Projekt

Rohstoffbedarf für Zukunftstechnologien

Der Einfluss des branchenspezifischen Rohstoffverbrauchs in rohstoffintensiven und rohstoffsensiblen Zukunftstechnologien auf die zukünftige Rohstoffnachfrage

 

Die Industriestaaten gewinnen als Hochlohnländer im globalen Markt durch technische Innovationen Wettbewerbsvorteile. Der durch diese Rahmenbedingungen ausgelöste Forschungs- und Entwicklungswettlauf erhöht die Innovationsgeschwindigkeit laufend und nachhaltig. Zugleich ist die deutsche Wirtschaft nicht nur bei Energierohstoffen sondern auch bei Metallen beinahe vollkommen von Importen abhängig. Der Erfolg Deutschlands im Export seiner Produkte der Hoch- und Spitzentechnologie, und damit der Wohlstand der Gesellschaft, sind deshalb essentiell auf eine störungsfreie Versorgung mit Rohstoffen zu angemessenen Preisen angewiesen.

Die Lage auf den Rohstoffmärkten war in den zurückliegenden Jahren hoch turbulent. Neue Marktteilnehmer aus den Schwellenländern, allen voran China, haben zum Teil dramatische Disparitäten zwischen Rohstoffangebot und Rohstoffnachfrage ausgelöst. Die aufgetretenen Verwerfungen ließen viele Rohstoffpreise sprunghaft steigen.

Vor diesem Hintergrund erhebt sich die Frage, welche Risiken von der Rohstoffversor-gung für die Entwicklung von Zukunftstechnologien ausgehen. Es gilt aber auch zu prüfen, welche Impulse die Entwicklung und industrielle Nutzung solcher Technologien auf die Rohstoffnachfrage auslöst und ob es gelingt, ein Instrumentarium zu entwickeln, das solche Nachfrageschübe vorausschauend zu erkennen gestattet. Eine adäquate Vorschaumethode könnte zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage und damit zur Beruhigung der Rohstoffmärkte beitragen.

Während die Märkte der Energierohstoffe seit der ersten Ölkrise 1973 im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, sind die Märkte für Metalle und Mineralien erst in jüngster Zeit in das Blickfeld gerückt. Das vorliegende Projekt wird sich deshalb ausschließlich mit nicht energetisch genutzten Rohstoffen beschäftigen. Zeithorizont ist das Jahr 2030.

Potenzielle Versorgungsrisiken gehen von vulnerablen Rohstoffen aus. Vulnerabel sind Rohstoffe, wenn sie von hoher Bedeutung für die Volkswirtschaft sind, ihre Vorkommen auf wenige Länder beschränkt sind und diese in einer politisch instabilen Region liegen. Weil es in erster Linie diese Rohstoffe sind, welche die Entwicklung und industrielle Nutzung von Zukunftstechnologien hemmen könnten, stehen sie im Fokus der Auf-merksamkeit. So ist beispielsweise Platin ein essentieller Rohstoff für die Entwicklung und Nutzung der Brennstoffzellentechnologie, Tantal ein unverzichtbarer Rohstoff für die Miniaturisierung elektronischer Schaltungen, das knappe Indium für die Entwicklung der Displaytechnik, die Halbleiterindustrie sowie die Photovoltaik und Kupfer für Hybrid- und Elektrofahrzeuge.

Das Startset des Rohstoffportfolios im Projekt schließt die Rohstoffe Chrom, Zinn, Kupfer, Platinmetalle, Germanium, Indium, Tantal, Niob, Antimon, Kobalt und industriell genutzte Seltene Erden ein. Es wird im Verlauf des Projekts ergänzt, wenn weitere Rohstoffe als bedeutsam für die Entwicklung von Zukunftstechnologien erkannt werden. Zukunftstechnologien sind industriell verwertbare technische Fähigkeiten, die re-volutionäre Innovationsschübe weit über die Grenzen einzelner Wirtschaftsbranchen auslösen und langfristig tiefgreifend die Wirtschaftsstrukturen, das Sozialleben und die Umwelt verändern. Zukunftstechnologien lassen sich nicht auf wenige Innovationen eingrenzen, sondern finden sich in vielfältiger Ausprägung in allen Wirtschaftsektoren. Dies unterstreicht das Bemühen der industrialisierten Hochlohnländer, im globalen Wettbewerb durch technologische Exzellenz zu bestehen.

Das Projekt startet mit einer breiten Recherche nach Zukunftstechnologien, für deren Entwicklung die Versorgung mit vulnerablen Rohstoffen entscheidend ist. Das zu Anfang breite Technologieportfolio wird im weiteren Projektverlauf in mehreren Stufen eingeengt und zugleich die Analyse vertieft. Die Bearbeiter rechnen mit erheblichen Schwierigkeiten bei der Gewinnung technologiespezifischer Rohstoffinformationen, weil dieser Analysegegenstand bisher kaum Beachtung gefunden hat. Ein zentrales methodisches Instrument der Informationsgewinnung bilden Interviews mit Fachleuten der Industrie und anwendungsnahen Forschungseinrichtungen. Dabei sollen technologiespezifisch der Rohstoffgehalt, der Entwicklungsstand, der Zeitpunkt der Markteinführung und die erwartete Marktdiffusion eingegrenzt werden.

Das Projekt wurde Ende 2008 abgeschlossen; die Ergebnisse wurden Anfang 2009 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Status

abgeschlossen im Dezember 2008

Auftraggeber

  • Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Berlin

Partner

  • IZT gGmbH

Projektbegleitung

    Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover