insbesondere auf die regionale Erweiterung der MobileCity-App. Ziel ist es, Transformationsprozesse im Mobilitätssektor und in der Gesellschaft über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren zu analysieren. Die Modelle werden erweitert, um relevante Maßnahmen und gesamtgesellschaftliche Prozesse abzubilden.

Die MobileCity-App wurde im Rahmen der Mobilitätszukunftslabore 2050 für Karlsruhe entwickelt. Um realitätsnahe Simulationen von Mobilitätsinterventionen zu ermöglichen, wird die App um folgende Aspekte erweitert:

  • Regionale Darstellung des Umlands von Karlsruhe
  • Definition und Integration von Maßnahmen für eine bessere regionale Mobilität gemäß Leitbild und Toolbox
  • Vorbereitung von MobileCity für den Einsatz in Workshops und Dialogformaten, sowie für das Monitoring der umgesetzten Reallabore
  • Aufbau eines Wikis zur Wirkung von Maßnahmen und Fallbeispielen gemäß der Toolbox, sowie zu Details der MobileCity-App
  • Erstellung eines digitalen Zwillings für Forschungszwecke

2. Leitbild Innovations- und Mobilitätsregion Karlsruhe
Dieses Arbeitspaket zielt darauf ab, ein Leitbild zu entwickeln, das die angestrebte regionale Mobilitätsentwicklung in kommunizierbare Bilder und Storylines übersetzt. Akteure aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden werden in den Prozess eingebunden. Das Leitbild dient als normative Orientierung und Grundlage für den Backcasting-Prozess.

3. Toolbox Reallabore für die regionale Mobilität
Das Leitbild wird in eine detaillierte Roadmap mit konkreten Aktivitäten überführt. Dabei werden geografische und thematische Ebenen sowie Zeithorizonte berücksichtigt. Relevante Akteure wie Kommunen, Verkehrsanbieter und die Zivilgesellschaft werden aktiv eingebunden, um Treiber und Hemmnisse zu identifizieren.

4. Governance für die Mobilitätstransformation
Ziel ist die Entwicklung einer Governance-Struktur, die die Umsetzung des Leitbilds und der Roadmap unterstützt. Erfolgreiche Beispiele kooperativer Governance werden analysiert und auf die Region Karlsruhe übertragen. Ansätze wie agile Verwaltung und Collaborative Governance fördern den Austausch zwischen den Verwaltungen und stärken innovative Strategien.

5. Wirkungsanalysen, Skalierung und Transformationspfade
In Kooperation mit dem mobiTopp-Modell des KIT bewertet das Fraunhofer ISI die langfristigen Wirkungen der umgesetzten Reallabore und weiterer ausgewählter Maßnahmen der Toolbox mittels der erweiterten MobileCity-App. Betrachtet wird dabei ein Zeithorizont von 20 - 30 Jahren sowie die Skalierung der Maßnahmen auf die gesamte Region Mittlerer Oberrhein. Abschließend wird die Übertragung der Maßnahmen auf weitere regiopolitane Regionen geprüft.
 

Laufzeit

01.10.2024 – 31.09.2029

Auftraggeber

  • Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR)