Projekt

Implikationen des wirtschaftlichen Aufstiegs der Schwellenländer für die globalen Technologischen Innovationssysteme bei Umwelttechnologien (TITUS)

Bislang sind die globalen Innovationsaktivitäten im Bereich der Umwelttechnologien stark auf F&E-Standorte in Industriestaaten konzentriert. Es zeichnen sich allerdings Trends im globalen Innovationsgeschehen ab, die zu Veränderungen des vorherrschenden Modells der globalen Arbeitsteilung und des darauf basierenden Nord-Süd-Technologietransfers führen könnten: 

  • Die dynamische Marktentwicklung und der Aufbau eigenständiger Innovationskapazitäten hat in einigen Schwellen- und Entwicklungsländern zur Entstehung neuer Global Player, wie z. B. Suzlon (Indien), Goldwind oder Suntech (beide China), im Bereich der erneuerbaren Energietechnologien geführt. 
  • Angesichts der Schwierigkeiten bei der Anpassung hochtechnologischer Lösungen aus den Industrieländern an die spezifischen Bedarfe und Kontexte von Entwicklungsländern werden in der wissenschaftlichen Diskussion neue, angepasste Leitbilder für Innovationsprozesse propagiert, die sich stärker an den eigenständigen Innovationskapazitäten und den spezifischen Voraussetzungen von Entwicklungsländern orientieren. Als von besonderer Bedeutung werden in diesem Zusammenhang so genannte »frugale Innovationen« angesehen. Frugale Innovationen sind auf die Entwicklung technologisch einfacher, robuster und kostengünstiger Produkte oder Dienstleistungen ausgerichtet.

Der hohe Stellenwert von Umwelttechnologien in der Politik der Bundesregierung wird derzeit ressortübergreifend durch zahlreiche politische Initiativen der Bundesregierung und der EU-Kommission reflektiert, z. B. der neuen HighTech-Strategie des BMBF, dem gemeinsamen Masterplan Umwelttechnologien von BMBF und BMUB oder dem Eco-Innovation Action Plan der EU-Kommission. Der Aktionsplan des BMBF »Internationale Kooperation« von 2014 unterstreicht das Potenzial von Schwellenländern als Partner für die Lösung anstehender globaler Herausforderungen im Klimaschutz. Insgesamt herrscht zunehmender politischer Konsens darüber, dass die Chancen der Innovationskooperation auf dem Gebiet der Umwelttechnologien deren Risiken überwiegen. Entsprechende politische Initiativen können durch die im Rahmen des Projekts vorgesehene Erhebung empirischer Daten und systemische Überlegungen zur Gestaltung von Innovationsprozessen wissenschaftlich flankiert werden.

Sowohl die globale Dimension vieler Umweltprobleme als auch das wirtschaftliche Wachstum der Schwellen- und Entwicklungsländer können Anpassungen innerhalb der deutschen Innovationslandschaft erforderlich machen, um zum einen die Entwicklung technologischer Lösungen voranzutreiben, die besser an die spezifischen Bedarfe von Schwellen- und Entwicklungsländern angepasst sind, und zum anderen die Anschlussfähigkeit an das dynamische Innovationsgeschehen in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu erhöhen.