Projekt

Foresight Fraunhofer - Zukunftsthemen für die angewandte Forschung

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Im Auftrag der Fraunhofer Gesellschaft hat das Fraunhofer ISI zusammen mit anderen Instituten des Fraunhofer-Verbundes Innovationsforschung die wichtigen Zukunftsthemen der Angewandten Forschung identifiziert. In einem Foresight-Prozess wurden technologische und gesellschaftli­che Entwicklungen nach ihrem Innovationspo­tenzial und ihrer Relevanz für die angewandte Forschung analysiert. Einige Spotlight-Themen wie Geoengineering wurden dabei besonders kontrovers diskutiert.

Welche Themen werden Forschung und Gesellschaft in Zukunft prägen? Um Antworten auf diese Frage zu finden, haben Forscherinnen und Forscher des Fraunhofer-Verbunds Innovationsforschung auf Basis eines breit aufgestellten Horizon Scannings zentrale Zukunftsthemen identifiziert und mit einer Potenzialanalyse bewertet. Die sogenannten Spotlights gliedern sich in Themen auf, deren hohe Relevanz bereits heute ersichtlich ist (z.B. Deep Learning – Künstliche Intelligenz, Biodiversität) und jene, die sich zukünftig erst noch dynamisch aus ihren Nischen heraus entwickeln werden (z.B. biohybride Technologien). Gemeinsam ist allen 51 Spotlight-Zukunftsthemen, dass sie hohe Relevanz haben für die angewandte Forschung. Dabei haben einige das Potenzial einen neuen dynamischen Markt zu schaffen oder zu verändern, während andere umfassende gesellschaftliche Auswirkungen haben können und die Marktrelevanz hingegen noch unklar ist.

Einen Vortrag zum methodischen Vorgehen finden Sie hier.

Die Fraunhofer-Gesellschaft hat im Rahmen eines Foresight-Prozesses einen systematischen Blick in die Zukunft geworfen, um aus potenziellen Technologien sowie gesellschaftlichen Herausforderungen strategisches Orientierungswissen abzuleiten und gleichzeitig eine Weiterentwicklung der Foresight-Methoden zu fördern. Eine Besonderheit an diesem Projekt ist neben dem systematischen, sehr breiten Scanning von Zukunftsthemen die umfassende Nutzung der Fraunhofer-Expertise über alle 72 Forschungsinstitute hinweg. Damit ist sie deutlich umfangreicher als bei vorausgegangenen Foresight-Prozessen. 

Es wurden 51 Themen mit großer Relevanz für die angewandte Forschung im Jahr 2030 identifiziert. 

  • Diese 51 Themen wurden zunächst durch eine umfangreiche Recherche von internationalen Foresight-Studien ausgewählt und analysiert.
  • Anschließend haben sie knapp 400 Fraunhofer-Expertinnen und -Experten hinsichtlich ihrer Relevanz für die Zukunft von Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft bewertet. 
  • Die Ergebnisse haben 20 nationale und internationale Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Industrie in einem Review-Prozess durch Interviews bestätigt. 

Ausgehend von den Befragungsergebnissen wurden Themen identifiziert, die grundlegende Veränderungen mit sich bringen werden und daher besondere Aufmerksamkeit erfordern. Zu diesen Themen zählen beispielsweise Deep LearningAI, Re-Economy und die Nutzung und Erhaltung von Biodiversität. Darüber hinaus wurden Themen erkannt, von denen eine besonders hohe Innovationsdynamik ausgeht. Einige dieser Themen, wie etwa Biohybrid, Water Harvesting Membrans und pHealth, sind schon heute für die angewandte Forschung sehr relevant, während andere bislang eher Nischenthemen sind, die sich aber dynamisch entwickeln und daher bald auf ein breiteres Interesse stoßen könnten. Viele Themen aus dieser Gruppe haben einen Bezug zur Mikroelektronik, wie Neuromorphic Chip oder Quantum Communication. Außerdem identifizierte die Studie eine weitere Themengruppe mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz. Zu diesen zum Teil sehr kontrovers diskutierten Themen gehören etwa Geoengineering, Civic Technologies und Reprogramming of Human Cells.

Weitere Erkenntnisse hinsichtlich der perspektivischen Entwicklung der ausgewählten 51 Themen lassen sich auf Basis der Befragungsergebnisse wie folgt ableiten: 

  • Zahlreiche Themen mit sehr breiter Auswirkung auf ganz unterschiedliche Forschungs- und Wirtschaftsbereiche könnten sich zu Schlüsseltechnologien entwickeln.
  • Themen mit konvergierenden Technologien könnten die Grenzen zwischen den Forschungsbereichen auflösen und damit die immer noch vorwiegend disziplinäre Prägung der Wissenschaften entscheidend verändern. 
  • Themen mit weitreichenden, teilweise kontrovers diskutierten Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt könnten den Bedarf nach Governance-Prozessen und gesellschaftlicher Einbindung bei der Entwicklung und Einführung neuer Technologien deutlich erhöhen. 

Der Foresight-Prozess wurde als breiter Blick in die Zukunft angelegt, der insbesondere emergente Technologien betrachtet, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen und die Verbindungen zwischen den fachlichen Gegenstandsbereichen (Technik, Wirtschaft und Gesellschaft) aufzeigt. Die Ergebnisse bilden eine fundierte Wissensbasis für eine Zukunftsorientierung und zahlreiche Anknüpfungspunkte für weitere Projekte mit spezifischen Fragestellungen mit den Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Politik und öffentlicher Hand.