Experten erwarten stark steigende Nachfrage nach wichtigen Rohstoffen

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI hat im Auftrag der deutschen Rohstoffagentur (DERA) die neue Studie »Rohstoffe für Zukunftstechnologien 2016« durchgeführt. Diese kommt zum Ergebnis, dass der Bedarf nach wichtigen wirtschaftsstrategischen Rohstoffen wie Lithium, Rhenium oder dem Seltenerd-Element Dysprosium in Zukunft deutlich zunehmen könnte. Die Studienergebnisse wurden heute auf einer gemeinsamen Fachkonferenz der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorgestellt.

Zukunftstechnologien können die globale Rohstoffnachfrage in der Zukunft stark verändern. Das Wechselspiel zwischen technologischem Wandel und Rohstoffbedarf spielt gerade für die von Rohstoffimporten abhängige deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle. Die Studie »Rohstoffe für Zukunftstechnologien 2016« geht dabei der Frage nach, welche Impulse die künftige industrielle Nutzung von Zukunftstechnologien auf die Rohstoffnachfrage auslöst und auf welche Rohstoffe diese Innovationen besonders angewiesen sind.

Dr. Frank Marscheider-Weidemann, der die Studie am Fraunhofer ISI koordiniert hat, erläutert die Details der Untersuchung: »Insgesamt wurden in einem Screening über 160 Zukunftstechnologien zum Stand der Technik, der Marktreife sowie des Rohstoffbedarfs und des Recyclingpotenzials untersucht. 42 Zukunftstechnologien wurden im Detail betrachtet und Szenarien für den Rohstoffbedarf im Jahr 2035 erarbeitet. Die Studie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Bewertung der zukünftigen Rohstoffnachfrag.«

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass sich die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen aufgrund der zukünftigen technologischen Entwicklungen deutlich erhöhen wird: Insbesondere der Bedarf für die Rohstoffe Lithium, Rhenium, Terbium und Dysprosium könnte bis zum Jahr 2035 auf mehr als das Doppelte der heutigen globalen Primärproduktion ansteigen. Auch bei Germanium, Kobalt, Scandium, Tantal, Neodym bzw. Praseodym wird nach Einschätzungen der Autoren der Studie der erwartete Rohstoffbedarf über dem heute produzierten Angebot liegen. »Nachfrageimpulse, beispielsweise durch die Elektromobilität oder Superlegierungen in der Luft- und Raumfahrt, werden die Märkte für Sonder- und Nebenmetalle in den kommenden Jahren stark bewegen«, so Torsten Brandenburg, Leiter des Arbeitsbereichs Rohstoffwirtschaft der DERA.

»Zur Gewährleistung einer sicheren Rohstoffversorgung sollten sich Unternehmen frühzeitig mit den Entwicklungen auf den internationalen Rohstoffmärkten beschäftigen und mögliche Ausweichstrategien in Betracht ziehen. Hier gilt es beispielsweise neue Lieferanten aufzubauen, die Rohstoffeffizienz in der Produktion zu erhöhen sowie Substitutionsmöglichkeiten und Recyclingtechnologien verstärkt zu nutzen«, so Peter Buchholz, Leiter der DERA. Gerade technologisch getriebene Nachfrageimpulse haben in der Vergangenheit zu starken Preisausschlägen bei mineralischen Rohstoffen geführt. Damit ließe sich in Zukunft auch besser darauf einwirken, dass technologisch getriebene Nachfrageimpulse nicht automatisch zu starken Preisausschlägen bei mineralischen Rohstoffen führen.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

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