Die Gewinner des ersten Foresight Filmfestivals stehen fest
Am 2. Juli 2015 fand in Halle an der Saale zum ersten Mal das Foresight Filmfestival statt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. Die dort prämierten Kurzfilme »sry bsy«, »080« und »malu« setzten sich mit ausgewählten Zukunftsthemen wie Selbstoptimierung, Künstliche Intelligenz und Privatheit im Informationszeitalter auseinander. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI brachte seine Erfahrungen aus dem BMBF-Foresight-Prozess in das Festival ein, das unter Leitung von Prof. Ralf Wehrspohn von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Kooperation mit der science2public – Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation e.V. und dem Fraunhofer ISI durchgeführt wurde.
Wie menschlich sollen Roboter werden? Wie gesund und leistungsfähig wollen wir sein? Wie hängt unsere Identitätsbildung mit den zunehmenden Möglichkeiten der Selbstoptimierung zusammen? Und wo führt die digitale Individualisierung unsere Gesellschaft hin? Mit diesen und anderen Fragen befasste sich das erste Foresight Filmfestival, auf dem 16 Filmteams rund 300 geladenen Gästen in den drei Themenfeldern »Selbstoptimierung«, »Künstliche Intelligenz« und »Big Data / Post Privacy« ihre Visionen vom gesellschaftlichen Umgang mit den technologischen Errungenschaften vorstellten. Die Kurzfilme widmeten sich den zukünftigen Technologien genauso wie den Herausforderungen einer technologisierten Gesellschaft. Am Abend stimmte das Publikum live und online über den jeweils besten Foresight-Kurzfilm aus den drei Kategorien ab, der jeweils ein Preisgeld von 3.000 Euro erhielt.
Im Themenfeld »Selbstoptimierung« wurde der Film »sry bsy« von Verena Westphal und Moritz P. G. Katz von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg als bester Kurzfilm gekürt. Er setzt sich mit den Auswirkungen einer ausschließlich leistungsbezogenen Arbeitswelt auf den Menschen auseinander. Durch den Zwang, immer effizienter, produktiver und schneller arbeiten zu müssen, entsagt sich die Hauptfigur jeder Pause, Essen oder Trinken bis hin zur kompletten Selbstaufgabe.
In der Kategorie »Künstliche Intelligenz« wurde der Film »080« von Stefan Poßner, Student der Burg Giebichenstein Kunsthochschule, vom Publikum als bester Filmbeitrag gewählt. In diesem Spot geht es um die Sinnfrage des Lebens, die von ausrangierten Robotern gestellt wird, die über das Leben, den Tod und den ethischen Umgang mit künstlicher Intelligenz diskutieren.
Felix Brokbals, Student der Burg Giebichenstein Kunsthochschule, gewann mit seinem Film »malu« die dritte Kategorie »Post Privacy / Big Data«. Der Kurzfilm zeigt als übertrieben positiver Imagefilm die Vorzüge der Selbstoptimierung durch das System malu. Mittels eines in den Körper eingepflanzten Mikrochips und Smart-Devices werden alle persönlichen Daten gesammelt und Lebensbereiche optimiert – von der Zeitplanung und dem digitalen Bezahlen bis hin zur Pflege sozialer Kontakte.
Die Visionen der Gewinner sind allesamt auf Themenbereiche bezogen, für die das Fraunhofer ISI zusammen mit dem VDI TZ im Foresight-Prozess des BMBF gesellschaftliche und technologische Trends mit Innovationspotenzial identifiziert hat. Dr. Simone Kimpeler, Leiterin des Competence Centers Foresight am Fraunhofer ISI, hebt die große Bedeutung der auf dem Foresight Filmfestival behandelten Themen hervor: »In unserer Foresight-Forschungsarbeit haben wir unter anderem die Themen Selbstoptimierung, Künstliche Intelligenz und Big Data als wichtige Zukunftstrends ausgemacht. Die nun entstandenen Kurzfilme greifen diese Themen nicht nur auf, sondern bringen zusätzliche Zukunftsvorstellungen der interdisziplinären Film-Teams mit ein. Das Foresight Filmfestival ist ein interessantes neues Format für die Einbindung einer breiteren Öffentlichkeit in die Entwicklung von Zukunftsszenarien.« Im Nachgang des Festivals wird das Foresight-Team des Fraunhofer ISI alle eingereichten Beiträge im Hinblick auf ihre Zukunftsbilder sowie darin thematisierten Chancen und Risiken des gesellschaftlichen und technischen Wandels analysieren.
Neben der Vorstellung der Kurzfilme wurde das erste Foresight Filmfestival unter anderem durch eine Eröffnungsrede von Christian Herbst, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), einem Impulsvortrag von Wolfgang Müller-Pietralla, Volkswagen AG, zur sozio-technischen Entwicklung der Gesellschaft sowie durch eine parallel stattfindende »Science meets Vision«-Ausstellung abgerundet.
Das Foresight Filmfestival wird im Jahr 2016 mit drei neuen Themenschwerpunkten aus den Geschichten aus der Zukunft des BMBF fortgeführt.
Weitere Informationen
- Alle eingereichten Kurzfilme des Foresight Filmfestivals ansehen
- Informationen zum Foresight Filmfestival
- Informationen zur science2movie-Academy
- Forschungsprojekte des Fraunhofer ISI im Bereich Foresight
- Hintergründe zum BMBF-Foresight-Prozess
- Hintergründe zu den im BMBF-Foresight-Prozess entstandenen "Geschichten aus der Zukunft"
Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.
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